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Eindrücke aus Christchurch
In Trauer vereint

Der Schock sitzt tief nach den Terrorangriffen in Christchurch. Seit Tagen strömen die Menschen an den Ort der Trauer und legen Blumen ab. Sie versuchen sich gegenseitig Trost zu spenden, denn bis sie die Katastrophe verarbeitet haben, wird noch einige Zeit vergehen.

Von Felix Wessel | 18.03.2019
Eine Frau mit einem Herz-Transparent vor vielen Blumensträußen zum Gedenken an die Toten
Trauerbekundungen an einem der Attentatsorte in Christchurch (dpa/ SOPA Images)
"It is well with my soul" - Viele Menschen lauschen bewegt den Sängern der "Samoan Assemblies of God Church". Sie hätten ihren Gottesdienst heute vorzeitig beendet und seien spontan an den Ort der Trauer an der Al-Noor-Moschee in Christchurch gekommen, erzählt Ivan Taula.
Es sei ihm darum gegangen, der Familie der Muslime und der erweiterten Famile von Christchurch Liebe zu geben. Und weiter sagt er: "Unabhängig vom jeweiligen Glauben und der Ethnie: Wir sind eins."
Viele Kamerateams unter den Trauernden
Einwohner, Angehörige, Touristen: Viele strömen an diesem Tag an den Ort der Trauer, legen Blumen nieder – oft mit Tränen in den Augen. Unter die Trauernden mischen sich auch viele Kamerateams - sie kommen etwa aus China, Frankreich oder Australien. Nicht jeder will mit ihnen sprechen - manche reagieren genervt oder gar verärgert auf die Präsenz der Medien.
Ein besonders gefragter Interviewpartner ist derzeit Abdul Aziz. Er hat sich an der Linwood-Moschee dem Attentäter entgegengestellt und wird nun nicht nur in Neuseeland als Held verehrt. Doch die nächste Interviewanfrage lehnt er freundlich ab, zumindest für den Moment. Er will zunächst ins Krankenhaus - einen verletzten Freund besuchen.
Angst vor neuer Gewalt
Nicht nur er selbst habe Abdul Aziz wohl sein Leben zu verdanken, erzählt Mohammed Ashif, der während des Anschlags in der Linwood-Moschee von Christchurch war - aber mit kleinsten Verletzungen davongekommen ist. Er hofft nun, dass der Terroranschlag von Christchurch nicht zu neuer Gewalt führt - dass es keine Rache geben wird.
So ganz habe er wohl noch gar nicht realisiert, was er da erlebt habe, erzählt Ashif. Und da geht es ihm wohl so wie vielen in Christchurch – dieser Stadt in Neuseeland, in der erst vor acht Jahren 185 Menschen bei einem Erdbeben gestorben sind. Und die sicher noch eine Weile brauchen wird, diese neue Katastrophe zu verarbeiten.