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„Ein besonderes Highlight“

Paläoanthropologie.- Der Fund des ältesten Urmenschen-Skeletts "Ardi" fasziniert Paläoanthropologen auf der ganzen Welt. Professor Günter Bräuer vom Institut für Humanbiologie in Hamburg ist davon ebenfalls beeindruckt. Dennoch sei die Entdeckung nur ein Teil eines riesigen Puzzles, das die Rätsel der Evolution klären könnte.

01.10.2009
    Gerd Pasch: Ist dieser Fund nun die Krönung der wissenschaftlichen Karriere des US-amerikanischen Paläoanthropologen Tim White?

    Günter Bräuer: Tim White hat in seinen langjährigen Feldforschungen in Ostafrika schon viele bedeutende Hominiden-Funde entdeckt, also schon wirklich einer der erfolgreichen Finder. Aber, ich würde sagen, Ardipithecus ist ohne Frage ein besonderes Highlight, weil einfach damit mehr Licht auf die Beschaffenheit dieser aller frühesten Hominiden geworfen wird, von denen es noch vergleichsweise wenige Funde gibt.

    Pasch: Welche Bedeutung hat der Fund des ältesten menschlichen Skeletts das jemals gefunden wurde?

    Bräuer: Es ist ein ohne Frage sehr aussagefähiges Zeugnis aus der Zeit vor etwa viereinhalb Millionen Jahren. Und es belegt, dass diese Hominidenform schon grundlegende anatomische Eigenschaften des aufrechten Ganges besaß. Erstaunlich sind im Übrigen auch die Ähnlichkeiten zu dem Becken von Lucy, also die Beckenform ist hier wirklich erstaunlich ähnlich.

    Pasch: Wie ändert sich durch "Ardi" denn der Blick auf die Evolution des Menschen?

    Bräuer: Mit Ardipithecus ist ein weiterer wichtiger Puzzlestein der Menschwerdung veröffentlicht worden. Aber, man darf trotz dieses fantastischen Fundes einfach nicht übersehen, dass hier inzwischen Tausende von Fossilfunden aus der menschlichen Entwicklungslinie haben. Wir haben ein riesen Puzzle, das praktisch auch ein recht fundiertes Gerüst von den Vorstellungen der Evolution des Menschen liefert. Das muss man immer in Relation sehen. Das ist ein fantastischer neuer Fund. Aber er ist vor dem Hintergrund dieses riesen Puzzles zu sehen.