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Ebbe und Flut
Das Rätsel der Gezeiten

Zweimal am Tag gibt es an den Küsten Hoch- und Niedrigwasser. Bei Flut steigt das Wasser an, bei Ebbe läuft es ab. Jahrhundertelang versuchten Forscher und Gelehrte, das geheimnisvolle Rätsel um die Gezeiten zu lösen.

Von Dirk Lorenzen | 24.09.2016
    Ebbe am Strand
    Nach der Ebbe kommt die Flut. (Deutschlandradio / Jan-Martin Altgeld)
    Der griechische Geograph Pytheas bereiste im vierten Jahrhundert vor Christus die britischen Inseln. Dort entdeckte er den Zusammenhang von Mondphasen und besonders starken Tiden. Bei Voll- und Neumond ist die Flut höher als normal - die Springtiden waren entdeckt, ließen sich aber nicht erklären.
    Für den arabischen Gelehrten Al-Kindi waren im 9. Jahrhundert Temperaturänderungen in der Erde und im Wasser Ursache der Gezeiten.
    1571 sah der italienische Philosoph Andrea Cesalpino in den Gezeiten einen Beleg für die Erddrehung. Das Wasser schwappe auf der Erde hin und her wie in einem bewegten Eimer.
    Der aus Weil der Stadt stammende Astronom Johannes Kepler versuchte die Gezeiten mit den Bewegungen der Planeten zu erklären. René Descartes stellte die Theorie auf, dass die Gezeiten durch Reibung an einem mystischen Äther zwischen Erde und Mond entstünden.
    Galileo Galilei wiederum vermutete, dass unterschiedliche Beschleunigungen auf der sich drehenden Erde zu den Gezeiten führten. Eine Rolle des Mondes lehnte er strikt ab. Erst Isaac Newton lieferte 1687 mit der Entdeckung der Gravitation den entscheidenden Hinweis.
    Bei den Gezeiten spielen die Anziehungskräfte von Mond, Erde und Sonne eine Rolle. Es entstehen zwei Wasserberge, unter denen sich die Erde entlang dreht. So erleben wir zweimal täglich Ebbe und Flut.