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Ein Hort der Korruption

Der britische Enthüllungsjournalist Andrew Jennings stellt der FIFA in der BBC ein verheerendes Zeugnis aus. Demnach sind Bestechung und Schwarzhandel in der Führungsriege des mächtigen Weltverbandes an der Tagesordnung.

Von Jochen Spengler | 23.05.2011
    Wer kann die Fifa retten, fragte die BBC-Sendung Panorama heute abend und kam – neun Tage vor der Wahl des neuen Fifa-Bosses - zu dem Schluss: niemand. Sie könne nur zerstört und völlig neu wieder aufgebaut werden – weil sie ein Hort der Korruption sei. Allein 8 Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees von 24, ein Drittel also, werden der Korruption beschuldigt.

    Vor zwei Wochen hatte der frühere Chef des Britischen Fußballverbandes Lord Triesmann in einer Anhörung vor dem Britischen Parlament berichtet, dass vier hochrangige Fifa-Mitglieder für die Unterstützung der englischen Bewerbung um die WM 2018 Bestechungsgelder und Gefälligkeiten wie eine Ritterschaft verlangt hätten.

    Es handelt sich um die FIFA-Exekutivmitglieder Jack Warner, Nicola Leoz, Ricardo Teixeira und Wroawi Makudi. Auch der BBC-Film hatte die vier im Visier und berichtete, die vier seien schon lange vor der WM-Vergabe auffällig gewesen.
    So trat ein Zeuge aus Norwegen auf, der den FIFA-Vizechef Jack Warner beschuldigte, an ihn bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland Tickets für den Schwarzmarkt verkauft zu haben. Es soll sich um 820 Tickets handeln im Wert von 82.000 Euro, für die Warner aber 242.000 Euro kassiert habe.

    Panorama wiederholte auch den Vorwurf, Katar habe den Zuschlag der Fußball-WM 2022 mit enormen Bestechungszahlungen erkauft. Es seien Summen an verschiedene Personen zwischen einer viertel und einer halben Million Dollar gezahlt worden. Das Emirat hat allerdings die Korruptions-Vorwürfe zurückgewiesen.
    Auf dem FIFA-Kongress in Zürich kommt es am 1. Juni zur Kampfabstimmung zwischen dem Schweizer Sepp Blatter und seinem Herausforderer aus Katar, Mohamed Bin Hammam. Während Hammam allen Fifa-Exekutiv-Mitgliedern Ehrenhaftigkeit bescheinigte, wolltw sich Blatter, der seit 1998 die Fifa führt, gar nicht gegenüber der BBC äußern. Öffentlich hat den Kampf gegen die Korruption versprochen. Er habe aber, so die BBC, bislang nichts dagegen unternommen; im Gegenteil: er blockiere die Veröffentlichung des Vergleichs in einem 100-Millionen-Dollar Bestechungs-Verfahrens in der Schweiz. Davon solle die Öffentlichkeit erst nach der Wahl erfahren.