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Dresden
Unerwarteter Immobilien-Boom

Das Image der Stadt Dresden hat unter Pegida gelitten. Der Tourismus geht zurück, Forschungseinrichtungen beklagen, dass es schwieriger wird, internationale Wissenschaftler zu gewinnen. Aber eine Branche boomt: Der Immobilienmarkt.

Von Alexandra Gerlach | 19.04.2016
    Sonnenaufgang über der Altstadt von Dresden und der Elbe
    Sonnenaufgang über der Altstadt von Dresden und der Elbe (dpa / picture alliance / Matthias Hiekel)
    Dresden entwickelt sich rasant – und das sei nicht zu übersehen, sagt Günther Bruntsch, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden: "Es wird jede Lücke in Dresden bebaut, es gibt kaum noch große freie Flächen, was die Immobilien betrifft, da gibt es einen Run, man sieht das auch an der Preisentwicklung der Immobilien, die alle wesentlich erhöht gegenüber den vergangenen Jahren sind."
    Für den IHK-Präsidenten liegen die Fakten für die Attraktivität des ostdeutschen Immobilienstandortes auf der Hand: die reiche Kultur- und Wissenschaftslandschaft der Stadt, gute Wirtschaftsbedingungen und die geografische Nähe zu Berlin, Prag und Breslau. Diese Gegebenheiten zogen bislang vor allem Privatanleger an, sagt Rolf Leube, der sich als Immobilienentwickler im Luxussegment an der Elbe etabliert hat. Ganz folgenlos bleibt aber auch für seine Branche nicht, wer da jeden Montag durch die Dresdner Straßen zieht. Fast jeder Kunde spreche ihn auf Pegida an, sagt Leube, der deswegen manchmal eine gewisse Kauf-Zurückhaltung zu spüren meint.
    Dennoch: Insgesamt steigt die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in der Elbe-Stadt. Für Leube ist es die aktuelle Niedrigzinspolitik, die viele Anleger derzeit in den deutschen Immobilienmarkt treibe. Im Fokus der Immobilienentwickler: sogenannte B-Städte, die im Fach-Jargon für ein gewisses Mietpreisniveau und Wertzuwachspotenzial stehen und die mittel- und langfristig interessante Rendite sichern.
    Laut Statistik wird der Wohnungsbedarf noch steigen
    Dresden zählt erst seit kurzer Zeit zu dieser Gruppe. Anders, als in den weitgehend ausverkauften A-Städten seien hier noch attraktive Innenstadtflächen für Wohn- und Gewerbebauten erhältlich zu moderaten Preisen, so Leube: "Wir haben immer noch die Bodenhaftung. Bodenhaftung heißt, dass der höchste Preis mit 5.200 Euro pro Quadratmeter aufgerufen wurde in Dresden, und wenn man dann bedenkt, dass man zur Stunde in der 1-A-Lage in München durchschnittlich 18.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt, dann haben wir noch richtig Luft!"
    Der Wermutstropfen: Beim Image-Ranking in der aktuellen Studie des großen deutschen Immobilien-Unternehmens Dr. Lübke& Kelber, für insgesamt 110 Städte, ist Dresden im vergangenen Jahr von Platz vier auf Platz sieben abgerutscht. Für Kapitalanleger ist aber vor allem interessant, was nach dem Kauf aus den Immobilien rauszuholen ist, sagt Immobilienfachmann Leube:
    "Zum einen die Mitpreiserhöhungspotenziale, da steht Dresden an vierter Stelle von 110 und jetzt kommt der wichtige Faktor, das sind die Kaufpreiserhöhungspotenziale, bzw. Wertsteigerungspotenziale, und da steht Dresden an erster Stelle."
    Glaubt man der Statistik, wird der Wohnungsbedarf in der Elbestadt bis 2030 weiter steigen. Die Zahl der Einwohner soll von derzeit 549.000 auf dann 587.000 klettern.