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Ein Award für Entwicklungshilfe

Der "UNESCO Daimler Chrysler Mondialogo Engineering Award" ist eine seltene Form der öffentlich-privaten Partnerschaft. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Ingenieure aus aller Welt zusammenzubringen. In kleinen Teams sollen diese akute Probleme in Entwicklungsländer lösen - wie zum Beispiel die mangelnde Stromversorgung auf den Krankenstationen in den ländlichen Gebieten Malis.

Von Holger Zimmer | 31.05.2005
    64 Studierende aus 28 Ländern sind am Wochenende auf einem Ausflugsdampfer auf der Spree versammelt, sie alle sind Teil des "Unesco-Mondialogo Engineering Awards" und zur Endrunde des Ingenieurs-Wettbewerbs in die Hauptstadt gekommen.

    Das Projekt, das die UNESCO zusammen mit Daimler-Chrysler veranstaltet, soll internationale Zusammenarbeit fördern, jedoch nicht auf politischer sondern universitärer Ebene.

    Junge Ingenieure unterschiedlichster Fachrichtungen und aus verschiedenen Ländern arbeiten gemeinsam an konkreten Lösungen von Umwelt- und Gesellschaftsproblemen. Ingenieure aus Kanada und Libanon zum Beispiel entwickeln eine neue Art der Landminenerkennung für den West-Libanon, und ein Team aus Bristol und Havannah entwirft neue Konzepte für die Kubanische Wasserversorgung.

    Die besten Vorschläge wurden von einer internationalen Jury ausgewählt, um eine Förderung in Form von Preisgeldern zu erhalten. 111 Teams hatten sich beworben, zur Endrunde in Berlin waren nun 21 angereist.

    Aus Deutschland sind zum Beispiel Ingenieure aus Berlin und Freiberg dabei. Anett Ebert und Erik Ferchau von der Bergakademie Freiberg arbeiten zusammen mit ihrem Projektpartner Diakali Traore aus Mali an einem Energieversorgungsprojekt für lokale Gesundheitszentren. Da es in den ländlichen Gebieten Malis nur sehr unzureichende Stromversorgung gibt, sollen die Krankenstationen auf dem Land mit Solarenergie ausgerüstet werden. Diakali Traore:

    " Das ist eine allgemeine Situation wo man kann sehen viele Dörfer oder Krankenhaus, ohne Strom das gibt's überall bei uns. Am meisten die Frauen auf dem Lande gebären Kinder ohne Licht, sie machen das mit Petroleumlampe oder Taschenlampe. Ich denke mit dem Projekt wir können viele Leute Frauen Baby Leben schützen. "

    Die dafür notwendige Kommunikation über Kontinente hinweg ist nicht immer einfach. Neben technischen Problemen wie störanfälligen Internet-Verbindungen gibt es auch kulturelle Unterschiede, die überwunden werden müssen. Chibesa Pensulo von der Universität Lusaka in Sambia hat mit einem Team der TU Berlin zusammengearbeitet:

    " Den Sambiern geht es mehr um die persönliche Ebene, die Deutschen konzentrieren sich eher darauf, Aufgaben zu lösen. Das kann schwierig sein, weil sie uns für nicht ernst genug halten, während wir denken, puh, die sind zu ernst, die wollen ja nicht mal Freundschaft schließen. "

    Die Teilnahme an Mondialogo bedeutet eine Möglichkeit, neue Partner kennen zu lernen und vor allem auch, mal anders zu arbeiten als nur an der Uni: Barbara Wagner von der TU Berlin:

    " Ganz wichtig von der Arbeit her was ich gelernt hab, was ich nie gehabt hab: selbständig zu arbeiten, morgens aufzustehen in Sambia zu sagen, okay, was muss ich heute erreichen, Ziele können sich anpassen, keiner redet mir rein, ein spannender Punkt, den ich als Studentin sonst nie so hatte. "

    Am Montagabend schließlich wurden die Preise für die eingereichten Projekte vergeben, darunter auch an das Projekt der TU Freiberg.

    Mit Preisgeldern von jeweils etwa 16.000 Euro sollen die Ideen auch umgesetzt werden. Erik Ferchau aus Freiberg ist jetzt sehr optimistisch:

    " Ja wir können so zwei bis drei Projekte sicherlich realisieren, müssen aber auch den Aspekt der Schulung der Solartechniker berücksichtigen, da sind wir noch in Arbeit. Ich denke schon, dass wir einiges machen können, ein Beleuchtungs- und Kühlsystem mindestens auf ein Gesundheitszentrum in Mali. "

    Nächstes Jahr soll der Mondialogo-Wettbewerb erneut stattfinden. Vielleicht sind bis dahin einige der diesjährigen Projekte schon Wirklichkeit geworden und in Mali werden einige der Kinder nicht mehr im Dunkeln geboren.

    Wer mit den Projekten in Kontakt treten möchte oder sich mit einem eigenen Projekt bewerben, kann das tun unter www.mondialogo.org, oder sich auch direkt mit der Idee der TU Berlin befassen, neue Abwassermethoden in Sambia auszuprobieren unter der emailadresse: toilette.sambia@web.de