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Ehrenbotschafter für Athen
Unterwegs mit Jorgo Chatzimarkakis

Jorgo Chatzimarkakis ist vom griechischen Außenminister zum Ehrenbotschafter der Regierung in Athen ernannt worden. Der ehemalige FDP-Europaabgeordnete soll Griechenland mit seinen Kontakten in Brüssel und in Deutschland dabei unterstützen, aus der Finanzkrise zu kommen und den geordneten Ausstieg aus den Programmen der Euro-Rettungsschirme zu schaffen.

Von Annette Riedel | 22.01.2015
    Jorgo Chatzimarkakis, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments (FDP).
    Jorgo Chatzimarkakis (picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler)
    Besuch bei Jorgo Chatzimarkakis in seinem Brüsseler Büro.
    "Wir befinden uns hier in der griechischen Botschaft beim Staat Belgien. Hier in diesem Gebäude war früher die Tourismuszentrale, ist umgezogen und so ergab sich die Möglichkeit, dass man die Räumlichkeiten auch für den Sonderbotschafter nutzt, der seinen Sitz in Athen hat, aber auch in Brüssel und sehr oft in Berlin ist, wo die Hauptansprechpartner für die Aufgabe des Sonderbotschafter sitzen …"
    Politiker, Entscheidungsträger, Abgeordnete - alle die irgendetwas mit der Euro-Krise und in dem Zusammenhang mit Griechenland zu tun haben. Er geht zu ihnen. Oder sie kommen zu ihm in sein kleines Büro in Brüssel.
    Die Tatsache, dass er in beiden Kulturen - in der deutschen und der griechischen - in beiden politischen Sphären - der in Athen und der in Brüssel - zuhause ist, erleichtert ihm sein Geschäft. Und den Zugang.
    Es geht um Mediation
    "Konkrete Verhandlungen führe ich nicht, sondern das geht schon um Mediation. Als der griechische Außenminister Venizelos in der ersten Dezemberwoche in Berlin ein sehr prominentes Programm absolvierte, nämlich Finanzminister Schäuble sah, Außenminister Steinmeier, Vize-Kanzler Gabriel, da bin ich hinterhergereist und habe ein "follow up" gemacht und geschaut, welche kommunikativen Probleme haben sich ergeben. In Griechenland werden Aussagen deutscher Politiker, die in griechischen Medien gemacht werden, übersetzt, und manchmal richtig verstanden, manchmal falsch verstanden. Das gehört zu meinen Kernaufgaben."
    Also gewissermaßen 'Worthygiene' zu betreiben, unnötigen Missverständnissen womöglich vorzubeugen, bzw. 'nachzusorgen' - nicht im Dienste seiner oder einer Partei in Griechenland, sondern für das Land. Unabhängig oder ziemlich unabhängig davon, wer regiert. Selbst wenn es nach Sonntag die Partei Syriza wäre, die der Rettungspolitik der EU für Griechenland kritisch gegen übersteht. Oder, sagt Jorgo Chatzimarkakis, vielleicht gerade wenn Syriza gewinnen sollte und Alexis Tsipras Regierungschef würde.
    "Sollte Syriza an die Regierung kommen, was wirklich nicht feststeht, dass er dann auch auf die Dienste des Sonderbotschafters zurückgreifen möge. Denn als Botschafter des Landes kann mir nicht daran liegen, dass es dann in sehr kurzer Zeit, wie der griechische Finanzminister sagte, durch einen "Unfall" zur Situation kommt, dass Griechenland sich außerhalb der Eurozone befindet."
    Ein Unfall, der aus Unerfahrenheit, Unbedachtheit geschehen könnte, selbst wenn Syriza nicht aus der erklärten Absage an die Spar-Politik in Griechenland im Wahlkampf Regierungspolitik machte, wenn es denn dazu käme. Denn ein Unfall, der größte anzunehmende, wäre nach Überzeugung von Chatzimarkakis die Rückkehr zur griechischen Drachme.
    Altes Biotop EU-Parlament
    Besuch im EU-Parlament. Der 'Ehrenbotschafter' ist in seinem Element und an einem seiner Haupt-Wirkungsorte.
    "Mein altes Biotop, ich treffe mich natürlich mit Repräsentanten, die in der Meinungsbildung eine große Rolle spielen, also dieser Tage auch mit Martin Schulz, der nicht nur Parlamentspräsident, sondern eigentlich auch ein guter Freund ist, wir haben auch mit dem Saarland eine gemeinsame Verbindung, sein Vater war Saarländer, ich war lange Zeit saarländischer Abgeordneter, sondern er ist natürlich auch in den Gesprächen, wenn es darum geht, wie geht man mit Griechenland um, ist er zugegen."
    Den Parlamentspräsidenten trifft Chatzimarkakis, griechische Abgeordnete, beziehungsweise ihre Mitarbeiter genauso wie alte Freunde aus der zehnjährigen Zeit als FDP-Europaparlamentarier. Wie den Pressesprecher der deutschen Liberalen, Axel Heyer. Der glaubt, dass Athens Ehren-Botschafter durchaus einiges bewirken kann.
    "Ich seh das vielleicht so ein bisschen wie ein Osteopath, der die kleinen Gelenke bearbeitet, bevor danach große Bewegungen durchgeführt werden und da eben mit vorentscheidet, auch in Deutschland und vor allem in Europa, zu sprechen und zu sagen: Das können die Griechen schaffen, wenn ihr die Perspektive einnehmt, dann könnt ihr nachvollziehen …, auf dem Weg kann‘s weitergehen … Das ist, glaube ich seine Möglichkeit."
    Panajota Balopoùlou, Mitarbeiterin eines führenden griechischen Abgeordneten von der zurzeit noch in Athen regierenden Nea Dimokratia, hält große Stücke auf den Ehrenbotschafter.
    "Wir laufen ja sogar Gefahr aus der Euro-Zone hinausgeworfen zu werden. Da ist es hilfreich, jemanden wie Herrn Chatzimarkakis in dieser Rolle zu haben. Er kann Griechenland besser repräsentieren als eine Syriza-Regierung könnte."