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E-Commerce
Die schöne neue Welt des Online-Handels

Ein Wachstum um fast 11 Prozent auf über 72 Milliarden Euro: Auch 2016 boomte der Online-Handel. Branchenkenner gehen davon aus, dass E-Commerce und Versandhandel weiter wachsen. Heute zog der Dachverband der Branche eine Jahresbilanz. Neu ist: Immer mehr Männer werden beim Bestellen im Internet aktiv.

Von Axel Schröder | 21.02.2017
    Eine Mitarbeiterin von Amazon läuft in einer der Lagerhallen des Amazon Logistikzentrums in Pforzheim an tausenden unverpackten Kartons vorbe.
    Das Logistikzentrum eines Online-Versandhandel-Riesens in Pforzheim: Auch Männer bestellen immer häufiger im Internet. (dpa / picture alliance / Christoph Schmidt)
    Die diesjährigen Zahlen zum Handel im Internet sind keine Überraschung. Der interaktive Handel wuchs im letzten Jahr um fast 11 Prozent auf über 72 Milliarden Euro. Dieses Jahr, so die Prognose werden die Umsätze um acht Prozent steigen. Den kleinsten Teil am Umsatzvolumen hatte in 2016 der klassische Versandhandel über Kataloge oder Teleshopping, den größten macht das E-Commerce-Geschäft mit Waren und Dienstleistungen aus. Jeder der 40 Millionen* deutschen Haushalte hat danach durchschnittlich rund 1.800 Euro im Internethandel ausgegeben, erklärt Gero Furchheim, der Präsident des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH):
    "Ganz interessant: die Männer sind aktiver geworden beim Bestellen. Man hat vorher noch gesagt, das Internet ist ein bisschen weiblich, weil die Damen intensiver dort kaufen als die Männer. Da sehen wir jetzt einen Trend, dass in verschiedenen Warenkategorien die Männer stärker zugelegt haben. Und wenn wir fragen beispielsweise, wie sie mit den Lieferzeiten zufrieden sind, dann sind sie im letzten Jahr zu 43 Prozent voll und ganz zufrieden gewesen, jetzt im Berichtsjahr zu 50 Prozent."
    Stationäre Geschäfte hatten 2016 den stärksten Zuwachs
    Männer kaufen über das Internet vor allem Elektronik- und Telekommunikationsartikel, Frauen hingegen Bekleidung und Schuhe und Bücher in Papier- elektronischer Form. Die These, dass ein wachsender Onlinehandel zum Sterben stationärer Geschäfte führen wird, widerspricht BEVH-Präsident Gero Furchheim:
    "Es war gerade im letzten Jahr die Gruppe, die den stärksten Zuwachs hatte. Das waren die Händler, die ihren Ursprung im stationären Geschäft haben. Das heißt also, dass immer mehr Unternehmen, die klassischerweise aus dem Handel in der Innenstadt kommen, sagen: 'Wir haben attraktive E-Commerce-Konzepte' und die deshalb auch Arbeitsplätze im E-Commerce schaffen."
    CO-neutrale Zustellmöglichkeiten noch ausbaufähig
    Nachhaltiger sollen die E-Commerce-Aktivitäten werden. Schließlich ist der CO2-Ausstoß durch den Betrieb von Rechenzentren, durch den Lieferverkehr oder die Herstellung von Versandverpackungen viel höher als bei einem ganz altmodischen Einkaufsbummel in der Fußgängerzone. Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des BEVH:
    "Sicher, das können wir befördern. Das kann aber auch jeder Kunde befördern, wenn er nämlich guckt, welchen Lieferservice er in Anspruch nehmen will. Es gibt heute schon Möglichkeiten, dass ich auswählen kann: Fahrradkurier oder ähnliches. Und das ist, glaube ich, eine Sache, die noch zunehmen wird."
    Noch ist diese schöne neue Welt des interaktiven Handels aber noch nicht Realität und die Online-Marktplätze, die verschiedene, auch CO-neutrale Zustellmöglichkeiten bieten, sehr überschaubar.
    (*) In einer früheren Fassung des Beitragstextes war versehentlich von 40.000 Haushalten die Rede. Wir haben den Fehler korrigiert.