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Durchblick beim Klimaschutz für Verbraucher

Es gibt viele Ansätze, Produkten des täglichen Konsums einen CO2-Fußabdruck zuzuordnen, also über die Klimafolgen zu informieren. Eine Art Weltgipfel für solche Initiativen findet derzeit in Berlin statt.

Von Dieter Nürnberger | 17.03.2010
    Ziel des heute in Berlin begonnenen Kongresses ist es, mittelfristig einen solchen ökologischen Fußabdruck für Produkte und auch Dienstleistungen zu gestalten. Es ist nicht das erste Treffen dieser Art – bei Vorgängerveranstaltungen ging es bereits um erste praktische, auch internationale Erfahrungen. Es ging auch darum, eine verlässliche Methodik zu entwickeln, mit der Unternehmen ganz konkret berechnen können, welche Emissionen in der Wertschöpfungskette eines Produktes genau anfallen. Diesmal steht nun Vermittlung, die Kommunikation ganz oben auf der Agenda. Konkret: Wie könnte eigentlich eine solche Information für die Verbraucher aussehen. Jacob Bilabel ist von der Initiative "Thema 1", dem Veranstalter des Kongresses. Er sagt, es habe sich bereits viel getan bei der Diskussion über eine solche ökologische Verbraucherinformation:

    "Es geht relativ gut in den Bereichen Nahrungsmittel und Kleidung. Und auch bei den Energie verbrauchenden Geräten: Bei solchen Geräten glauben wir aber, dass durch die Angaben zur Energieeffizienzklasse dem Anspruch schon genügt wurde. Momentan ist es unser Ansatz, sich schon bestehende Labels anzuschauen – beispielsweise den Blauen Engel – und dann zu prüfen, inwieweit man den CO2-Fußabdruck da einarbeiten kann. Ein weiteres alleinstehendes Label halten wir nicht für sinnvoll. Generell könnte somit auch schneller gelabelt werden, wenn es denn politisch gewünscht ist."

    Es ist durchaus beeindruckend, wie viele unterschiedliche Unternehmen bereits über eine solche Etikettierung nachdenken. Bei den Vorgängerkongressen kamen viele namhafte Firmen zusammen – Sportartikelhersteller beispielsweise, Chemiekonzerne oder auch Dienstleistungsanbieter. In Deutschland gehört die Deutsche Post mit ihrem Tochterunternehmen "DHL" dazu. Björn Hannappel beschreibt was derzeitig und künftig unter dem Aspekt ökologischer Fußabdruck berechnet werden soll.

    "Bisher berechnen wir den Transport des Pakets und auch den Umschlag oder die Verteilung in den Paketzentren. Zukünftig soll auch die Herstellung des Pakets berechnet werden, zumindest sehen das neue Entwürfe für ein solches entsprechendes Protokoll vor. Da testen wir derzeit und schauen uns an, wie praktikabel dies ist."

    Beim Post-Dienstleister "DHL" gibt es bisher das Label "Go Green". Es ist allerdings kein Etikett, welches nun etwa konkret benennen würde, wie viel CO2-Emissionen beispielsweise durch die Versendung eines bestimmten Pakettyps verursacht werden. Auf jeden Fall aber hat sich der Konzern damit auf dem Markt positioniert, sagt Björn Hannappel.

    "Wir haben unser 'Go Green'-Label: Das bedeutet, eine Dienstleistung ist CO2-neutral. Das heißt, wir berechnen die entstandenen CO2-Emissionen und gleichen dies durch Investitionen in Klimaschutzprojekte wieder aus. Bei unseren 'Go Green'-Produkten entsteht durch diesen Ausgleich ein geringer Mehrbetrag, den wir dann den Geschäftskunden in Rechnung stellen. Die das wollen, sind somit bereit, hier einen geringen Aufschlag zu zahlen. Für Privatkunden ist das inklusive, hier übernehmen tatsächlich wir den Mehrpreis."

    Die Veranstalter gehen davon aus, dass Unternehmen, die sich im Bereich des ökologischen Fußabdrucks engagieren, langfristig auf jeden Fall eine hervorgehobene Position auf den Märkten haben werden. Man unterstellt also, dass es auf Seiten der Verbraucher eine entsprechende Nachfrage geben wird. Und natürlich wachse auch der politische Druck, sagt Veranstaltungsmanager Jacob Bilabel, hier verbindlich zu handeln. Es gebe bereits weltweite Bestrebungen den ökologischen Fußabdruck für Produkte und auch Dienstleistungen darzustellen.

    "In Frankreich gibt es einen Gesetzentwurf, der ab 2011 vorsieht, dass eine vorgeschriebene Umweltdeklaration auf Produkten einzuführen ist. Da hat man nun noch ungefähr neun Monate Zeit. Somit gibt es derzeit in Frankreich sehr viel Aktivität und dies treibt dann auch die europäische Diskussion an. In Asien gibt es bereits entsprechende Produktinformationen. In Thailand, Korea und Japan sind sie da schon recht weit. In den USA gibt es eine recht große Initiative von 'Walmart'. In Deutschland gibt es auch Pilotprojekte. Es ist also derzeit durchaus ein weltweites Thema."

    Derzeit werden also Lösungsansätze für eine solche Deklaration verglichen. Eines sei aber sicher, so die Veranstalter: Kommen werde ein solches Label mit Angaben zum ökologischen Verbrauch eines Produktes oder einer Dienstleistung auf jeden Fall.