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Ein Bayer auf der Jagd nach dem "ewigen Eis"

Der Begriff "Groundhopper” ist in den vergangenen Jahren in Deutschland durchaus bekannt geworden. Dabei handelt es sich um Fußball-Fans, die - wortwörtlich übersetzt - von einem Stadion zum nächsten reisen. Ihr Ziel ist es, Fußballspiele in so vielen Arenen und Ländern wie möglich zu sehen. Reinhard Scheupel aus Straubing ist "Icehopper" und reist um die Welt, um Eishockey-Spiele zu sehen.

Von Heiko Oldörp | 04.04.2009
    Sieben Tage, sieben Spiele, 1200 Kilometer im Auto zwischen Philadelphia und Boston – das war das "selbstauferlegte” Urlaubsprogramm von Reinhard Scheupel in den vergangenen Tagen.

    Zusammen mit vier weiteren Eishockey-Fans der Straubing Tigers aus der Deutschen Eishockey-Liga war der Bayer an der amerikanischen Ostküste unterwegs.

    "”Es ist heuer meine 40. Saison, wo ich Eishockey schaue. Mein Vater hat mich als kleiner Bub mit zum Eishockey genommen und dann hat mir das gefallen. Und dann waren es in erster Linie als Schüler nur Heimspiele, und als man dann größer geworden ist, kamen Auswärtsfahrten hinzu – mal nähere Umgebung, mal irgendwo ein Länderspiel, mal vielleicht, Straubing ist nicht so weit von Österreich weg und Tschechei, ins Ausland und so hat sich das langsam entwickelt.”"

    Während der Trip für seine Mitreisenden eine große Ausnahme war, reist Reinhard Scheupel seit rund 15 Jahren rund um die Welt, um Eishockey-Spiele zu sehen. Der Außendienstmitarbeiter einer holländischen Lebensmittelfirma ist einer von 1241 registrierten "Icehoppern" in Deutschland.

    "”Also das ist jetzt nicht wie ein Verein, sondern eigentlich nur lose übers Internet. Da trägt man halt seine Stadien ein, dort gibt's auch ein Forum und Infos über Spiele. Da kann jeder, der sich da anmeldet, mitmachen.”"

    Scheupel hat bislang 269 Stadien in 26 Ländern gesehen und ist somit in der deutschen Rangliste Dritter. Ein Kölner und ein Duisburger liegen noch vor ihm, beide sind jedoch älter, sagt Scheupel und beide werde er schon noch überholen.

    Ginge es nur nach besuchten Eishallen, wäre der 46-Jährige wahrscheinlich schon die Nummer eins. Denn er hat unter anderem in Singapur, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Australien und Südafrika Arenen gesehen – allerdings fanden dort gerade keine Spiel statt. Und Stadion sowie Länderpunkte gibt es nur, wenn man mindestens zwei Drittel einer Partie verfolgt hat.

    "”Ich mache es mittlerweile so, dass ich überall Fotos mache, mir die Eintrittskarten aufhebe, habe Stadionhefte und so was. Aber im Prinzip läuft's auf Glaubwürdigkeit. Aber die Oberen, wenn man sie dann so kennenlernt, bei denen merkt man schon, dass die da überall waren.”"

    Scheupels weiteste Reise war zu einer unterklassigen Weltmeisterschaft nach Südkorea. Die meisten Stadien und Länderpunkte hat er aber in Europa geholt.

    "”Ja also in Europa: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg, Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Polen, Rumänien, Weißrussland, Russland, Slowenien.”"

    Tja und wer will es Reinhard Scheupel verübeln, dass er bei seiner Aufzählung Kroatien ganz vergessen hat? Dabei hatte er in Zagreb eines seiner witzigsten Erlebnisse. Denn in der kroatischen Hauptstadt, die keineswegs als Eishockey-Hochburg bekannt ist, gibt es gleich drei Arenen.

    "”Eine große Halle, wo ich eigentlich gedacht hab, da ist das Spiel. Dass ist auch im Internet so angegeben. Fahr’ ich da hin, no Ice, Eishockey? Nix, wissen wir nichts von. Dann habe ich mich durchgefragt und dann kaum heraus, es gibt noch eine andere Halle, die ist aber am anderen Ende von Zagreb. Dann fahr ich da hin, das ist irgend so eine alte Turnhalle, aber natürlich auch kein Eis. Dann steht dort gerade so ein alter Mann, den habe ich gefragt. Er schaute und meinte, dass ist wieder am anderen Ende von Zagreb, aber, er meinte, ich müsste mich beeilen, weil man mit der Straßenbahn eine halbe Stunde braucht. Aber dann meinte er, er fährt mit. Ihn interessiere es zwar nicht, aber er habe gerade Zeit. Dann hat er mich dorthin gefahren.”"

    Eine Frau oder Freundin hat Reinhard Scheupel nicht, die passe da irgendwie nicht rein, meint er. Für seine Eishockey-Erlebnisse hat der Bayer nach eigenen Angaben bereits mehrere zehntausend Euro ausgegeben – und keinen Cent bereut. Denn oftmals verbindet er die Spiele mit Städte- und Länderreisen, schaut sich tagsüber die Sehenswürdigkeiten an und geht abends dann zum Eishockey.

    Und sein nächstes Ziel hat er schon im Kopf:

    "”Mexiko interessiert mich sehr, denn in Südkorea waren sehr viele Fans aus Mexiko. Das ist zwar dort eine kleine Eishockey-Gemeinde, aber die sind dort ziemlich engagiert und ziemlich enthusiastisch. Darum würde mich Mexiko reizen.”"