Mittwoch, 24. April 2024

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EcoTest des ADAC
"Top 5 sind allesamt Elektro- und Hybridautos"

Beim neuen, verschärften EcoTest des ADAC haben es weder Benziner noch Dieselautos unter die besten fünf geschafft. Die Hersteller sollten an Motoren arbeiten, die weniger Emissionen ausstoßen, sagte ADAC-Pressesprecher Johannes Boos im DLF. Elektro- und Hybridautos seien die Gewinner des Tests.

Johannes Boos im Gespräch mit Arndt Reuning | 06.12.2016
    Einmal volltanken: Ein Hybrid-Auto am Stecker
    Insgesamt testete der ADAC 45 Fahrzeuge. Unter den besten fünf sind allesamt Elektro- und Hybridautos. (picture-alliance/ dpa)
    Arndt Reuning: Heute hat der ADAC die Ergebnisse seines neuen, verschärften EcoTest präsentiert. Johannes Boos ist Pressesprecher beim ADAC in München. Herr Boos, was ist bei der Untersuchung herausgekommen?
    Johannes Boos: Beim Ecotest ist herausgekommen, dass die Fahrzeuge, die wir im Labor getestet und anschließend auch nochmal auf der Straße unter die Lupe genommen haben, tatsächlich auf der Straße das Ergebnis bekommen, was sie auch im Labor an den Tag gelegt haben. Das heißt unser Test, den wir unter verschärften Bedingungen fahren, den wir noch realitätsnäher haben, als es das Gesetz vorschreibt, ist sehr nah an der Realität. Also diese Ergebnisse, die wir im Labor erzielen, werden quasi auf der Straße im realen Fahrbetrieb bestätigt.
    Reuning: Wie haben die Autos denn allgemein abgeschnitten?
    Boos: Wir haben insgesamt 45 Fahrzeuge getestet. Die Top 5 sind allesamt Elektro- und Hybridautos beziehungsweise auch ein Erdgasfahrzeug, dass da mit dabei ist. Der beste Benziner liegt auf Platz acht, das war ein Fahrzeug von Mitsubishi, der Space Star 1.2 ClearTec Top.
    Interessant ist es vielleicht, wenn wir auf die Dieselfahrzeuge gucken, da haben wir insgesamt 26 Modelle getestet, von insgesamt 45 Fahrzeugen, und da haben nur zwei Fahrzeuge vier Sterne bekommen, bei Kategorien von einem bis fünf Sternen. Das eine ist der Mercedes E 220 d 9G-tronic und der BMW 118d Steptronic, die lagen auf den Plätzen sieben beziehungsweise neun.
    "Wir messen deutlich schärfer, als es der Gesetzgeber vorschreibt"
    Reuning: Wie beeinflussen denn eigentlich die Messungen unter realen Bedingungen die Vergabe der Sterne?
    Boos: Es ist so, dass die Modelle, die wir im Labor mit vier und fünf Sternen bewertet haben, eben nochmal auf der Straße nachgemessen werden. Das heißt, die Autos, die im Labor von uns eine Empfehlung bekommen, werden zusätzlich auf der Straße getestet und müssen da sozusagen beweisen, dass sie diese guten Werte, die sie im Labor erzielen, auch im echten Fahrbetrieb einhalten.
    Und wie gesagt, da haben tatsächlich die realen Bedingungen auf der Straße mit dem, was wir im Labor gemessen haben, sehr gut übereingestimmt. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir deutlich schärfer messen, als es der Gesetzgeber vorschreibt und übrigens auch deutlich schärfer als der WLTP, der gesetzlich im Dezember 2017 kommen soll.
    Wir haben zum Beispiel eine realitätsnahe Beiladung von 200 Kilo mit dabei, das heißt, das Auto ist schwerer. Wir fahren auch mit praxisnäheren Schaltpunkten, wir haben auch bei uns im neuen EcoTest in der Methodik auch nochmal einen separaten Autobahnzyklus mit dabei. Da fahren wir mit 130 Stundenkilometern - einfach deshalb, weil 130 das Tempolimit in den meisten europäischen Ländern ist. Da haben wir das einfach mal so als Tempolimit genommen. Und da sind wir, wie die Ergebnisse zeigen, sehr, sehr nah dran an der Realität.
    "Bei Dieselfahrzeugen sind die Stickoxide die größte Herausforderung"
    Reuning: Interessant dürften ja vor allem die Emissionen der Stickoxide sein, denn mit denen haben viele Städte in Deutschland so ihre Probleme. Zeichnet sich da hinsichtlich der untersuchten Autos eine Tendenz ab, ein Muster oder etwas in der Art?
    Boos: Naja wir haben ja gesehen: Es sind insgesamt nur zwei Dieselfahrzeuge unter den empfehlenswerten Fahrzeugen gelandet. Die Messungen zeigen also, dass die allermeisten Dieselmodelle tatsächlich insgesamt zu viele Emissionen ausstoßen und zwar unabhängig davon, was sie für eine Abgasreinigungstechnik verwenden.
    Das heißt, die Ergebnisse sind aus unserer Sicht auch so etwas wie ein Appell an die Hersteller, die Abgastechniken so einzusetzen, dass sie eben über alle Betriebszustände die Emissionen wirksam verringern. Dass das technisch machbar ist, haben die beiden Dieselmodelle bewiesen, die eben in den Top Ten sind. Bei den Dieselfahrzeugen ist der hohe Ausstoß von NOx, also Stickoxiden die größte Herausforderung, bei den meisten modernen Benzindirekteinspritzern ist es der Partikelausstoß, der ist ja wiederum Ursache für den Feinstaub.
    Und davon - das haben wir im Test auch festgestellt - sind nicht nur stark motorisierte Modelle betroffen, sondern beispielsweise auch kleinere Fahrzeuge wie der Opel Corsa 1.0 Turbo ecoFLEX, den haben wir auch unter die Lupe genommen, der hatte auch einen hohen Partikelausstoß.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.