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E-Books in der Bücherei ausleihen

Von den bundesweit etwa 10.700 Büchereien bieten derzeit nur zehn Prozent eine Dienstleistung an, die zum neuen Trend im Bibliotheksgeschäft werden könnte: die sogenannte 'Onleihe'. Dabei werden Bücher und Fachzeitschriften nicht mehr in gedruckter Form, sondern als Dateien verliehen.

Von Thomas Wagner | 23.04.2012
    Bücher, Bücher, nichts als Bücher: 80.000 stehen in den lichtdurchfluteten Regalen der Stadtbücherei Singen. Doch neuerdings gibt es noch deutlich mehr zu leihen, als das, was in den Regalen steht:

    "Also, das Tolle an dem E-Book ist, dass man die Schriftgrößen verändern kann. Und dass man die auch im Dunklen lesen kann. Das E-Book leuchtet."

    Katharina Schäufele aus Singen ist ein E-Book-Fan durch und durch: Krimis, Sachbücher, Klassiker – all das führt sie sich an ihrem Lesegerät zu Gemüte. Und seit etwa einem Dreivierteljahr kann sie sich all das auch ausleihen – in ihrer Stadtbücherei in Singen:

    "Das finde ich eine supertolle Idee und vor allem auch einen klasse Service der jeweiligen Bibliotheken."

    Die die Leseratte nun gar nicht mehr betreten muss. Denn wer in der Stadtbücherei Singen statt einem gedruckten ein E-Book ausleihen will, der muss sich dafür nur an seinen Rechner setzen und im Internet die Seite onleihe.de/singen aufrufen.

    "Da gibt es dann einen ganzen Katalog an Titel, die zur Verfügung stehen: Bücher, E-Audios, also Hörbücher, Musik und, und, und. Die finden wir jetzt in diesem Internetportal. Und da hat man immer eine kurze Beschreibung bei den Büchern dabei."

    Erklärt Barbara Grieshaber, Leiterin der Stadtbücherei Singen. Seit Sommer 2011 werden dort E-Books verliehen. Wer diesen Service in Anspruch nehmen will, muss sich ganz regulär als Bibliotheksnutzer registrieren lassen. Das kostet in Singen gerade mal zehn Euro pro Jahr. Und ist man denn in dem elektronischen Angebot fündig geworden, geht alles ganz einfach:

    "Und wenn man sich für ein Buch, für ein Hörbuch oder für eine bestimmte Musik entschieden hat, dann packt man das ein in seinen Bibliothekskorb, loggt sich mit seinen Zugangsdaten, das ist die Ausleihnummer und das Passwort, ein. Und lädt sich das runter auf seinen PC oder auf sein Endgerät, auf seinen E-Book-Reader, auf seinen iPad oder auf was immer auch man das lesen möchte."

    Und dann empfiehlt es sich, zu lesen, was das Zeug hält: Denn im Gegensatz zum gekauften E-Book ist die Freude an der Datei, die man aus der Bücherei ausgeliehen hat, zeitlich begrenzt:

    "Man kann auch ein digitales Medium natürlich nur eine bestimmte Zeit ausleihen. Wenn das ausgeliehen ist, dann ist es halt für andere Benutzer im Moment nicht verfügbar. Man hat üblicherweise eine Leihfrist von vier Wochen. Nach vier Wochen lässt sich die Datei einfach nicht mehr öffnen. Und dann steht dieses Medium dem nächsten Nutzer zur Verfügung."
    Eine Verlängerung der Ausleihfrist ist, im Gegensatz zu gedruckten Büchern, ausdrücklich nicht möglich. Wer innerhalb von vier Wochen ein E-Book nicht ausgelesen hat, muss sich als Interessent erneut vormerken lassen. Hat sich zwischenzeitlich jemand anderes dafür interessiert, heißt das unter Umständen. warten, bis die Datei wieder frei ist. Zwar muss ein Nutzer mit Ausnahme der regulären Jahresgebühr keinen Cent zusätzlich für den neuen Service bezahlen. Längst allerdings ist noch nicht jedes Buch in der elektronischen Ausleihe verfügbar. Grundsätzlich gilt: Neuere Titel sind tendenziell eher elektronisch ausleihbar, ältere wie zum Beispiel Klassiker dagegen eher noch nicht. Die Vorteile für den Nutzer liegen auf der Hand: Sie können ihre Medien bequem von zuhause aus ausleihen und herunterladen. Und wenn ausgewiesene Leseratten wie Katharina Schäufele in Urlaub fahren, hat das Mitschleppen großer Buchbestände ein Ende, ohne auch nur einen einzigen Euro in den Kauf eines E-Books investieren zu müssen.

    "Man kann auch mehrere Bücher mitnehmen, ohne dass man jetzt einen ganzen Packen, zum Beispiel auf Reisen, mitschleppen muss"