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E.ON-Bilanz
Der größte Verlust in der Konzerngeschichte

Erst hat RWE seine Aktionäre mit durchwachsenen Zahlen enttäuscht, jetzt sorgt ein weiterer Energiekonzern für Ernüchterung. E.ON hat auf einer Bilanz-Pressekonferenz ein sattes Minus bekanntgegeben: Mehr als drei Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Schuld ist aber nicht nur die Energiewende.

Von Moritz Küpper | 11.03.2015
    Die Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas in Essen-Rüttenscheid
    Die Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas in Essen-Rüttenscheid (dpa / picture alliance / Horst Ossinger)
    Die Tendenz war klar, auch die Höhe überraschte letztlich nicht - und doch schwebte über der Bilanz-Pressekonferenz des Energiekonzerns E.ON in seiner Düsseldorfer Zentrale diese Zahl: 3,16 Milliarden Euro Verlust musste E.ON im vergangenen Jahr hinnehmen. Das ist der höchste Verlust in der Geschichte. Doch statt auf die tiefroten Zahlen zu schauen, wollte Vorstandschef Johannes Teyssen - eben vier Jahre nach der Katastrophe von Fukushima - den Blick lieber nach vorne richten - und sieht sich in den Plänen, den Konzern aufzuspalten. Denn trotz Überraschung, so Teyssen:
    "Ist unser Konzept in den Märkten und in der Öffentlichkeit als das verstanden worden, was es ist: Eine konsequent unternehmerische Antwort auf die gravierenden und fortschreitenden Veränderungen der Energiemärkte, die erst begonnen haben und die in ihren Auswirkungen weit über das hinausgehen, was mit dem politischen Chiffre Energiewende in Deutschland umschrieben wird."
    Radikalumbau des Unternehmens
    Allerdings reagierte kein Konzern so radikal wie das Düsseldorfer Unternehmen: Seit Ende November steht fest, dass es künftig zwei eigene Konzerne geben wird: Einen Teil mit Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken in einer neuen Gesellschaft, während der Hauptkonzern sich künftig auf Geschäfte wie Ökostrom, Energienetze und den Vertrieb konzentrieren will.
    "Was wir jetzt vorhaben, ist nicht nur die größte Unternehmensabspaltung und Neuaufstellung, die jemals in Deutschland stattgefunden hat, sondern auch eine der Größten weltweit im Energiesektor", so Vorstandschef Teyssen.
    Details dazu soll es erst im zweiten Quartal geben, wozu auch die Standort-Frage zählt. Der Sitz wird in der Rhein-Ruhr-Region liegen, wie Teyssen heute noch einmal bekräftigte. Auch der Namen soll dann feststehen, Vorstandschef Teyssen:
    "Und bewusst haben wir uns auch dagegen entschieden, den Namen der neuen Gesellschaft alleine durch externe Berater oder im stillen Kämmerlein des Vorstands zu erfinden. Stattdessen haben wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Geschäftsbereichen aufgerufen, sich mit eigenen Vorschlägen einzubringen."
    Was die personelle Ausrichtung anging, gab es sich der Konzernchef allerdings schmallippig:
    "Erst kommen Sachentscheidungen und dann kommen Personalentscheidungen. Das gilt sogar für Konzernchefs."
    "Gravierende und anhaltende" Managementfehler
    Der sich auch zum vierten Jahrestag der Fukushima-Katastrophe wenig gesprächig zeigte - unstrittig der Ausgangspunkt für die Neuaufstellung der Energie-Konzerne. Doch während eine Studie der Westfälischen Hochschule Recklinghausen im Auftrag von Greenpeace in der Ursache für die schlechte wirtschaftliche Lage der Energieriesen weitestgehend - Zitat - "gravierende und anhaltende" Managementfehlern sieht, und "nicht primär" der Energiewende, weigerte sich E.ON-Konzernchef Teyssen, den Blick zurückzuwerfen:
    "Dieses reine Spekulieren, was wäre wenn irgendwann gewesen, unter welcher Bedingung. Da kann man Literatur daraus machen, aber jetzt kein Geschäft für die Zukunft. Mehr habe ich ehrlich gesagt jetzt auch zu Fukushima nicht mehr, was mir noch Originelles einfällt."
    Dennoch: Das neue Konzept zeigte sich deutlich in den Geschäftszahlen. Denn vor der Neuausrichtung im kommenden Jahr mit den zwei Konzernen führt E.ON eine Bestandsaufnahme durch, die zu insgesamt 5,4 Milliarden Euro Abschreibungen führt. Hauptgrund für den Rekordverlust seien vor allem "Wertberichtigungen", überwiegend aus dem Kraftwerksgeschäft in Großbritannien, Schweden und Italien, wie Finanzchef Klaus Schäfer ausführte - was aber schon vor Monaten angekündigt worden waren. Ebenfalls angekündigt war damals eine Dividende, die nun auch kommen soll: 50 Cent pro Aktie soll es geben, das sind 10 Cent weniger als im vergangenen Jahr.