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Einfluss des Mondes
Regen aus dem All

Der Mond zieht an der Erde vorbei und beeinflusst neben den Ozeanen auch die Atmosphäre. Forscher der Universität von Washington haben in diesem Zusammenhang Daten von Wettersatelliten der vergangenen 15 Jahre ausgewertet und den Einfluss des Mondes auf die Niederschlagsverteilung festgestellt.

Von Guido Meyer | 01.03.2016
    Vollmond am Abendhimmel
    In Vollmondnächten ist der Himmel gegen Mitternacht meist wolkenlos. (Foto: Jan-Martin Altgeld)
    Wer vom Regen überrascht wird und wütend auf die Wolken schaut, der hat womöglich gar nicht die einzig Schuldigen im Auge. Ein Team um Mike Wallace von der Abteilung für Atmosphärenwissenschaften der Universität von Washington in Seattle hat einen weiteren Veranwortlichen für die Niederschlagsmenge ausgemacht: den Mond.
    "Der Mond zieht an der Erde, an ihren Ozeanen und an ihrer Atmosphäre, und zwar durch seine Anziehungskraft. Wenn der Mond am höchsten steht, ist die Erdatmosphäre am stärksten ausgebeult."
    Eine zweite "Beule" gibt es auf der vom Mond abgewandten Seite der Erde. Damit verhält sich die Atmosphäre genauso wie die Ozeane. Hier ruft die Anziehungskraft des Mondes ebenfalls Gezeiten hervor. Bei der Atmosphäre sei es genau dasselbe, bestätigt der Meteorologe Ken Ring im neuseeländischen Auckland.
    "Der Mond kontrolliert die Gezeiten der Atmosphäre. Er saugt die Luftmoleküle geradezu an. Es entsteht eine Beule, die schwerer ist als die Umgebungsluft. Daher steigt innerhalb dieser Beule der Luftdruck."
    Höherer Luftdruck wiederum führt zu erhöhten Temperaturen innerhalb dieser atmosphärische Beule, ergänzt Mike Wallace. Und das hat Folgen für die Niederschlagsverteilung.
    "Warme Luft kann Feuchtigkeit besser speichern. Das verhindert, dass sich Tropfen bilden, die zu Boden fallen. Er regnet also weniger, weil es in der Atmosphäre wärmer ist."
    Bei tiefem Mondstand regnet es ein bisschen mehr
    Das Gegenteil gilt genauso: Bei tiefem Mondstand regnet es ein bisschen mehr. Denn da der Luftdruck geringer ist, ist es in der Atmosphäre auch kälter. Somit kann der Wasserdampf kondensieren, und es können sich Regentropfen bilden. Allerdings ist der messbare Effekt des Mondes auf die Regenmenge winzig. Wenn der Mond tief steht, erhöht sich die Regenmenge um gerade einmal ein Prozent. Auf diese Werte kam das Team um Mike Wallace nach Auswertung der mehr als 15 Jahre lang gesammelten Daten amerikanischer und japanischer Wettersatelliten, von 1998 bis 2012. Ken Ring aus Auckland:
    "In Vollmondnächten ist der Himmel gegen Mitternacht meist wolkenlos. Das ist überall auf der Welt so. Vollmondnächte sind in der Regel klar."
    Sie sind klar, weil der höhere Luftdruck Wolkenbildung bremst. Bei Neumond hingegen kommt es eher zu Regenfällen.
    "Der Regen fällt verstärkt, wenn der Mond nicht zu sehen ist. Bei Neumond ist der Mond nachts nicht zu sehen, weil er tagsüber am Himmel steht."
    Auswertung von längerfristigen Niederschlagszyklen geplant
    Zumindest an der Bauernregel, dass es zur Neumondzeit heftigere Regenfälle gibt, scheint also etwas dran zu sein. Ob das auch für die Regel gilt, wonach es drei Tage nach Vollmond meistens regnet, das wollen die Meteorologen um Mike Wallace als Nächstes herausfinden – und zu nun längerfristige Niederschlagszyklen auswerten.
    "Die Regenmenge scheint während eines Monats zwei Zyklen zu durchlaufen, die jeweils 14 oder 15 Tage dauern. Offenbar passen sich diese Zyklen dem Mondzyklus an, denn drei Tage nach Vollmond regnet es meistens. Wenn wir das nachweisen können, würden wir die grundlegenden atmosphärischen Prozesse besser verstehen - und damit auch die Abhängigkeit des Niederschlags auf der Erde von winzigen Veränderungen der Schwerkraft."
    Und das wiederum könnte zu besseren Wettervorhersagen führen - damit wir beim nächsten Mal den Schirm auch dabei haben, wenn wir ihn brauchen.