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Eine Wende mit Hindernissen

US-Wissenschaftler gehörten von Anfang an zu den eindringlichen Warnern vor den Folgen des Klimawandel - auch wenn die Regierung in Washington viele Jahre lang davon nichts wissen wollte. Doch inzwischen finden ihre Warnungen auch im eigenen Land Gehör.

Von Georg Ehring | 23.10.2009
    "Eines muss ich Ihnen sagen: Ich habe meinen Lebensstil geändert, nachdem ich meine Arbeit über die Unumkehrbarkeit des Klimawandels geschrieben habe. Ich bin heute mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, und das tue ich jeden Tag. Nachdem ich erkannt habe, dass ich jedes Mal, wenn ich in mein Auto steige und irgendwo hinfahre, Emissionen verursache, die den Planeten für tausend Jahre schädigen, hat sich mein persönlicher Umgang mit diesem Problem wirklich verändert."

    An diesem Tag war die Fahrt mit dem Rad zur Arbeit für Susan Salomon wirklich kein Zuckerschlecken. Es war kalt, es hat geregnet und kurze Zeit sogar gehagelt. Susan Salomon arbeitet als Klimaforscherin im Erdsystem-Laboratorium der US-Behörde für Meeres- und Atmosphärenforschung in Boulder im Bundesstaat Colorado. Zusammen mit Kollegen hat sie herausgefunden, dass der Ausstoß von Treibhausgasen heute durch komplizierte Rückkopplungen dafür sorgen wird, dass die Klimaerwärmung über Jahrhunderte fortschreitet und die Meeresspiegel vermutlich sogar über Jahrtausende weiter ansteigen werden - lange nachdem der Mensch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas eingestellt haben dürfte. Eine Erkenntnis, die die Klimaforscherin, eine der führenden Autorinnen des jüngsten Weltklimaberichts, nicht kalt lassen konnte. US-Wissenschaftler gehörten allerdings von Anfang an zu denen, die den Klimawandel als Gefahr erkannt hatten und vor seinen Folgen warnten - auch wenn die Regierung in Washington viele Jahre lang davon nichts wissen wollte. Doch inzwischen finden ihre Warnungen auch im eigenen Land Gehör. Klimaschutz ist in den USA zu einem viel beachteten Thema geworden. Auch diese Besucher eines Einkaufszentrums in Colorado haben schon davon gehört:

    "Sie sprechen über die Klimaerwärmung, ja. Da habe ich schon einiges drüber gehört, zum Beispiel das die Polkappen schmelzen. Aber viel weiß ich darüber nicht."

    "Ich finde, es ist ein ernstes Problem. Die Regierung sollte tun was sie kann, um es zu lösen. Wir haben zwar viele Probleme mit der Arbeitslosigkeit und anderen Dingen, aber wenn sie sich nicht um den Zustand des Planeten kümmern, kann man den Rest sowieso vergessen."

    Auch in repräsentativen Umfragen sind weitaus die meisten Befragten der Ansicht, dass der Klimawandel erstens Realität und zweitens vom Menschen verursacht ist. Allerdings steht das Thema in der Bevölkerung noch immer relativ weit unten auf der Liste der Probleme, um die sich ihre Regierung kümmern sollte - weit hinter der Gesundheitsreform oder dem Krieg in Afghanistan. Allen Klima-Bekenntnissen zum Trotz hat sich der Lebensstil der Amerikaner bisher kaum geändert: Der Absatz von Autos mit geringem Benzinverbrauch ist mit den Benzinpreisen wieder gesunken - nach wie vor dominieren große Autos und Geländewagen die Straßen. In kaum gedämmten Häusern läuft im Winter die Heizung und im Sommer die Klimaanlage auf Hochtouren und auch hochklassige Hotels servieren das Frühstück auf Plastikgeschirr. Die Erkenntnis, dass der Einzelne persönlich etwas gegen den Klimawandel tun kann, ist noch nicht sehr verbreitet. Diese Erfahrung machte auch die Kalifornische Akademie der Wissenschaften in einer Umfrage, berichtet Carol Tang, die im Museum der Akademie in San Francisco eine Ausstellung zum Thema konzipiert hat.

    "Wir haben erfahren, dass sie eine Menge wussten, aber dass sie es nicht für nötig hielten zu handeln. Wir haben sie gefragt, was sie persönlich gegen den Klimawandel tun, und es gab Antworten wie: Ich habe die Glühbirnen gegen Energiesparlampen ausgetauscht. Und wenn wir gefragt haben, was ihr Nachbar tun sollte, hieß es: Sie sollten sich ein neues Auto kaufen, sie sollten eine Solaranlage auf ihr Dach montieren oder eine andere Partei wählen. Die Leute wussten also was zu tun ist, aber sie hielten es nicht für nötig, selbst aktiv zu werden."

    Immerhin: Die öffentliche Meinung hat sich stark gewandelt: Umweltverträglichkeit ist ein wichtiges Argument geworden für die Werbung. Große Unternehmen wie Apple und Nike haben die US-Handelskammer verlassen oder Führungspositionen darin aufgegeben, weil sich diese Spitzenorganisation der US-Wirtschaft schärferen Klimaschutz-Vorschriften widersetzt. Die Kehrtwende in der US-Politik kommt von oben: Die Regierung von Präsident Barack Obama treibt ein Gesetz voran, das verbindliche Obergrenzen für den Ausstoß von Treibhausgasen vorsieht - so etwas hatte die Vorgängerregierung George Bush immer abgelehnt. Im Wahlkampf war der Klimaschutz nur ein Thema unter vielen gewesen - und jetzt muss die neue Regierung die Menschen vom Mitmachen überzeugen. In einer Rede vor der UN-Vollversammlung im September erläuterte Obama die neue Klimapolitik seines Landes - sicher auch mit Blick auf die eigenen Landsleute:

    "Wir können den alten Kräften, die die Klimadebatte so lange geprägt haben, nicht erlauben, unseren Fortschritt zu blockieren. Ja, die entwickelten Nationen, die unserem Klima im vergangenen Jahrhundert so großen Schaden zugefügt haben, haben jetzt die Verantwortung zu führen - das betrifft auch die Vereinigten Staaten. Und wir werden hier weiter vorankommen: Durch Investitionen in erneuerbare Energien und die Förderung einer größeren Energieeffizienz werden wir die Ziele erreichen, die wir uns für 2020 und langfristig für 2050 vorgenommen haben."
    Die Regierung von Barack Obama hat sich das Ziel gesetzt, die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um 17 bis 20 Prozent zu senken - verglichen mit dem Jahr 2005. Im Jahr 2050 soll ein Rückgang um über 80 Prozent erreicht werden. Die Führung würden die USA damit nicht übernehmen - im Internationalen Vergleich der Industrieländer sind die Ziele der Amerikaner ziemlich bescheiden: Wenn die USA ihren Plan umsetzten, lägen ihre Emissionen kaum niedriger als 1990 - dem Jahr, das als Basisjahr für den internationalen Klimaschutz gilt. Denn durch die Untätigkeit der früheren Regierung von George W. Bush war der Ausstoß von Treibhausgasen in den vergangenen Jahren weiter stark gestiegen - im Unterschied zu vielen anderen Industrieländern. Doch der neue Kurs ist umstritten. Gegner sitzen nicht nur in der Republikanischen Opposition, es gibt sie auch unter Demokraten vor allem in den Bundesstaaten mit starker Kohleförderung. Organisationen wie der konservative Think Tank Heritage Foundation wollen noch immer keinen drastischen Klimawandel sehen und warnen vor Gesetzen, die die Wirtschaftsentwicklung bremsen könnten. Jack Spencer, Analyst bei der Heritage Foundation:

    "Wir sind der Ansicht, dass der freie Markt die Leistungsfähigsten belohnt und dass dieser Weg zu wirtschaftlichem Wohlstand uns eine grünere Zukunft bringt. Wir können nicht glauben, dass Vorschriften der Regierung dafür sorgen, dass wir umweltfreundlicher wirtschaften. Wir glauben, so etwas hat eher den gegenteiligen Effekt. Die Allgemeinheit scheint zu glauben, dass die Regierung mit Vorschriften den Umweltschutz stärken kann, doch dafür gibt es keinen Beweis."

    Auch in den USA sind die Folgen des Klimawandels inzwischen deutlich zu spüren: Heftige Unwetter sind häufiger geworden - besonders im Nordosten des Landes. Auch die Jahreszeiten haben sich verschoben: Der Frühling beginnt früher und der Herbst später. Zu den für jeden sichtbaren Folgen gehört ein Waldsterben in den Rocky Mountains, hervorgerufen durch die massenhafte Vermehrung von Schädlingen, die vom milderen Klima profitieren. Susan Salomon:

    "Für uns hier in den Rocky Mountains ist der Tod unserer Bäume besonders schlimm. Bergkiefern-Käfer töten unsere Bäume. Nicht nur in Colorado, sondern sogar in British Columbia, wo die Wälder vom Menschen völlig unberührt sind und natürlich wachsen. Es geht nicht darum, was die Menschen im Wald selbst anrichten. Diese Frage kann man an manchen Orten zwar stellen, aber nicht überall. Auf einer Fläche von vielen Millionen Hektar sterben in Nordamerika heute die Bäume."

    An den US-Küsten ist der Meeresspiegel gestiegen, und der Anstieg hat gerade erst begonnen. Die US-Behörde für Meeres- und Atmosphärenforschung hat untersucht, welche Folgen ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels für die Bundesstaaten North und South Carolina haben würde. Beteiligt war auch der Meeresforscher Jack Dunnigan:

    "Ich denke, wir wissen, dass ein großer Teil unserer wirtschaftlichen Produktion und ein großer Teil der Orte, wo Amerikaner leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen, in der Nähe der Küsten liegt. Wenn die Meeresspiegel steigen, wird das sehr dramatische Folgen für unser Leben haben."

    Ein Auslöser des Umdenkens war für viele Amerikaner der Hurrikan Katrina, der im August 2005 die Stadt New Orleans verwüstete und mehr als 1500 Menschen das Leben kostete. Meeresforscher Jack Dunnigan:

    "Das Besondere an Katrina und all den schlimmen Erfahrungen, die damit verbunden sind, war, dass Katastrophenschützer darin heute eine der erfolgreichsten Massenevakuierungen von Menschen im Angesicht eines Sturms sehen. Als eine Art Lehrbuchfall. Man konnte Katrina gut überstehen - außer wenn man arm, alt, krank oder behindert war. Für mich wirft dies auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit auf, um die wir uns in Zukunft im Klimawandel kümmern müssen."

    Schlüssel zum Klimaschutz sind auch in den USA das Einsparen von Energie und der Umbau der Energieversorgung. Private Haushalte verbrauchen derzeit noch etwa doppelt so viel Strom wie Haushalte in Deutschland - Anreize zum Kauf sparsamer Haushaltsgeräte und für eine bessere Wärmedämmung sollen dies ändern. Marc Ginsburg, im Energieministerium zuständig für Energieeffizienz und erneuerbare Energien:

    "Wir haben uns für die Forschung das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 Wohnhäuser, die keine Energie von außen benötigen, zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können, für Bürogebäude soll es entsprechende Angebote bis zum Jahr 2025 geben."

    86 Prozent der Energie, die in den USA verbraucht wird, stammt derzeit aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas. Atomkraft kommt auf acht Prozent, erneuerbare Energien auf sechs. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, den Bau neuer Atomkraftwerke und die Speicherung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken soll die künftige Energieversorgung klimaverträglicher werden. Die Windkraft beispielsweise soll langfristig 20 Prozent der Stromversorgung sichern - derzeit liegt ihr Anteil unter zwei Prozent. Auch die Stromerzeugung aus Solarenergie soll stark wachsen - vor allem im sonnenreichen Südwesten des Landes ist das Potenzial groß. In Golden im Bundesstaat Colorado arbeitet das National Renewable Energy Laboratory NREL daran, erneuerbare Energien billiger zu machen. Brent Nelson erforscht bei NREL die Stromgewinnung aus Sonnenenergie. In einer großen Halle am Fuße der Rocky Mountains blinken Anzeigetafeln über Solarzellen, werden Stromausbeute und Zuverlässigkeit neuer Typen geprüft. Bis zum Jahr 2015 sollen die Produktionskosten für Solarstrom auf fünf bis zehn Cent pro Kilowattstunde sinken - weniger als die Hälfte des bisherigen Wertes. Und das geht nur durch Massenproduktion und Standardisierung in der derzeit noch stark zersplitterten Branche. Gemeinsame Standards sind das Lieblingsthema von Nelson - doch allzu oft stößt er bei den Unternehmen der Branche auf taube Ohren.

    "Ich meine, das hat zwei Gründe. Der Erste ist: Wenn ein bestimmter Standard ausgewählt wird, der ihren Projekten nicht entspricht, müssen sie sich umstellen, und das ist teuer. Das ist also eine Befürchtung. Doch das andere Problem ist die Haltung der Kapitalgeber. Die Firmen konkurrieren doch alle um das gleiche Risikokapital, und sie versuchen, Technologien zu präsentieren, die sich von der Konkurrenz abheben. Also sorgt die Art, wie das ganze finanziert wird, dafür, dass sie Geheimnisse voreinander haben anstatt zusammenzuarbeiten."

    US-Unternehmen produzieren schon lange Solaranlagen, und auf dem Weltmarkt sind manche von ihnen stark vertreten. Doch im eigenen Land sind noch nicht viele Solaranlagen installiert worden. Gerade einmal ein Promille des Energieverbrauchs der USA wird derzeit durch die Solarenergie gedeckt, und das Wachstum war in den vergangenen Jahren relativ gering. Staatlich festgelegte Einspeisevergütungen sollen dazu beitragen, dass sich das ändert. Es gibt sie in vielen Bundesstaaten - auch in Colorado. Wenige Kilometer entfernt von den Solarforschern in Golden liegt die nach eigenen Angaben größte Brauerei der Welt, ein Betrieb des Braukonzerns MillerCoors. Etwa 25 Millionen Hektoliter Bier werden hier jedes Jahr gebraut - das entspricht etwa einem Viertel der Bierproduktion in Deutschland. Die dafür nötige Energie kommt derzeit noch überwiegend aus Kohle und Erdgas. Doch das soll sich ändern: MillerCoors will eine Solaranlage mit einem Megawatt Kapazität auf den Dächern des Werks installieren und auch aus Abfällen, die bei der Bierproduktion anfallen, Energie gewinnen - passend zur Branche in Form von Alkohol, der fossile Brennstoffe ersetzen soll. Und die Brauerei will Holz als Brennstoff einsetzen - das gibt es wegen des durch den Bergkiefern-Käfer verursachten Waldsterbens derzeit besonders billig. Sean Conboy, Umweltmanager bei MillerCoors.

    "Wir haben uns jetzt darum gekümmert, Holz aus Wäldern zu bekommen, die von den Käfern zerstört worden sind. Wir würden es gerne zerkleinern und als Brennstoff verwenden, um damit einen großen Teil der Kohle zu ersetzen, die wir derzeit nutzen. Wir müssen dafür noch logistische Fragen klären, weil die Wege in den betroffenen Regionen sehr schlecht sind, und diese Probleme sind schwer zu lösen. Doch wir arbeiten seit eineinhalb Jahren daran."

    Als Vorreiter im Umweltschutz gilt in den USA der Bundesstaat Kalifornien. Solarstrom aus einer eigenen Photovoltaikanlage nutzt auch der Flughafen von San Francisco - trotz der Emissionen des Luftverkehrs selbst ein Vorzeigeunternehmen im Umweltschutz. Der Betrieb des zehntgrößten US-Flughafens soll bis zum Jahr 2020 CO2-neutral werden. Das heißt: Der Ausstoß von Treibhausgasen wird reduziert so weit es geht, unvermeidbare Emissionen werden durch Umweltprojekte ausgeglichen. Ein erstes Stück auf diesem Weg ist bereits geschafft: Seit 1990 wurden die Emissionen, die vom Flughafen verursacht werden, um fast die Hälfte auf etwa 34.000 Tonnen gesenkt. Der Erfolg beim Vermeiden von Treibhausgasen ist Ergebnis eines umfangreichen Programms mit vielen Einzelaktionen. Große Einspar-Möglichkeiten stellt der Flughafen auch für Flugzeuge in der Zeit ihres Aufenthalts am Boden bereit, erläutert Umwelt-Manager Houshang Esmaili:

    "Es geht um die Zeit, die die Flugzeuge am Flugsteig verbringen. Wenn wir keine klimatisierte Luft und keine Elektrizität bereitstellen würden, dann würden sie hierfür eigene Anlagen in Betrieb nehmen, die sehr ineffizient arbeiten. Sie verbrennen 40 bis 50 Gallonen pro Stunde. Deshalb stellen wir das für sie bereit. Und daraus ergibt sich der Vorteil für unser System."

    Weitere Schritte auf dem Weg zum klimaneutralen Flughafen: Neue Kühlmittel für Kühlschränke und Gefriergeräte, Recycling von Abfall und die Verwendung von Bio-Treibstoffen und Erdgas für die betriebseigene Autoflotte. Taxis und Mietwagenfirmen, die Erdgas verwenden, bekommen Vorzugsbedingungen. Mitarbeiter und Kunden sollen den Weg zum Flughafen umweltverträglich mit der U-Bahn zurücklegen. Der stellvertretende Flughafen-Direktor Ivar Satero verweist als Motiv für das Engagement auch auf die politischen Verhältnisse.

    "Das Motiv ist politisch und ethisch. Ich denke, wir haben auch eine moralische Verpflichtung. Aber wir waren auch Realisten, denn wir wissen: Die staatliche Regulierung kommt ohnehin. Also sollten wir die Auflagen soweit es geht vorweg nehmen und Standards dafür setzen, was getan werden kann. Und ich hoffe, wir haben dafür Modelle bereitgestellt."

    Auch wenn der Flughafen selbst spart - an der Klimaschädlichkeit des Luftverkehrs ändert das nichts. Über 13 Millionen Tonnen CO2 entfielen im Jahr 2007 auf Flüge von und nach San Francisco. Das ist über eine Million Tonnen mehr als 1990 - der Anstieg übertrifft die vermiedenen Emissionen aus dem Flughafenbetrieb um das vierzigfache. Wenn man von Vorzeige-Projekten wie dem Flughafen von San Francisco einmal absieht: Die USA haben beim Klimaschutz noch einiges aufzuholen. Auch die im internationalen Vergleich wenig ehrgeizigen Ziele der Regierung Obama stehen auf wackeligen Füßen: Die Gefahr ist groß, dass die US-Delegation mit leeren Händen zum Weltklimagipfel nach Kopenhagen reisen muss. Für John Holdren, den Leiter des Büros für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Präsidenten, wäre das ein ernster Rückschlag:

    "Es ist nicht unbedingt notwendig, doch es würde sicher hilfreich sein, weil es der Welt zeigen würde: Wenn beide Häuser des Kongresses so ein Gesetz verabschiedet haben, dann haben die USA rechtlich verbindliche Bestimmungen zur Reduktion der Treibhausgase in der gesamten Wirtschaft. Das wäre ein Signal, dass die USA nach einer Zeit der Führungslosigkeit in dieser besonderen Frage wieder bereit sind, die Führung zu übernehmen."

    Unabhängig davon, welche Ziele sich das Land in seinen Klimagesetzen schließlich setzt: Präsidentenberater John Holdren rechnet damit, dass sie übertroffen werden:

    "Wahrscheinlich werden wir mit der Zeit zusätzliche Schäden durch den Klimawandel erleben, und das wird Öffentlichkeit und Politiker dazu motivieren, sich ehrgeizigere Ziele zu setzen. Außerdem wird der Emissionshandel einen Anreiz für einen niedrigeren CO2-Ausstoß bieten, und das wiederum wird dafür sorgen, dass es immer mehr gute Ideen und mehr Erfolge dabei geben wird, dies mit niedrigeren Kosten zu tun. Und im Endeffekt werden wir merken: Ja, wir können viel mehr tun als wir anfangs gedacht hatten."