Freitag, 19. April 2024

Archiv


Eigene Firma aus dem Nichts?

Die RWTH Aachen lässt Studierende in kürzester Zeit Unternehmen gründen. In einem Workshop tun sich Studenten möglichst unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen und lernen so ihre Kernkompetenzen besser kennen und einzusetzen.

Von Judith Salomon | 07.06.2010
    "Also ich bin sehr an der Umsetzung interessiert. Viele werden viele Ideen mitbringen, aber es kommt halt drauf an, die gut umzusetzen. Und wenn man 40 Leute zusammenbringt, die alle das wirklich wollen, bin ich gespannt, ob das in drei Tagen wirklich funktioniert, und wär` auch sehr beeindruckt, wenn das funktioniert mit einer fertigen Seite."

    "Ich studiere Kommunikationswissenschaften und kann daher aus dem Marketing- und PR-Bereich Wissen und Erfahrung mitbringen. Ich hab` schon verschiedene Workshops, Kurse im Entrepreneurship-Bereich mitgemacht und man lernt so ein bisschen die richtigen Fragen an den richtigen Stellen zu stellen und einfach immer auch den Blick auf die Umsetzung zu behalten. Ich denk, da kann ich gut Fragen stellen und brainstormen."

    Am ersten Workshop-Tag ging es darum, die besten Ideen für ein Start-up auszuwählen. Die Teilnehmer wurden in Kleingruppen eingeteilt, um ihre Ideen zu diskutieren. Die Ideen kommen alle aus dem Bereich Internet, da diese im Grunde die reellste Chance haben, in drei Tagen umgesetzt werden zu können. Freitagabend noch wurde über die besten Projekte abgestimmt, fünf wurden ausgewählt. Bis Samstagabend stand den Teams jetzt viel Arbeit bevor, um die Geschäftsmodelle und Prototypen zu entwickeln – Nachtschichten inklusive. Am Samstagabend wurde die Entwicklung der Projekte einer kritischen Prüfung durch die anderen Teams und die Mentoren unterzogen. Verschiedene Mentoren aus dem juristischen Bereich und aus dem Universitätsumfeld waren das ganze Wochenende vor Ort, um die Teilnehmer zu beraten. Douglas von der European Busines School in Frankfurt zieht eine positive Zwischenbilanz für die Idee seines Teams, mit einem Tool die Online-Kontaktpflege effektiver zu gestalten.

    "Ich war sehr positiv überrascht, weil die Leute vor allem gut fanden, dass wir das an diesem Wochenende umsetzen konnten und wir schon einen Prototyp haben und den vorgestellt haben und das natürlich ein sehr gutes Touch and Feel gibt den Leuten, um was es geht, und doch eine sehr positive Resonanz gab."

    Das Team von Nele von der Uni Hohenheim in Stuttgart mit ihrer Idee für einen Reiseservice macht derweil andere Erfahrungen. Ihre Idee wurde leider nicht so gut bewertet.

    "Wir hatten ja vorhin sozusagen den ersten Reality-Check, haben das Feedback zum einen bekommen, dass wir unsere Idee – ja – in Komponenten aufteilen müssen, dass sie an sich zu groß ist. Der zweite Kritikpunkt war halt eben, dass einfach der Finanzbedarf zu groß sein würde. Es war einfach so, dass wir uns die Frage gestellt haben: Können wir am Sonntagabend uns vor die Investoren stellen und auch die Idee präsentieren und auch jeder für sich dahinterstehen und es waren dann doch zu wenige, die diese Entscheidung für sich treffen konnten."

    Nele will sich jetzt in anderen Teams einbringen und diese unterstützen. Abbrechen kommt nicht infrage. Bis Sonntagabend wird nun weiter fieberhaft an den verbleibenden vier Start-ups gefeilt. Sonntagabend wurde das Projekt potenziellen Investoren vorgestellt. Douglas ist guten Mutes:

    "Ja also ich fühl` mich gut. Wir sind gut vorbereitet. Ich war schon bei Investoren, also bei denen im Haus, sind zu denen gereist, haben was vorbereitet. Also ich hab` das hinter mir, immer ein bisschen, ein bisschen Kribbeln, aber ich denke, das wird ganz gut laufen."

    Die Investoren aus dem Bereich der Gründungsförderung und Start-up-Spezialisten schauen genau auf die Umsetzbarkeit und die monetären Chancen. Grundsätzlich sind sie angetan von den Ergebnissen, so wie Dennis Kämker, Managing Partner einer Firma, die selbst Internet-Start-ups gründet:

    "Ich fand das ganz toll, ich hab´ schon viel so Unternehmenspräsentationen in dieser Art gesehen, die dann aber meistens aus Unternehmen bestanden, die schon sechs bis zwölf Monate am Markt waren, und die waren nicht besser als das, was hier an drei Tagen erschaffen wurde, also wirklich ganz toll. Ich könnte mir zumindest vorstellen, die ein oder andere Idee nochmal intensiver anzugucken."

    Auch die anderen Investoren sehen durchaus Chancen für die Ideen, wenn diese noch besser ausgearbeitet werden. Der Kontakt zu Investoren ist jedenfalls geknüpft. Welche Ideen und Prototypen nachhaltig am Markt eingeführt werden können, wird die Zeit zeigen. Die Erfahrungen aus Austin sind, dass ein oder zwei Unternehmen längerfristig existieren.