Eine Radio-Zeremonie

Hubert Fichte spricht - spricht nicht

Hubert Ficht erhält den mit 10.000 Mark dotierten Hermann-Hesse-Preis am 2. Juli 1965 in Karlsruhe für sein Manuskript "Das Waisenhaus".
Hubert Fichte erhält den mit 10.000 Mark dotierten Hermann-Hesse-Preis am 2. Juli 1965 in Karlsruhe für sein Manuskript "Das Waisenhaus". © picture-alliance / dpa / DB
Von Ulrike Janssen und Norbert Wehr · 14.03.2017
Wie kein zweiter Schriftsteller hat Hubert Fichte das Gespräch genutzt. Die Tonbandaufnahmen seiner St. Pauli-Interviews, seiner Unterhaltungen mit Wolli Indienfahrer oder dem Ledermann sind keineswegs nur dokumentarisches Material für Romane, Hörspiele oder Theaterstücke. Sie zeugen von virtuosem Spiel mit den Techniken des Gesprächs.
In ihrer 'Radio-Zeremonie' lassen Ulrike Janssen und Norbert Wehr nicht nur Fichte, Wolli, Ulli, Sandra, Johnny und Hans Eppendorfer zu Wort kommen, sondern auch den Redakteur Arnfrid Astel und die Schriftstellerin Kathrin Röggla. "Ich hätte", schrieb sie, "nochmals gerne mit Fichte gesprochen, doch er spricht noch immer nicht mit mir, er vergibt namen, er wiederholt sich. aber das ist das band, da ist nichts zu machen, man muss sich an das halten, was man kriegt, obwohl - mit irgendeiner radiozeremonie könnte man ihn sicher an den apparat bekommen, könnte man ihn irgendwie als eine ansammlung spezifischer, im äther befindlicher geräusche angeln, denn so viel steht ja fest, jeder satz, den man sagt, kreist auf ewig als schallwelle durchs all. also muss der komplette Fichte noch rund um uns sein."

Produktion: DLF 2004
Länge: 49'41