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DSV-Präsident
Neu, aber umstritten

Die 700.000 Mitglieder des Deutschen Skiverbandes haben einen neuen Präsidenten: den bisherigen Vizepräsidenten Franz Steinle. Der 64jährige wurde auf dem Verbandstag am Rande des Auftaktspringens der Vierschanzentournee gewählt. Steinle ist hauptberuflich als Richter tätig - und nicht unumstritten.

Von Thomas Purschke | 29.12.2013
    Ein Porträt von Franz Steinle.
    Franz Steinle wurde zum neuen Präsidenten des Deutschen Skiverbandes gewählt. (picture-alliance/ dpa / Frank Rumpenhorst)
    Neben dem 64-jährigen Hobbysportler Steinle hatte im Vorfeld auch der einstige Skirennläufer Christian Neureuther Interesse an der DSV-Präsidentschaft bekundet. Außerdem fiel auch der Name des Ex-Skilangläufers und DSV-Vizepräsidenten Peter Schlickenrieder. Der hatte aber erklärt, er stehe nicht zur Verfügung. Vor Weihnachten verlautete allerdings bereits, dass sich die Gremien des Skiverbandes intern auf Franz Steinle geeinigt hätten. Mit dem Schwaben Steinle kommt der DSV-Präsident erstmals nicht aus Bayern, dem mitgliederstärksten Landesverband im DSV. Franz Steinle stand bis 2005 dem Schwäbischen Skiverband vor und war seither im Deutschen Skiverband als Vize-Präsident unter anderem zuständig für Rechtsfragen sowie für den Antidoping-Bereich.
    Doch gerade im Antidopingkampf ist Steinle nicht unbedingt als vorbildlicher Spitzenfunktionär aufgefallen. Im engen Schulterschluss mit dem bisherigen DSV-Präsidenten Alfons Hörmann und dem DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller kam es im Verband immer wieder zu höchst fragwürdigen Entscheidungen. Der amtierende DSV-Generalsekretär Pfüller war in der DDR laut Zeitzeugen als Cheftrainer und Funktionär des DDR-Skiverbandes selbst in das Dopingsystem eingebunden. Jahrelang hat Pfüller im DSV dopingbelastete DDR-Kollegen protegiert. Erinnert sei hier an den Fall des DDR-Biathlontrainers Frank Ullrich, der heute Skilanglauf-Bundestrainer ist. Im Jahr 2009 kam eine vom Deutschen Skiverband eigens eingesetzte Untersuchungskommission zum Ergebnis: Wenn Ullrich auch heute daran festhalte, dass es sich damals im DDR-Biathlon lediglich um legale Mittel gehandelt habe, gehe die Kommission von einem „unbewusst gesteuerten Verdrängungsmechanismus“ aus. Das Gremium stand ausgerechnet unter dem Vorsitz des Juristen und damaligen DSV-Vize Franz Steinle. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte seinen Verbänden für solche Fälle empfohlen, die zentrale Dopingkommission des DOSB einzuschalten. Der Skiverband tat das nicht. Stattdessen kam die DSV-Untersuchungskommission unter Franz Steinle verbandsintern und eigenmächtig zu dem Ergebnis, keine arbeits- oder dienstrechtlichen Schritte gegen Trainer Frank Ullrich einzuleiten.
    Und auch in weiteren Punkten war der für Rechtsfragen zuständige Franz Steinle dem Deutschen Skiverband wenig hilfreich: Bei den ungeschickten Verhandlungen zu einem neuen Fernseh-Vertrag im Jahr 2007 hatte der Präsident Hörmann mit seinem Vize, dem Juristen Franz Steinle, den Skiverband fast in ein Finanzchaos gestürzt.
    Und Ende diesen Jahres hatte der Deutsche Skiverband in einer internen Prüfung seinen damaligen Präsidenten Alfons Hörmann entlastet. Hörmann, früher Chef der Creaton AG, einem Unternehmen aus der Dachziegelbranche, sah sich mit dem Vorwurf ungerechtigter Preisabsprachen konfrontiert.