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Papstbesuch in Kairo
Respektvoller Umgang mit den Katholiken

Am Freitag und Samstag besucht Papst Franziskus Ägypten. Nur 0,3 Prozent der Einwohner sind Katholiken. Im Alltag sei das Zusammenleben mit den Muslimen kein Problem, es gebe Respekt gegenüber gläubigen Christen, erzählen Mitglieder der deutschen Gemeinde. Manchmal mehr als in Deutschland.

Von Anna Osius | 26.04.2017
    Papst Franziskus lächelnd bei einer Audienz auf dem Petersplatz im Vatikan.
    Die Katholiken in Kairo wünschen sich offene Worte des Papstes auch gegenüber dem ägyptischen Präsidenten. (picture alliance / dpa / Fabio Frustaci / Eidon)
    Wenn die Glocke der Kapelle der Borromäerinnen in der Innenstadt von Kairo erklingt, eilen die Schwestern zum Gebet. Ein kleiner deutschsprachiger katholischer Orden mitten in Kairo – die Schwestern im grauen Habit kümmern sich um die örtliche deutsche Mädchenschule und leben ein Stück katholische Tradition – wie eine Insel in der hauptsächlich muslimisch geprägten Großstadt.
    Das Gotteslob liegt als Gebetbuch in den Rängen der Kapelle, vieles erinnert an eine Kirche in Deutschland. Nur die Lage ist ungewöhnlich – man erreicht die Kapelle mit dem Aufzug, im dritten Obergeschoss platzsparend über der Turnhalle und dem Schwimmbad der Mädchenschule errichtet. Dass der Papst jetzt nach Ägypten kommt, freut die Nonnen sehr:
    Schwester Paula sagt: "Das ist großartig, dass er an uns denkt, das ist für uns etwas ganz Großes. "
    Schwester Maria ergänzt: "Wir haben keine Angst, es stärkt unseren Glauben als Christen hier in Ägypten und wir vertrauen auf Gott, dass alles gut läuft."
    Angesicht der jüngsten Anschläge auf Kirchen in Ägypten sind die Sicherheitsvorkehrungen für den Papstbesuch enorm. Monsignore Joachim Schroedel, der katholische Seelsorger für die deutschsprachige Gemeinde in Kairo, lebt schon seit den 90er-Jahren in Kairo – den letzten Papstbesuch vor 17 Jahren hat er mit vorbereitet. Dass Papst Franziskus in diesen Zeiten nach Ägypten kommt, findet er wichtig – wünscht sich aber auch kritische Worte:
    Kritische Worte an den Präsidenten
    "Der Papst besucht auch den Präsidenten. Wenn dann Worte kommen wie: Ich lobe den Präsidenten, der alles so toll macht – das möchte ich lieber nicht hören. Weil Ägypten derzeit alles andere ist als ein Vorzeigestaat, meines Erachtens. Menschenrechte, Meinungsfreiheit, journalistische Freiheit, alles das ist sehr, sehr eingeschränkt. Wenn der Papst gute Berater hat, dann wäre es richtig, dass man diesen Dinge anspricht."
    Ägypten ist für den gebürtigen Mainzer Priester zur zweiten Heimat geworden. Rund 1800 deutschsprachige Katholiken gibt es Schätzungen zufolge in Kairo, über die ganze Stadt verstreut. Nicht mehr viele kommen sonntags in den Gottesdienst. Daher ist Schroedel immer unterwegs – in der schwarzen Soutane, dem katholischen Priester-Gewand bekleidet, kurvt er in seinem alten Jeep durch Kairoer Verkehr, das Segenkreuz griffbereit auf dem Armaturenbrett – auf der Suche nach seinen Schäfchen. Erkennbar als Christ in Ägypten unterwegs zu sein, ist für Schroedel kein Problem – im Gegenteil:
    "Ich habe mir angewöhnt, keine Angst zu haben. Im Gegenteil – ich gehe ganz stolz in der Soutane durch die Gegend, weil ich weiß, man erkennt mich, man weiß, das ist ein Priester – und Muslime, das sage ich ganz deutlich, haben Hochachtung vor einem, der seinen Glauben bekennt. In Deutschland habe ich wesentlich mehr erfahren, dass ich wegen meiner Soutane ausgelacht werde oder dass sogar übelste Schimpfworte hinter mir hergerufen worden sind. Hier: Never ever!"
    Das erlebt auch Schwester Mathilde – die Oberin des Konvents der Borromäerinnen. Für die Mitte-70-järige, die im Sauerland aufgewachsen ist, war der Umzug nach Kairo vor einigen Jahren das Abenteuer ihres Lebens. Sie fühlt sich hier als Nonne mit großem Respekt behandelt, sagt sie. Und ist beeindruckt, wie die Christen ihren Glauben leben.
    "Der IS ist vom Teufel geschürt"
    "Die Christen hier im Land sind wirklich vorbildlich. Wenn etwas passiert wie jetzt die Anschläge, die sind umso eifriger, dass sie zum Gebet gehen, zum gemeinsamen Gebet. Das ist die Kraft, die von innen kommt, dass die Christen die Situation immer wieder meistern. Ich sag immer: Hier sind die Christen wirklich Christen – in Deutschland stelle ich mal ein Fragezeichen unter vieles."
    Für den Terror des IS hat "Mutter Oberin" eine einfache Antwort:
    "Die sind vom Teufel geschürt. Ich sag immer, das ist der Teufel mit seinen Handlangern. Denn so unmenschlich kann ein Mensch allein nicht sein."
    In der Küche des Borromäerinnenordnes werkelt Schwester Maria. Die junge Nonne stammt wie die meisten ihrer Glaubenschwestern aus Ägypten, hat aber als Novizin in Deutschland gelebt. Schwester Maria freut sich schon sehr auf den Papst. Sie selbst wird nicht nur bei der großen Messe mit dabei sein, sondern hat mit ihren Mitschwestern auch eine ehrenvolle Aufgabe im Vorfeld: Die Decke für den Altar zu nähen.
    - "Jede Kongregation hat eine Aufgabe und wir als deutsche Schwestern haben die Aufgabe, den Altar vorzubereiten."
    - "Sind Sie schon ein bisschen aufgeregt?"
    - "Ein bisschen schon!"
    Denn eines ist den deutschsprachigen Nonnen in Kairo ganz wichtig: Dass bei dem Besuch von Papst Franziskus alles schön ist – und dass es sicher bleibt.