Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Einsteins gekrümmte Lichtstrahlen
Der Doppelquasar im Großen Wagen

In den frühen Abendstunden rollt der Große Wagen über den Nordhimmel. Ein Stück rechts und etwas unterhalb des markanten Wagenkastens befindet sich das Objekt Q0957+561. Es wurde im Frühjahr 1979 von einem englisch-amerikanischen Astronomenteam mit einem Teleskop der Kitt-Peak-Sternwarte in Arizona entdeckt.

Von Dirk Lorenzen | 09.11.2015
    Der Doppelquasar Q0957+561 in einer Falschfarbendarstellung
    Der Doppelquasar Q0957+561 in einer Falschfarbendarstellung (Foto: Fischer)
    Die Forscher staunten, dass dort zwei Quasare – sehr helle Galaxienkerne – extrem dicht nebeneinander stehen. Beide Objekte sind gleich weit entfernt und ihre Lichtspektren weisen kaum Unterschiede auf. Die Astronomen folgerten daher, dass es sich um das doppelte Bild desselben Objekts handelt.
    Ein Galaxienhaufen im Vordergrund lenkt das Licht des Quasars so ab, dass auf der Erde zwei sehr ähnliche Bilder zu sehen sind. Die Astronomen sprechen von einer Gravitationslinse.
    Dieser Effekt folgt aus der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein, die in diesem Monat 100 Jahre alt wird. Einstein selbst hielt allerdings die doppelten Bilder für völlig unbeobachtbar. Doch der schweizerisch-amerikanische Astronom Fritz Zwicky hatte schon in den 30er-Jahren vorhergesagt, dass es Doppelbilder ferner Galaxien geben müsse. Der Abstand ist allerdings sehr gering – und daher bedurfte es moderner Teleskope, um dieses Phänomen zu entdecken.
    Fritz Zwicky hat die Beobachtung des Doppelquasars im Großen Wagen leider nicht mehr erlebt. Er ist fünf Jahre zuvor verstorben. Doch das Objekt erinnert Nacht für Nacht an seine Genialität. Und an die von Albert Einstein.