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Durchblick im Netz

Ohne Suchmaschinen wäre es schwer, sich im Netz zurechtzufinden. Doch auch die Flut ihrer Antworten führt den Anwender selten schnell zum Ziel. Das "Semantic Web", also ein nach der sprachlichen Bedeutung organisiertes Netz, könnte die Navigation viel leichter machen.

Von Hartmut Schade | 08.04.2006
    Nicht die Masse, die Klasse machts. Das gilt in unserem Informationszeitalter erst recht für die wichtige Ressource Information. Doch das Internet bietet zu allererst Masse:

    "Wir leben im Informationszeitalter. Dessen markantestes Kennzeichen ist: wir haben zu viele Informationen, wir ertrinken darin. So ist es sehr wichtig, jene Informationen zu finden, die wir gerade benötigen. Ich denke, der einzige Weg zur Lösung dieses Problems ist, wir beschreiben die Informationen – das ist es, was mit Semantik gemeint ist. Wir geben der Information eine Bedeutung. Semantische Technologien sind die Zukunft des World Wide Web"

    Sagt Steve Pepper von der norwegischen Firma Ontopia, einer der Vordenker des "Semantic Web". Das Semantic Web schwebt gleichsam als Netz über dem Netz. Es gibt dem Sammelsurium des Internets mittels "Topic Maps" eine Struktur.

    "Topic Maps funktionieren sehr ähnlich dem Register eines Buches. Du beschreibst die Gegenstände, die Dich interessieren, schaffst Beschreibungen, die das Objekt charakterisieren und Du sagst, wo die Informationen über den Gegenstand in den verschiedenen Datenbanken und Dokumenten zu finden sind. So erkennt man den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Gegenständen. Zum Beispiel kannst Du sagen, Leipzig liegt in Sachsen und der Workshop hier findet in Leipzig statt. Das ist eine Beziehung zwischen zwei verschiedenen Subjekten. "

    So entstehen Topic Maps, was man sehr frei mit "Bedeutungslandkarten" übersetzen kann. Diese bilden das Grundgerüst des Semantic Web. Doch Topic Maps gehen weit über den Index eines Buches hinaus, weiß Lutz Maicher vom Institut für Informatik der Universität Leipzig.

    "Diese Indexe sind leistungsfähiger. Sie haben Verbindungen, sie haben Assoziationen zwischen den Indexbegriffen. Und man hat sehr viele Belegstellen an verschiedensten Stellen im World Wide Web, an verschiedenen Orten im Intranet eines Unternehmens, in Forschungsnetzen et cetera. Wir entwickeln den Begriff des Indexes weiter und schaffen es somit, Indices für das gesamte Web zu erstellen."

    Im Unterschied zu anderen Ansätzen wie dem "Dublin Core" oder "Resource Description Framework" RDF, die nur Metadaten zu Informationen liefern, schaffen die Topic Maps Zusammenhänge und Modelle sagt der Informationswissenschaftler Alexander Sigel von der Universität Köln.

    "Man kann sogar widersprüchliche Informationen repräsentieren. Es kann ein, das der eine etwas so sieht und der andere so - da ist bei Wissen nun mal so - und das ist kein Problem, weil die Sichtweisen eben als Sichtweisen repräsentiert werden."

    Das macht Topic Maps vor allem für große Unternehmen interessant. Das dort in den verschiedenen Abteilungen angehäufte Wissen lässt sich heute oft nur schwer nutzen, weil die Struktur und Logik von Datenbanken sich unterscheiden. Mit Topic Map muss man die Unterschiede nicht wegbügeln oder alles in die gleiche Form bringen, sondern schafft einen Zusammenhang zwischen den Daten und kann so leicht durch die verschiedensten Datenbanken und Dokumentensammlungen navigieren. Für Steve Pepper sind die Topic Maps deshalb das GPS des Informationszeitalters.

    "Manche Leute nennen die Topic Maps das GPS für Informationen. Es ist ein Weg durch den Informationskosmos zu navigieren und die Informationen zu finden, die Du suchst. "