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Ein Schulleiter für alle Fälle

Schulleiterposten bleiben lange - manchmal sogar jahrelang – unbesetzt. Zu stressig, zu wenig Geld, zu viel Frust – werden als Gründe genannt. Mancher geht dem Beruf aber aus Überzeugung und mit viel Elan nach.

Von Stephanie Kowalewski | 16.03.2012
    Lust und Frust scheinen sich beim Amt der Schulleiters fast die Waage zu halten, wie diese kleine Umfrage unter den mehar als 1200 Kongressteilnehmern ergeben hat.

    "Mit Lust. Lust und Leidenschaft. Mit viel Emotion. Das ist schon meine Berufung."

    "Zwischendurch hadere ich auch."

    "Man leitet ein mittelständisches Unternehmen und wird leider nicht entsprechend bezahlt."

    "Also ich kann mich noch nicht entscheiden, ob es für die Zukunft immer etwas für mich sein wird aber momentan fühle ich mich wohl in der Rolle."

    "Tja und eigentlich ist die Stimmung unter den Schulleitern doch eher gut als schlecht."

    Dabei spielt es offenbar keine Rolle, in welcher Schulform jemand Rektor ist. Es gebe einfach gute Gründe, einen Job als Schulleiter anzunehmen, meint zum Beispiel Helga Kampel. Sie leitet in Österreich eine Grundschule – und zwar gerne, wie sie betont.

    "Als Lehrer hat man ja nicht wirklich Aufstiegschancen und ich wollte eine neue Herausforderung haben. Deswegen bin ich mit Freude im Beruf."

    Und Grundschulleiterin Sonja Blettener ergänzt:

    "Ich finde meinen Beruf ganz toll, weil er mir Möglichkeiten gibt, Dinge zu gestalten, die ich als nur Lehrerin einbfach nicht gestalten kann."

    Gabriele Ferkes, Schulleiterin eins Berufskollegs aus Duisburg, reizt vor allem die Vielfalt der Aufgaben:

    "Man muss schon – wie soll ich es sagen – etwas hyperaktiv sein, um das auch alles schaffen zu können, aber das macht auch ganz viel Freude und ich denke, diese Vielfältigkeit ist auch das, was den Beruf ausmacht. Man macht es nicht des Geldes wegen. Dann geht man in die freie Wirtschaft."

    Neben der oft kritisierten unangemessenen Bezahlung sorgt auch die mangelnde Wertschätzung - auch von Seiten der Eltern und der Politik – bei vielen Schulleitern für schlechte Stimmung. Christine Georg, Leiterin einer Grund- und Hauptschule aus dem Main-Kinzig-Kreis und auch Gymnasialleiter Manfred Rust aus Hamm bemängeln außerdem die fehlende Qualifizierung der Schulleiter. Immerhin seien sie ausgebildete Lehrer, müssten aber wie ein Geschäftsführer arbeiten.

    "Natürlich genießt man den Job auch, aber die Arbeiten werden immer vielfältiger, es wird immer mehr, viel mehr Managementaufgaben, Dinge, auf die man überhaupt nicht vorbereitet ist, gerade im Hinblick auf Budgetverwaltung."

    "Also Personalführung, Gruppenführung, Prozesssteierung, wie auch immer – das ist eine ganz wichtige Geschichte undich glaube, da müssen Schulleiter gut ausgebildet werden. Ich glaube, da ist noch Nachholbedarf."

    Der erst 33-jährige Ingo Stechmann ist seit einem Jahr kommissarischer Leiter einer Haupt- und Realschule im Odenwald. Noch macht ihm sein verantwortungsvoller Job Spaß sagt er:

    "Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass es irgendwann umschlägt, weil die Anforderungen bürokratischerseits immer größer werden und es immer mehr die Führung eines Wirtschaftsunternehmens wird, als wirklich pädagogische Leitung, was ich eigentlich machen wollte."

    Eine mögliche Lösung des Problems hat er auch schon überlegt.

    "Am liebsten wäre mir, man würde nach dem Vorbild der Hochschulen einen Kanzler einsetzten, oder einen wirtschaftlichen Leiter, und die Schulleiter wirklich in die pädagogische Führungsposition stärker einbeziehen."

    Weil es das aber so bald nicht geben wird, ist sich Ingo Stechmann noch nicht sicher, ob er seine berufliche Zukunft dauerhaft in der Leitung einer Schule sieht.