Aus den Feuilletons

"'Moby-Dick' ist das beste Buch"

Von Klaus Pokatzky  · 12.05.2017
Der Grünen-Politiker Robert Habeck hat - gemeinsam mit seiner Frau - mehrere Jugendromane geschrieben. In der WELT präsentiert er nun zehn Bücher, die seine Biografie geprägt haben.
"Das ist es, was uns von anderen unterhaltenden Magazinen unterscheidet", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "die gesellschaftliche Relevanz".
Hier ist aber nicht die Rede von der Sendung, die Sie gerade hören. "Wir bilden relevante Auf- und Abstiegsprozesse ab", sagt der Chefredakteur des Magazins. Und Sie fragen sich jetzt sicher: Spricht hier der Chef des britischen Economist – oder wenigstens des Hamburger Spiegels? "Seherische Fähigkeiten" nimmt er für sich und seine Leute in Anspruch: "Auch das gehört neben der sorgfältigen Recherche zum People-Journalismus." People-Journalismus? "Bunte ist das Zentralorgan der deutschen Gesellschaft." Ach so.
Hier spricht also Robert Pölzer, dessen Zentralorgan der deutschen People-Gesellschaft ein besonders geeignetes Podium ist, wenn sozialdemokratische Spitzenpolitiker sich selber abschießen wollen. Wie einst Verteidigungsminister Rudolf Scharping mit seinen Swimming-Pool-Fotos – und jetzt der abgewählte schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig mit bösen Sprüchen in einem Bunte-Interview gegen seine Ex-Frau. "Die Verantwortung für die Wahlniederlage bei uns abzuladen wäre zu viel der Ehre", sagt da Bunte-Chef Pölzer – ein sehr bescheidener Mann eben.

Männer müssen auch schön sein

"Schönheit war wichtig, auch bei den Männern", erfahren wir aus der Tageszeitung TAZ. "Sie haben sich nicht weniger üppig geschmückt als die Frauen", sagt im Interview die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger, deren Maria-Theresia-Biografie mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.
"Was die Geschlechterdifferenz angeht, war man im Ancien Régime deutlich flexibler als im 19. Jahrhundert. In der höfischen Gesellschaft ging man viel legerer mit Travestie und Homosexualität um. Transgenderverkleidungen waren an der Tagesordnung." Schade eigentlich, dass es damals noch nicht die Bunte als Zentralorgan der höfischen People-Gesellschaft gab.
"Die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen lässt sich bei Kulturereignissen so gut wie nie blicken", rügt der Berliner TAGESSPIEGEL Hannelore Kraft. "Kultur ist für die SPD-Frau elitär und daher lästig", schreibt Regine Müller vor der Landtagswahl an Rhein und Ruhr:
"Aus Landtags-Kreisen hört man, dass ihr Tonfall demonstrativ ins Genervte wechselt, wenn sich Kulturthemen aufdrängen." Dazu passt auch, wie das zuständige Ministerium in Düsseldorf heißt: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. Deutlicher geht’s kaum. "Wenn die CDU die Nase vorn hat", wirft Regine Müller einen Blick auf den Wahlsonntag, "wird das Gedöns-Ministerium in seiner heutigen, fünfgliedrigen Form aufgelöst, denn CDU – und Grüne – plädieren für die Wiedereinführung eines eigenen Kulturstaatssekretärs".

Brecht, Camus und Lindgren

Es gibt auch Politiker, die die Kultur lieben. "Brechts Dreigroschenoper haben wir im Schultheater gespielt", erzählt einer von ihnen. "Ich war der Bettlerkönig Peachum", erinnert sich Robert Habeck, der grüne Umweltminister Schleswig-Holsteins. "Ich traf keinen Ton, wurde immer unsicherer und unsicherer und immer schlechter und schlechter", lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT:
"Dann traf ich meinen Freund und Gegenspieler auf der Bühne, Mackie Messer. Der konnte eigentlich auch nicht singen und wurde jedes Mal besser und besser und immer selbstbewusster. Ich fragte ihn, wie er das hinkriegte. Und er, Bier in der Hand, sagte: Du darfst dir deine Angst nicht anmerken lassen. Du musst immer so tun als ob. Es funktionierte."
Robert Habeck hat, gemeinsam mit seiner Frau, mehrere Jugendromane geschrieben – und in der WELT präsentiert er nun zehn Bücher, die seine Biografie geprägt haben. Von Bertolt Brecht über Albert Camus zu Astrid Lindgren. Und nicht zu vergessen: "Ich glaube heute, 'Moby-Dick' ist das beste Buch, das ich kenne."