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Drohne hilft Landwirten

Im vorpommerschen Liepen bei Greifswald werden seit zwei Jahren Drohnen, kleine unbemannte Flugkörper, für die Erkundung von Ackerflächen getestet und erforscht. Mit den Kleinfliegern wollen Landwirte künftig sparsamer und kostengünstiger Dünge- und Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Von Maren Schibilsky | 20.10.2010
    Ein stiller Herbstmorgen in Liepen. Rund 30 Kilometer vor Greifswald. Am Ortsrand erstreckt sich ein 46 Hektar großer Acker, bestellt mit Winterraps. Mitten auf dem Feld steht ein Forscherteam der Universität Rostock. Dazu ein Campingtisch, Sonnenschirm, Laptop. Die Forscher halten ein Modellflugzeug in den Händen. Ein Meter lang, mit einer Flügelspannweite von 1,80 Meter.

    An der Unterseite des Motorseglers sind in einem winzigen Laderaum GPS-Sensoren und eine Farbbildkamera untergebracht. In wenigen Sekunden wollen die Forscher diesen Modellflieger als Drohne in den Himmel schicken. Zur Lufterkundung der Ackerfläche. Der Rostocker Geoinformatikprofessor Görres Grenzdörffer überprüft am Laptop die einprogrammierten Flugbahnen, die die Drohne über dem Acker nehmen soll. Dann erfolgt der Start.
    Die Drohne surrt mit steilem Winkel in den Himmel. In wenigen Sekunden hat sie ihre Arbeitshöhe von 300 Metern erreicht. Dann schaltet Görres Grenzdörffer auf Autopilot um, die Drohne fliegt jetzt vollautomatisch.

    "Wir wollen die Flugbahn der Drohne hier genau nachvollziehen und wir wollen auch einige Bilder machen."

    Im Sekundentakt nimmt die Farbkamera Bilder von der Ackerfläche auf. Feldquadrat für Feldquadrat. Jeweils sechs Hektar groß. Der Winterraps der Neetzower Agrarhof Peenetal GmbH ist dies Jahr schlecht angewachsen. Geschäftsführer Wilfried Littmann nutzt die Lufterkundung, um das Wachstum seiner Pflanzen besser zu beurteilen.

    "Der fliegt jetzt genau die Flugbahn ab, die wir vorgegeben haben. Er nimmt alle vier Sekunden ein Foto auf. Vielleicht noch eine Minute, dass er in den Landemodus kommt und automatisiert auch landen wird."

    Die Drohne kreuzt im Zickzackflug über den 46 Hektar großen Schlag. Dann landet sie sanft im Feld. Seit zweieinhalb Jahren hat Wilfried Littmann verschiedene Drohnen am Start. Zuerst war es ein Kleinflugzeug, entwickelt von der Bundeswehr-Universität München. Jetzt sind es vier Drohnen unterschiedlicher Größe, die vom Institut für Management ländlicher Räume der Universität Rostock getestet werden. Demnächst wollen die Forscher ein Fünf-Kamerasystem integrieren berichtet Görres Grenzdörffer:

    "Da erhoffen wir uns ein realistischeres Bild, ein zuverlässigeres Bild, das unabhängig vom Sonnenstand qualifizierte Informationen liefert. Da haben wir augenblicklich ein kleines Problem bei den klassischen Luftbildaufnahmen, die wir jetzt hier machen, dass wir nicht immer mit der Senkrechtaufnahme radiometrisch einheitliche Bilder bekommen können."

    Mit wissenschaftlichem Know-how und Fördermitteln des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommerns will Wilfried Littmann die agrarische Lufterkundung bis 2012 zur Marktreife bringen.

    "Mit dem Ziel, die großen Schläge, die wir haben, die großen Feldstücke von etwa 160 Hektar Größe differenziert bearbeiten zu können, differenziert Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen und Düngung, um Betriebsmittel einzusparen, um etwas umweltschonender zu arbeiten. Denn wo weniger Pflanzenschutz hin muss, wo weniger Dünger hin muss, kommt eine niedrigere Belastung."

    Nur soviel düngen und spritzen, wie die Pflanze braucht. Je nach Teilfläche des Ackers. Das ist das Ziel.

    "Dann gib mal die Karte. Wollen wir mal sehen, was da drauf ist."
    Am Bürocomputer betrachtet der Landwirt das Ergebnis des Fluges. Aus 80 sich überlappenden Farbfotos entsteht ein Bildmosaik vom Acker. Eine Spezialsoftware verwandelt die Luftbilder in eine Biomasseverteilungskarte. Mit den Biomassedaten wird der Bordcomputer eines Düngerstreuers gefüttert. Jetzt kann Wilfried Littmann seinen Winterraps dosiert düngen und spritzen lassen. Das spart Kosten. Insgesamt bis zu 30 Euro pro Hektar ohne Ertragsverlust.