Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Ein Doppelring aus 1675 Eichenstämmen
Die Kreisgrabenanlage von Goseck

In wenigen Tagen erreicht die Sonne ihren alljährlich wiederkehrenden Höchststand, begleitet vom bei uns längsten Tag. Danach wird die Mittagshöhe wieder abnehmen – und damit auch die Länge des lichten Tages.

Von Hermann-Michael Hahn | 18.06.2018
    Die rekonstruierte Kreisgrabenanlage von Goseck
    Die rekonstruierte Kreisgrabenanlage von Goseck (Saale-Unstrut-Tourismus) (Saale-Unstrut-Tourismus)
    Für die Menschen heute ist dies allenfalls eine Randnotiz und ein Kalendereintrag, doch in früheren Zeiten spielten die Sonnenwenden ebenso wie die Tagundnachtgleichen im Frühjahr und Herbst eine bedeutende Rolle im Jahreslauf.
    Schließlich richtet sich nicht nur der Fruchtzyklus von Aussaat und Ernte nach dem Sonnenstand – auch die großen Tierwanderungen folgen dem Rhythmus der Jahreszeiten.
    So ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen schon früh versuchten, den Lauf der Sonne genauestens zu verfolgen, um daraus zum einen die richtigen Zeitpunkte für Jäger und Bauern zu ermitteln, zum anderen aber auch den kultischen Festtagskalender herzuleiten.
    Schließlich mussten die Götter durch passend datierte Opferfeste wohlgestimmt bleiben, um den Fortbestand der jeweiligen Gemeinschaften zu gewähren.
    Diesem Zweck dürften auch etliche der Kreisgrabenanlagen gedient haben, die vor rund siebentausend Jahren von Menschen der Stichbandkeramik beziehungsweise der Lengyel-Kultur im östlichen Mitteleuropa errichtet wurden.
    Zu ihnen zählt auch die Kreisgrabenanlage von Goseck unweit von Naumburg an der Saale. Sie wurde 2005 mit insgesamt 1675 Eichenstämmen rekonstruiert und kann seither besichtigt werden – und das nicht nur zu Sommeranfang.