Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Ein Himmelskörper aus Metall
Der rätselhafte Asteroid Psyche

Der Asteroid Psyche wurde schon im 19. Jahrhundert entdeckt und gibt seitdem Rätsel auf. Offenbar besteht er nur aus Metall, vielleicht ist der Mantel abgesprengt worden. Neue Erkenntnisse könnte eine NASA-Sonde bringen, die 2022 starten soll. Forscher hoffen auch, die Entstehung der Planeten insgesamt besser zu verstehen.

Von Guido Meyer | 30.10.2017
    Die NASA-Sonde am Asteroiden Psyche.
    2026 soll eine NASA-Sonde den Asteroiden Psyche erreichen: Fragen gibt es seit dem 19. Jahrhundert (Zeichnung / NASA)
    Wenn es um Objekte im Sonnensystem gehtg, dann fallen die für gewöhnlich in zwei Kategorien: Entweder es sind Himmelskörper aus Gestein – wie die Erde, der Mond oder der Mars –, oder es sind riesige Gasplaneten, so wie Jupiter und Saturn.
    Doch das Sonnensystem wäre nicht das Sonnensystem, hätte es nicht auch hier eine Überraschung parat.
    Schon im 19. Jahrhundert hatten Astronomen ein Objekt entdeckt, das weder das eine ist noch das andere. Kein Gas, kein Fels – nur Metall. Psyche heißt dieses rätselhafte Gebilde, das sich die NASA näher ansehen will.
    Raumsonde zum einzigartigen Objekt
    Ein glänzendes Objekt nähert sich von hinten. Es kommt aus der Tiefe des Raumes. Unaufhaltsam bewegt es sich auf sein Ziel zu.
    "Was zum Teufel ist das? Und was macht es da?", scherzt Jim Bell.
    Natürlich weiß der Wissenschaftler von der Schule für Erd- und Weltraumwissenschaften der Arizona State University, um was es geht: Die Rede ist von einer Raumsonde, die Kurs hält auf den Himmelskörper Psyche.
    "Psyche ist eines von vielen Millionen Objekten im Asteroidengürtel. Aber es scheint einzigartig zu sein. Während die anderen Himmelskörper im Sonnensystem zum Beispiel aus Gas oder Eis zusammengesetzt sind, besteht Psyche nur aus Metall. Es handelt sich bei diesem Gebilde um eine Kugel aus Metall. Sie hat einen Durchmesser von 150 Kilometer, sie zieht Ihre Bahnen zwischen Mars und Jupiter."
    Das ist auch schon so ziemlich alles, was Planetologen von diesem Objekt wissen. Entdeckt haben sie es schon Mitte des 19. Jahrhunderts. Aber die Fragen sind seitdem geblieben. Nicht einmal, warum Psyche so ist, wie er ist, wie er entstanden oder was mit ihm passiert ist, scheint festzustehen.
    Interessant für die Planetengeschichte
    Radarmessungen von der Erde und Berechnungen seiner Dichte lassen aber keinen anderen Schluss zu, als dass er aus Eisen und Nickel besteht. Dabei wäre ein besseres Verständnis dieses Objekts hilfreich, Entstehung und Aufbau der Planeten zu erklären, ergänzt Linda Elkins-Tanton, die Direktorin der School of Earth and Space Exploration in Tempe, Arizona.
    "Die uns vertrauten Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars haben einen metallischen Kern aus Eisen und Nickel und darüber eine dicke Gesteinsschicht. Wir glauben, dass auch Psyche der metallische Kern eines Planeten ist. Dieser ursprüngliche Planet dürfte durch einen hoch-energetischen Zusammenprall mit einem anderen Objekt zerstört worden sein, und zwar in der Frühzeit des Sonnensystems."
    Nur noch der Kern vorhanden?
    Ursprünglich war der Asteroid wahrscheinlich mehr als dreimal so groß. Nach der Kollision übrig geblieben wäre, so die Vermutung, also nur der Kern dieses Himmelskörpers. Jim Bell gibt jedoch zu, dass die Wahrscheinlichkeit solch eines Einschlags nicht sehr hoch ist.
    "Meistens spielt sich ein Crash so ab wie ein Frontalzusammenstoß zweier Autos. Danach ist alles zerstört. Ganz selten ist die Geometrie derart, dass das eine Objekt das andere nur streift, nur so gerade eben, so wie zwei Kugeln beim Billard. Dann schlägt das einschlagende Objekt die Gesteinskruste und den Mantel von dem Asteroiden, lässt aber den Kern zurück. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich. Aber da es Millionen von Asteroiden gibt, sollte es nicht überraschen, dass es einen dieser Art gibt."
    In fünf Jahren will die US-Raumfahrtbehörde NASA eine Raumsonde zum Metallasteroiden schicken, die genauso heißt: Psyche. Am Ziel angekommen, soll sie ihn umkreisen, untersuchen und dabei seinen Ursprung und seine Entstehung klären. Und damit würden Wissenschaftler gleichzeitig etwas über die Erde lernen, glaubt Linda Elkins-Tanton.
    Ankunft bei Psyche 2026 geplant
    "Dies ist die einzige Möglichkeit, wie die Menschheit einen Metallkern untersuchen kann. Psyche ist der einzige metallische Körper im Sonnensystem. Und an den Erdkern kommen wir nicht ran."
    Im Jahr 2026 soll Raumsonde Psyche bei Asteroid Psyche ankommen und dann die letzte Art von Himmelskörpern untersuchen, die noch keinen Besuch von der Erde hatte.