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Dubiose Unterwanderung

Die anderen Landesverbände schauen schon sehr besorgt nach Berlin und Brandenburg weil das was hier passiert ist im gesamten Ablauf uns nicht gerade gut zu Gesicht steht.

Von Dieter Wulf | 12.06.2004
    Erklärte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes DJV Michael Konken in dieser Woche, nachdem am vergangenen Wochenende die Wahl der Berliner Landesvertretung der Journalistengewerkschaft in einem Tumult endete. Und das, nachdem die Wahl eines neuen Vorstandes im brandenburgischen Potsdam nur zwei Wochen zuvor auch schon unter sehr fragwürdigen Umständen abgehalten wurde. In beiden Fällen sprachen die unterlegenen Kandidaten von einer feindlichen Übernahme durch dubiose Masseneintritte von Rechtsextremen. Für solche Leute aber sei im DJV kein Platz, erklärte Michael Konken am vergangenen Wochenende und forderte den neugewählten stellvertretenden brandenburgischen Landesvorsitzenden Torsten Witt zum Rücktritt auf. Stattdessen empfahl er einen außerordentlichen Gewerkschaftstag und Neuwahlen.

    Torsten Witt, so Michael Konken, gehöre als Funktionär des Bund Freier Bürger eindeutig zu einer rechtsextremen Gruppierung.

    Dieser Bund Freier Bürger ist durch den Verfassungsschutz NRW als rechtsextrem eingestuft worden. Alle Veröffentlichungen die ich dazu gelesen habe und ich habe da intensiv einige Tage recherchiert, bestätigen das. Und das ist für mich dann Fakt genug um zu sagen, wenn einer als Funktionär dort tätig war und er wird vom Verfassungsschutz als bedenklich eingestuft, dann kann er kein Funktionsträger im DJV sein.

    Tatsächlich habe es einmal eine Erwähnung der Partei im Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein Westfalen gegeben, gibt der angegriffene Torsten Witt zu. Für Berlin aber treffe das nicht zu. Ihn als rechtsextrem zu bezeichnen sei geradezu absurd.

    Bernd Martin unser Vorsitzender im Landesverband Brandenburg ist überzeugter Antifaschist, ist Mitglied des VVN, des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes, seine Familie ist im Konzentrationslager des Dritten Reiches umgekommen. Denken Sie dieser Mann würde mich als seinen Stellvertreter holen, wenn ich Rechtsextremist wäre. Denken Sie ich hätte acht Jahre in einer festen Beziehung mit einem Mädchen streng jüdischen Glaubens zusammen leben können, oder genau gesagt die mit mir, wenn ich so ein böser Rechtsextremist wäre, das ist doch alles nicht stimmig.

    Für ihn ist das schlicht eine Verleumdungskampagne, mit der man ihn mundtot machen wolle, so Torsten Witt.

    Das ist das übliche Spiel, wer eine Hauptversammlung verliert sucht Angriffspunkte.

    Das wiederum bestreitet der am vergangenen Wochenende bei der Wahl des Berliner Vorstandes unterlegene Kandidat Gerhard Korthy

    Wenn es denn so wäre, dass ich in einer demokratischen Wahl unter gleichen und fairen Bedingungen einfach auf Grund der schlechteren Argumente oder der schlechteren Mannschaft verloren hätte, dann muss man das einfach hinnehmen, das gehört sich in einem demokratischen Verband. Aber es sind so viele Zweifel angebracht, dass ich denke die Kolleginnen und Kollegen die mit mir angetreten sind werden dieses mit großem Ernst und mit Nachdruck und sehr zeitnah betreiben all diese merkwürdigen Vorgänge zusammen zu tragen und zu prüfen und dann in die Anfechtung gehen.

    Tatsächlich gebe es jenseits der ihrerseits offenbar fragwürdigen Vorwürfe des Rechtsextremismus eine Reihe merkwürdiger Vorgänge rund um den von Torsten Witt gegründeten Berliner Verband Junger Journalisten, betont Gerhard Korthy.

    Deren Mitglieder sind massiv beim Verbandstag in Brandenburg aufgetreten und stellen ja nun einige der Vorstandsmitglieder und wir haben viele der in Brandenburg neu eingetretenen nun kurze Zeit später wieder nach Berlin übergetreten sind…. Das ist schon ein merkwürdiger Vorgang.

    Dabei agierte besonders der Vorstand des Berliner Landesverbandes des DJV äußerst fragwürdig, ja geradezu undemokratisch. Nun prüfen die jeweils unterlegenen Gruppierungen welche juristischen Schritte möglich sind. Unter anderem geht es darum, ob es sich bei denjenigen, die so kurzfristig beigetreten sind, auch wirklich um hauptberufliche Journalisten handelt. Ein Problem, das unabhängig von den aktuellen Querelen vom Journalistenverband auch grundsätzlich geklärt werden müsse, findet Gerhard Korthy.

    Da wird man mal genauer hingucken müssen. Viele sind fasziniert von den großen Zahlen aber ich denke wir müssen sehen dass wir wirklich den Kern unseres Berufes und unserer berufsständischen Vertretung nicht aufweichen.

    Einstweilen haben die beiden neugewählten Vorstände zugestimmt, dass die Wahlunterlagen von einer unabhängigen Anwältin geprüft werden. Einzelne Mitglieder haben jedoch bereits angekündigt die Wahlen in jedem Fall anfechten zu wollen. Die nächste Runde in einem äußerst fragwürdigen Schauspiel mit Schlagzeilen in eigener Sache ist in jedem Fall vorprogrammiert.