Donnerstag, 25. April 2024

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Eine Lange Nacht über die Wiener Ringstraße
Imperiales Erbe einer untergegangenen Macht

Vor 150 Jahren, am 1. Mai 1865, wurde die Wiener Ringstraße feierlich eröffnet. Kaiser Franz Joseph hatte die alten Stadtmauern niederreißen und an ihrer Stelle einen Prachtboulevard rund um die Innenstadt anlegen lassen. Um den Bau zu finanzieren, sprang der zumeist jüdische Geldadel ein und finanzierte nicht nur die repräsentativen Bauten des Staates mit, wie Burgtheater, Rathaus und Parlament, sondern auch pompöse eigene Palais.

Von Stefan May | 19.09.2015
    Das Gebäude des österreichischen Parlaments an der Wiener Ringstraße.
    Das Gebäude des österreichischen Parlaments an der Wiener Ringstraße. (picture alliance / dpa / Daniel Kalker)
    Vor 150 Jahren, am 1. Mai 1865, wurde die Wiener Ringstraße feierlich eröffnet. Kaiser Franz Joseph hatte die alten Stadtmauern niederreißen und an ihrer Stelle einen Prachtboulevard rund um die Innenstadt anlegen lassen. Um den Bau zu finanzieren, sprang der zumeist jüdische Geldadel ein und finanzierte nicht nur die repräsentativen Bauten des Staates mit, wie Burgtheater, Rathaus und Parlament, sondern auch pompöse eigene Palais.
    Die Wiener Ringstraße wirkt als größtes städtebauliches Projekt des 19. Jahrhunderts in Europa heute stilistisch sehr geschlossen. Im Unterschied zu bedeutenden Verkehrsadern anderer Großstädte ist sie aber nicht monothematisch angelegt: Sie ist weder Aufmarschstraße noch Kulturmeile, auch nicht Zentrum eines Wissenschaftscampus oder Bankenviertels – "der Ring" bildet Österreichs Leben und Geschichte ab: politisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich und kulturell.
    Eine Lange Nacht über die Wiener Ringstraße - mit ihrem reichen architektonischen Erbe ebenso wie mit Skurrilem unter der Erde, mit dem Glanz der Museen und Theater und mit dem Verbrechen, wo man es nicht vermutet.
    Link: http://www.wien.info/de/sightseeing/ringstrasse2015?gclid=CIu6nZKlgMgCFSLnwgod-rgHiA
    Vom Militärgelände zum Prachtboulevard - Die Wiener Ringstraße feiert 2015 ihre Eröffnung vor 150 Jahren: Die Wiener Ringstraße, von den Wienern auch nur "Der Ring" genannt. Gerade das ist sie aber in Wirklichkeit gar nicht: Lediglich wie ein Hufeisen umschließt sie, vom Donaukanal bis zurück zum Donaukanal, die Wiener Innenstadt, das historische Zentrum: 5,2 Kilometer lang, 57 Meter breit. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Kaiser Franz Joseph die Befestigungsmauern abreißen und auf der freien Fläche davor, dem Glacis, eine Prachtstraße bauen zu lassen. Am 1. Mai 1865 wurde sie festlich eröffnet. Die Grundstücke am Ring waren teuer. Aristokraten und Neureiche finanzierten mit dem Kauf die Ringstraße und die öffentlichen Bauten, die zu beiden Seiten entstanden: Parlament, Rathaus, Theater, Börse, Universität. Dazwischen setzten Geldadel und tatsächlicher Adel ihre noblen Palais.
    Link: http://www.austria.info/at/aktivitaten/stadt-und-kultur/150-jahre-wiener-ringstrasse
    Ausschnitt aus der ersten Stunde der Langen Nacht
    Monika Wenzl-Bachmayer, künstlerische Direktorin des Wagnerwerk-Museums in der Wiener Postsparkasse: "Die Wiener Ringstraße ist wirklich das größte städtebauliche Projekt in Europa im 19. Jahrhundert. Die Ringstraße ist tatsächlich ein europäisches Projekt. Dass zum einen die Architekten, die die markanten Gebäude an der Ringstraße errichtet haben, zum größten Teil nicht aus Wien stammten, viele davon aus Deutschland. Ich erinnere an Friedrich Schmidt, der das Rathaus im gotischen Stil errichtet. Der stammt ja aus Württemberg. Der Planer der Ringstraße, Ludwig von Förster, stammt aus Franken. Sicardsburg, der die Oper errichtet, stammt aus Buda. Gottfried Semper - last but not least -, der aus Hamburg stammt. Und natürlich Theophil Hansen, der in meinen Augen auch der wichtigste und bedeutendste Ringstraßen-Architekt ist, der den Prestigebau schlechthin an der Ringstraße errichtet, nämlich das Parlament in Wien, der aus Dänemark stammt und über Griechenland dann nach Wien kommt. Die Financiers der Ringstraße, das heißt, die privaten Bauherren, stammen zum überwiegenden Teil ebenfalls aus anderen europäischen Ländern: Die Familie Epstein stammt aus Prag, die Familie Efrussi, die stammt aus der Ukraine. Baron von Sina stammt aus Thessaloniki. Familie Todesco, Palais Todesco neben der Oper, die stammen aus Rumänien und und und. Auch die Arbeiter, die diese Ringstraßen-Bauten errichten, stammen größtenteils aus den Kronländern."
    Link: http://www.ottowagner.com/museumsinfo/ueber-das-museum/
    Literaturzitat Edmund de Waal, "Der Hase mit den Bernsteinaugen":
    "Diese Straße ist so ambitiös, dass einem die Luft wegbleibt, atemberaubend imperial in ihrer Anlage. Sie ist so breit, dass ein Kritiker während der Bauzeit monierte, sie habe eine ganz neue Neurose geschaffen, die Agoraphobie. Wie pfiffig von den Wienern, eine Phobie für ihre neue Stadt zu erfinden."
    Franz Denk, Architekt und Stadtplaner: "Um 1860/1870 ist sozusagen Wien explodiert. Wien ist zur europäischen Metropole aufgestiegen, wodurch dieser Ringstraßenbau dann einerseits Ausdruck war, andererseits, wodurch er stark beigetragen hat. Und dieses Reich hat natürlich Getreide, Textilien, Maschinen gebraucht. Und dadurch sind viele dieser Händler reich geworden und sind dann auch in die Hauptstadt, wollten, auch ihre Repräsentanz haben dort. Und die sind dann nach Wien gezogen und haben hier, das ist für mich ganz interessant, es war damals offensichtlich üblich, Bankhäuser zu gründen. Wobei man da nicht diese heutigen Banken drunter versteht. Es waren meistens Investmentbanken, das heißt, es war ein Mittel, um das Geld anzulegen, zu verbergen und mit Geld sozusagen Geldwirtschaft zu betreiben."
    Link: http://www.franzdenk.at/
    Der Bau der Universität soll angeblich so knapp an die Straße gebaut worden sein, um Zusammenrottungen der zu jeder Zeit für Aufruhr empfänglichen Studentenschaft zu verhindern. Das mag stimmen, es kann sich aber auch um eine Urban Legend handeln, eine Legende, wie es zahlreiche davon rund um die Ringstraße gibt. So wie jene vom Bau des Rathauses, dessen Turm nach ursprünglichen Plänen höher gewesen wäre als jener der nahen Votivkirche, der mit 99 Metern zweithöchsten Kirche der Stadt. Dies habe das Herrscherhaus untersagt, hat es doch die Votivkirche aus Dank für das Scheitern eines Attentats auf Kaiser Franz Joseph errichten lassen. Deshalb wurde der Rathausturm um einen Meter niedriger als die Votivkirche. Allerdings setzten ihm die Erbauer des Rathauses eine Figur aus Kupfer auf die Spitze, den dreieinhalb Meter hohen Rathausmann in Rüstung und mit Standarte, heute eine Art Wiener Identifikationsfigur. Und so ist das Rathaus nun doch höher als die Votivkirche.
    Wer die Rolltreppe von der Staatsoper in Tiefe nimmt, noch eingesponnen in hehrer Kunst, den begrüßen hier süße Walzerklänge. Just an diesem Ausgang hat sich eine Kitsch-Toilette angesiedelt. "Opern-WC mit Musik" liest man darüber. Eine Touristenfalle. Leichter erleichtern mit Johann Strauß. "Willkommen" steht in Jugendstil imitierender Schnörkelschrift neben dem Drehkreuz am Ende eines roten Läufers. Es erinnert weniger an den Zugang zu einem Straußschen Tanzpavillon als zur Geisterbahn im Prater, auch, wenn die Tapete dahinter den Zuschauerraum der Staatsoper abbildet. 70 Cent Eintritt zum winzigen Konzerthaus für Bedürfnisabbau. Das Geschäft gegenüber der Toilette hält Souvenir-Ramsch für die Wien-Besucher bereit: Sissi-Teller und T-Shirts mit der Aufschrift "I love Vienna" oder "No Kangoroos in Austria", den Stephansdom als Schlüsselanhänger und den Bundesadler als Magnet für den Kühlschrank. Klimt-Vasen, Ansichtskarten.
    Ausschnitt aus der zweiten Stunde der Langen Nacht
    Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl über den Ringtheaterbrand:
    "Es war der 8. Dezember 1881, als Hoffmanns Erzählungen am Theaterspielplan standen. Das Publikum war bereits drinnen, der Saal war vollgefüllt. Und plötzlich hat sich der Vorhang gehoben, aber nicht, weil die Vorstellung begonnen hat, sondern weiter hinten eine riesige Sogwelle durch eine riesige Explosion den Vorhang in die Höhe gezogen hat. Es hat damals ein Beleuchter mit Gas hantiert. Und es ist dadurch zur Explosion gekommen. Dadurch hat es den Sauerstoff entzogen, es ist Panik ausgebrochen, das Publikum wollte hinaus, konnte aber nicht, weil sich die Türen zum Teil überhaupt nur von außen öffnen ließen, dann auch in die falsche Richtung aufgingen. Als dann jene Bediensteten im Theater die Türen von außen öffnen wollten, ging das nicht, weil also innen bereits die Massen dagegen gedrückt hatten. Das heißt, die Leute waren eingesperrt und haben sich zum Teil gegenseitig zertrampelt im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der anderen Seite sind Unzählige erstickt an Sauerstoffmangel. Weniger war es der Brand, der im ersten Moment zum Tod geführt hat, sondern es war der Sauerstoff."
    Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Ringtheaterbrand
    Manuel Herzmanek, Café Landtmann: "Zwei Stunden vor Burgtheaterbeginn sind wir so gut wie ausreserviert und immer voll. Nach dem Burgtheater ist es leider nicht immer so. Also, wir haben bestimmte Stücke, da merken wir genau: Vorher ist ein Riesenandrang. Und bestimmte Stücke, da merkt man im Nachhinein, man ist voll. Und genau das Gegenteil gibt es auch. Also, man muss wirklich schon hier wissen, wann das Burgtheater beginnt, wann es zu Ende ist, was wirklich am Spielplan ist. So teilen wir auch unser Personal ein, am Abend. Burgtheater geschlossen ist ganz schlecht für uns. Und wir merken auch, der Burgtheaterskandal, der hat nicht nur dem Burgtheater geschadet, sondern auch uns."
    Link: http://www.landtmann.at/
    Peter Havlicek, Wienerlied-Interpret: "Die Ringstraße ist die wichtigste Straße in Wien. Und diese Atmosphäre, die es dort hat, ist immer magisch gewesen für mich. Wir haben letztes Jahr ein Video dort gedreht mit den Neuen Wiener Concert Schrammeln. Und wir sind vor allem auf die Dächer gegangen. Also, wir waren am Dach vom Konzerthaus, von der Oper, vom Naturhistorischen Museum und haben dort oben gedreht. Und hinunterzuschauen, auf die Ringstraße, ist etwas Wunderbares. Diese quirlige Atmosphäre, die aber doch einlädt, sehr gemütlich spazieren zu gehen, ist eine wunderbare Mixtur aus Schnelligkeit und Langsamkeit. Und das Café Prückl hat ein bissel was von diesem Ringstraßenflair. Und es ist eben eins von den Kaffeehäusern, die nicht kaputt restauriert worden sind. Und deswegen mögen wir es sehr. Wie ich angefangen habe, Wiener Lieder zu spielen, da ist man bei einem Heurigen gesessen. Und die Musik ist zu den Tischen gekommen, hat gespielt. Und wenn den Gästen die Musik gefallen hat, dann haben sie ein Geld gegeben. Das hat in den letzten 20, 30 Jahren praktisch aufgehört. Und ein bissel was war noch zu spüren, wie wir vor elf Jahren angefangen haben, das Café Prückl zu bespielen. Mittlerweile ist eine Hunderttausendste Renaissance eingetreten von den Liedern. Es gibt sehr viele Junge, die spielen. Es gibt eine schöne Kultur, dass sehr viele Leute kommen, die Wiener Lieder mögen. Und die die Art, wie wir spielen, vor allem mögen. Es ist ein altes, unkitschiges Herantreten an die Wiener Lieder."
    Link: http://www.peterhavlicek.at/p/index.html
    Die Wiener Ringstraße zwischen Burgtheaterdeutsch und Dialektliedern. Prachtboulevard und Flaniermeile, Darstellung staatlicher Macht und privater Pracht, Ort der Kunst und des Laisser-faire, Adresse ernsthafter politischer Auseinandersetzung im Parlament und Rathaus, aber auch auf der Straße selbst. Als Zentrum eines einst riesigen Reiches fokussiert "der Ring" alle Lebensbereiche. Das macht ihn einzigartig auf der Welt. Die großen Prachtstraßen anderer Metropolen sind meist monothematisch: New Yorks Broadway ist eine Straße der Kultur, die Champs-Élysées in Paris sind eine Aufmarschstraße. Die Wiener Ringstraße ist Lebensrealität ebenso wie Filmkulisse.
    Ausschnitt aus der dritten Stunde der Langen Nacht
    Erich Suppan, Statist in "Fidelio" bei der Wiedereröffnung der Staatsoper: "Der Auslöser war, dass mein Freund und ich nicht 5000 Schillinge für einen Sitzplatz zahlen wollen. Und wir wollten unbedingt dabei sein, bei so einem Event. Und ich bin dann zur Staatsoper gegangen, mein Freund auch. Und wir wurden beide aufgenommen als Statist. Und so kamen wir, Gott sei es gedankt, doch gleich in die Galapremiere von Fidelio. Die erste Übertragung überhaupt für das Fernsehen. Es ist ein Glücksfall gewesen, dass wir dabei sein konnten. Im ersten Akt war ich ein Soldat, der den Pizzaro begleitet hat bei seinem Auftritt. Im zweiten Akt war ich Begleiter des Ministers, da waren wir zu sechst, in himmelblauen Gewändern gekleidet und in der allerersten Reihe von der Bühne. Also vor uns war kein Mensch. Ich habe ja vor mir nur das ganze Publikum gehabt. Ich habe hinauf geschaut: Der Molotow ist da oben gesessen, nicht wahr. Und der Außenminister von Amerika und von England und von Frankreich. Das hat man ja alles gesehen. Und natürlich dementsprechend die Damen in Abendkleidern natürlich. Es war ein festliches Ereignis. Also, nach meiner Erinnerung war ich mehr aufgeregt als vielleicht die Solisten. Da habe ich mich mit mir selber befasst, da habe ich gar nicht so richtig mitgehört. Und für mich war der Fidelio auch das erste Mal. Ich habe ihn ja nie gehört vorher, außer in den Proben, natürlich, nicht. Ich weiß das ganz genau, weil ich, das was ich heute früh gemacht habe, das habe ich schon wieder vergessen. Aber das Alte, das ist noch - Gott sei Dank - festgenagelt im Gehirn. Wir haben 21 Schilling bekommen für den Abend und dann habe ich mich in meinen Volkswagen hineingesetzt, dem mir ja auch angewiesen war der Platz für mich vor der Oper. Und dann bin ich halt nach Haus gefahren und war glückselig."
    Link: http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/opernhaus/geschichte/Allgemein.de.php
    Joachim Reiber, Chefredakteur des Magazins der Gesellschaft der Musikfreunde, über den Philharmonikerball: "Viele sagen, und das mit Recht, dass das auch der eigentliche Höhepunkt der Wiener Ballsaison ist. Wobei wir jetzt nicht unbedingt direkt eine Frontstellung mit dem Opernball suchen, aber es ist einfach ein Ball, der einen anderen Charakter hat, der mehr Künstlerball ist, weniger die Publicity sucht, weniger Wirtschaftstreibende anzieht, sondern einfach wirklich die wichtigen Künstler Wiens vereint. Mich als Deutschen, der jetzt Jahrzehnte in Wien schon lebt, beeindruckt das jedes Mal immer wieder aufs Neue, weil ich mir denke: Das ist Wien. Und das schafft nur Wien, diese Eleganz oder diese Leichtigkeit bei gleichzeitiger Einhaltung von Etikette, die anderswo vielleicht steif wirken könnte. Es war eigentlich immer auch ein Ballhaus. In den 1870er-Jahren, als das Haus seinen Betrieb aufgenommen hat, waren Bälle noch viel, viel wichtiger. Es gibt also Abbildungen von gigantischen Kostümfesten, es gibt eine Radierung, die einen Elefanten hier zeigt. Also, ich kann mir das überhaupt nimmer vorstellen, wie der überhaupt hereingekommen ist, aber er hat es irgendwie geschafft."
    Link: https://www.musikverein.at/monatszeitung/monatszeitung.php?monat=6&jahr=2015&lang=de
    Manfred Grassauer, Chefconcierge Hotel Imperial: "Ich habe zum Beispiel einmal einen arabischen Gast gehabt, dem haben wir Karten für die Spanische Hofreitschule organisiert. Und der wollte unbedingt dann ein Pferd kaufen, das er vor einer Stunde gesehen hat, mit seiner Kreditkarte. Das konnten wir beim besten Willen nicht erfüllen. Da gib es aber noch eine nette Geschichte von einem Heiratsantrag: Der wollte mit einem Hubschrauber kommen und Rosenblätter abwerfen. Das ging aber vom Magistrat her nicht, sie wissen ja: Wien, Bürokratie ab und zu ein bisschen stark ausgeprägt, das konnten wir dann nicht machen. Wir haben dann eben die Rosenblätter in der Suite verteilt – und sie hat ja gesagt. Wir haben viele Gäste, die halt immer die gleiche Suite bewohnen. Und da haben wir eine japanische Dame gehabt, die wollte unbedingt das Badezimmer original in Japan nachgebaut haben. Wir haben dann die Firma, die das bei uns installiert hat, also organisiert, sich mit der Dame getroffen, einen Dolmetscher. Und mit Plänen und so weiter und eben die Originale, also Marmor und so weiter. Das haben sie dann miteinander besprochen. Und sie hat uns dann ganz stolz das Foto mitgebracht nächstes Mal. Also, sie badet jetzt im Imperial-Badezimmer. Das steht jetzt in Tokio, in ihrem Haus, so wie auf Zimmer 211. Hat uns sehr gefreut. Ein Stammgast wollte einen Hund kaufen. Und dann haben wir gesagt, ja, das können wir alles organisieren mit dem Züchter. Nur, das ist jetzt ein Problem, den Hund allein mit der Fluglinie zu schicken. Und er hat dann gesagt: Machen sie sich keine Sorgen, mir gehört die Fluglinie."
    Link: http://www.imperialvienna.com/de/concierge
    Werner Bauer, Museum Das Rote Wien: "Die Inbesitznahme der eigentlichen Ringstraße, die war natürlich auch für die sozialdemokratische Arbeiterpartei sehr wichtig. Das heißt, die ganzen großen Demonstrationen, also abgesehen jetzt von den 1.-Mai-Kundgebungen, die ja erst in den frühen 1920er-Jahren dann auf die Ringstraße verlegt wurden, auch zum Rathaus. Aber es gab vorher schon die ganzen großen Demonstrationen, vor allem, wenn es darum ging, um die Arbeitszeitverkürzung. Aber vor allem das allgemeine Wahlrecht, also die Demonstrationen, die um 1905/06 stattgefunden haben zur Wahlrechtsreform, die haben immer auf der Ringstraße stattgefunden. Das war natürlich sehr symbolisch, weil man hier versucht hat, gerade dieses Symbol des liberalen Bürgertums, gegen das man ja auch angekämpft hat, hier in Besitz zu nehmen und zu zeigen: Uns gibt es auch, ihr müsst mit uns rechnen."
    Link: http://dasrotewien-waschsalon.at/in/index.php?article_id=1
    Der Ringturm ist ein Ausrufezeichen am Ende der Ringstraße. Aber kann ein Ring überhaupt ein Ende haben? Oder andersherum: Darf man eine Straße, die ein Hufeisen bildet, überhaupt Ringstraße nennen? Der am Donaukanal entlang führende Franz-Josefs-Kai gilt zwar nicht als Teil der Ringstraße, verhilft ihr aber dazu, Ring sein zu dürfen. Er ist auch keine Prachtstraße wie die mit 5200 Bäumen besetzte Ringstraße. Erzählen ließe sich vieles über ihn: Auf der einen Seite die älteste Ausgehmeile mit diversen Lokalen, wegen der Gefahr des ewigen Abtauchens dort Bermuda-Viertel genannt. Auf der anderen Seite, am Donaukanal, die jüngste Ausgehmeile, Summerstage genannt. Das stets überlaufene Geschäft mit Wiens besten Eismarillenknödeln. Wiens älteste Kirche und die zentrale Synagoge fast benachbart. Unweit der Platz, auf dem das Gestapo-Hauptquartier stand. Aber auch von der Ringstraße ist selbst nach drei Stunden längst noch nicht alles erzählt, nicht einmal erwähnt. Sie ist eine Straße, aus der Wien, aus der Österreich Identität schöpft.
    Film:
    Literatur:
    • Edmund de Waal: "Der Hase mit den Bernsteinaugen. Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi", Übersetzung: Brigitte Hilzensauer, Originaltitel: The Hare with Amber Eyes, 2012 Zsolnay - Eine der großen literarischen Entdeckungen des Jahres 2011 war "Der Hase mit den Bernsteinaugen". Edmund de Waal, Nachkomme der jüdischen Familie Ephrussi, erzählt darin von 264 Netsuke, kostbare Miniaturschnitzereien aus Japan, die er von seinem Großonkel geerbt hat. Und von der außergewöhnlichen Geschichte seiner Familie, die vom Paris der Belle Époque ins Wien des Fin de siècle und vom Tokio der 1950er-Jahre über Odessa nach London führt. Ein wunderbares Erinnerungsbuch, das von Publikum und Presse gefeiert wurde und Monate auf den Bestsellerlisten stand. In dieser limitierten, farbig bebilderten und bibliophil ausgestatteten Geschenkausgabe wird die Welt von Edmund de Waals Vorfahren nun zu neuem Leben erweckt.
    • Werner Olscher: "Lebenslänglich. Berühmte Mordprozesse in Österreich seit 1945", Verlag Kremayr u Scheriau, Wien 1972
    • Graham Greene: "Der dritte Mann", Roman, 2009, DTV - Ein fesselnder Roman über Freundschaft, Korruption und Verbrechen. Der spannende Thriller, der aus der Verfilmung mit Orson Welles bekannt ist, spielt im Wien der Nachkriegszeit. Ein fesselnder Roman über Freundschaft, Korruption und Verbrechen - bekannt auch durch die spannende Verfilmung mit Orson Welles."Er hegte nicht mehr den geringsten Zweifel, dass ein Mord geschehen war. Warum sonst hätten sie ihn über den Zeitpunkt des Todes angelogen? Sie wollten mit ihren Geldgeschenken und der Flugkarte die einzigen zwei Freunde, die Harry in Wien hatte, zum Schweigen bringen. Und der dritte Mann? Wer war dieser dritte Mann?" Wien 1945. Russen, Amerikaner, Franzosen und Briten haben die Stadt gemeinsam besetzt. Vor dem Hintergrund der Ruinen blühen die dunklen Geschäfte. Rollo Martins, der Jugendfreund von Harry Lime, steht vor einem Rätsel. War Harry der skrupellose Kopf einer Schieberbande?
    • Joachim Reiber: "Duett zu Dritt – Komponisten im Beziehungsdreieck", 2014, Kremayr & Scheriau - Nichts ist schöner, als wenn zwei Stimmen verschmelzen. Im gelebten Leben sieht der Stimmensatz oft anders aus. Duett zu dritt erzählt davon und zeigt Komponisten im Beziehungsdreieck. Ludwig van Beethovens Brief an die unsterbliche Geliebte, neu gelesen und interpretiert, zeigt, wie erzwungene Distanz explosive Triebenergie schafft und sich in revolutionärem Musikschaffen entlädt. Joseph Haydn lebt seine Dreiecksbeziehung offen und mit sexuellem Lustfaktor. Erst im Alter wird er zur Galionsfigur einer neuen Bürgermoral. Leo Janácek komponiert Sehnsuchtswerke, wie die intimen Briefe, die in seinem komplizierten Verhältnis zu seiner Geliebten und seiner Ehefrau wurzeln. Gustav Mahler stürzt durch die Affäre seiner Frau mit dem jungen Walter Gropius in eine existenzielle Krise. Die Bewältigung in der Kunst bleibt Stückwerk. Felix Mendelssohn Bartholdys Geschichte birgt eine Sensation: Erstmals in der deutschsprachigen Musikliteratur werden Dokumente ausgewertet, die den scheinbar unangefochten Wohlanständigen in einer geheimen Dreiecksbeziehung zeigen: mit Jenny Lind, der berühmtesten Sängerin ihrer Zeit. Clara Schumann steht zwischen zwei Männern: Robert Schumann, dem kranken, abwesenden Dritten, und Johannes Brahms - in der Freundschaft zu ihm steckt eine nie ganz mögliche Liebe. Richard Wagner sucht und braucht das Dreieck als Konstante seines Lebens und Werks. Ohne sie wäre das Hohelied der Liebe, Tristan und Isolde, nie geschaffen worden.
    Musik:
    • Anton Karas: Harry Lime-Thema
    • Ludwig van Beethoven: "Fidelio" – "Oh, namenlose Freude", Aufführung vom 5.11.1955
    • Johann Strauß Vater: "Radetzkymarsch" (Neujahrskonzert)
    • Johannes Brahms: "Ungarischer Tanz", Nr. 6