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E-Mails zwischen Spam und Marketing

Telekommunikation. - Die Zahl unerwünscht empfangener Newsletter und E-Mails, auch bekannt als Spam, geht inzwischen in die Milliarden. Maßnahmen gegen die Flut in Form von Filtertechnologien oder Absenderprüfung standen am Mittwoch im Mittelpunkt des 2. Deutschen Anti-Spam-Kongresses in Köln, ausgetragen vom Verband der deutschen Internetwirtschaft eco und der Industrie und Handelskammer.

22.09.2004
    Die Experten sehen derzeit zumindest eine Sättigung im Spamaufkommen erreicht: 85 Prozent aller E-Mails sind Spam, der Anteil wächst aber kaum. Verantwortlich dafür sind Filter, die Mails automatisch nach Merkmalen unerwünschter Werbung untersuchen. Parallel zum Kongress fand die erste deutsche Fachmesse der Spamfilterhersteller statt. Praktisch alle setzen auf gestufte Filter. Zunächst wird ein grober Abgleich schon beim Empfang durchgeführt. Wird eine Mail um Beispiel zugleich an einige hundert Nutzer eines Mailservers gerichtet, so handelt es sich mit größerer Wahrscheinlichkeit um Spam, als eine Mail an nur einen User. Massenmails werden gegebenenfalls geblockt und in Schwarzen Listen verzeichnet. Als zweite Stufe folgt eine Inhaltsanalyse, die nach typischen Redewendungen und Worten in den Mails sucht, die auf einen unerwünschte Werbung hindeuten. Als letzte Stufe ist der Empfänger in der Pflicht, der mit seinem Mailprogramm ebenfalls Nachrichten nach selbst bestimmten Regeln sortieren und ausfiltern kann.

    Doch nicht bei jeder Mail, die an einige hundert Adressen zugleich gerichtet ist, handelt es sich auch um Spam. So verschickt auch DeutschlandRadio Online die Nachrichten des Deutschlandfunks an eine große Zahl von Abonnenten, die sich wahrscheinlich sehr ärgern würden, falls das erwartete Newsupdate im Spamfilter hängen bleibt. Spam, so hieß es auch auf dem Kongress in Köln, ist subjektiv. Die deutschen Internetunternehmen und Provider wollen zum Schutz der seriösen Newsletter-Versender nun eine Weiße Liste einführen. Dazu der Rechtsanwalt und Internetexperte Thomas Rickert: "Die Idee dahinter ist, dass seriöse Versender von Massen-E-Mails, insbesondere Versender von Newslettern, zunehmend zu beklagen haben, dass bis zu einem Fünftel der angeforderten, rechtmäßig versendeten E-Mails in Spamfiltern hängen bleibt. Das Problem wird derzeit dadurch umgangen, dass Massenversender sich derzeit mit einzelnen Internet-Service-Providern zusammensetzen und versuchen, auf unternehmensinterne Positivlisten zu gelangen. Auf der anderen Seite muss der ISP mit einer Vielzahl von Massenversendern sprechen, um ihnen gegebenenfalls bei Erfüllung gewisser Qualitätsanforderungen den Zutritt zur Positivliste zu gewähren." Die neue "Certified Sender Alliance", die in Köln präsentiert wurde, soll nun die übliche Kommunikation zwischen Newsletteranbietern und Providern standardisieren. "Der Massenversender spricht also nur noch mit der 'Certified Sender Alliance', erfüllt die Qualitätsanforderungen und kann dann auf der Positivliste geführt werden", erklärt Rickert.

    [Quelle: Maximilian Schönherr]