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Einträglicher Elektroschrott

Alte Handys und andere Elektrogeräte können demnächst in einer Wertstofftonne gesammelt werden. So hat es das Bundeskabinett heute beschlossen. Um das Gesetz wurde heftig gerungen - denn die Entsorgung von Elektroschrott ist längst ein lukratives Geschäft geworden.

Von Dieter Nürnberger | 30.03.2011
    Man kann es nur hoffen, dass die Verbraucher, die ja stets auch Müllentsorger sind, durch dieses neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz künftig ein einfaches oder einfacheres Verfahren vorfinden werden. Das Bundeskabinett hat heute auf jeden Fall den Weg für das neue Gesetz freigemacht. Es ist die Umsetzung einer EU-Richtlinie, die allerdings auch einigen nationalen Spielraum ließ. Beispielsweise bei der Festlegung von Verwertungsquoten. Ich habe mich heute Vormittag umgehört, wie beispielsweise Umweltverbände dieses neue Gesetz bewerten. Und da fällt auf, dass durchaus Lob geäußert wird – für einzelne Punkte des Regelwerks – aber eben längst nicht für alle. Benjamin Bongardt ist Abfallexperte beim Naturschutzbund Deutschland (NABU):

    "Müllvermeidung steht nur im Gesetz drin, ist aber eher ein zahnloser Tiger. Weil beispielsweise nicht gesagt wird, die Vermeidung müsse pro Jahr um fünf Prozent runter. Es gibt auch unambitionierte Verwertungsquoten für Normalabfälle, somit gibt es kaum einen Anreiz noch mehr als bisher zu recyceln. Bauabfälle sind auch mit niedrigen Quoten versehen, da könnten wir in Deutschland besser dastehen. Die Öffnung für eine Wertstofftonne finden wir gut und wichtig, wie die konkret aussehen wird, ist aber derzeit noch nicht absehbar."

    Für die Verbraucher dürften die Pläne für eine Wertstofftonne mit am interessantesten sein. Hier sieht es nun so aus, dass diese Tonnen, die ja in einzelnen Regionen auch schon in Pilotprojekten getestet wurden, bundesweit eingeführt werden sollen, spätestens bis 2015. Und gerade um diese Entsorgungstonne hatten sich in den vergangenen Jahren private und kommunale Entsorger regelmäßig gestritten. Auch vor Gericht, weil eben die Entsorgung von Elektroschrott längst ein lukratives Geschäft ist.

    In solchen Tonnen könnten zudem auch kleine Elektrogeräte entsorgt werden, ebenso alte CDs oder DVDs etc. Fest steht, dass es für alle Sammlungen künftig Ausschreibungen geben wird. Und deshalb begrüßt NABU-Experte Bongardt natürlich diese Grundsatzentscheidung pro Wertstofftonne, geht aber davon aus, dass die Umsetzung überall in der Republik noch dauern könnte:

    "Die Handys und auch alte Toaster – das sind alles Elektrokleingeräte – die könnten in die Wertstofftonne kommen. Das ist aber noch nicht klar. Derzeit sieht es so aus, dass die Wertstofftonnen auf jeden Fall eine Plastik- und Metalltonne wird. Und Elektrokleingeräte werden somit nach wie vor getrennt erfasst. Beim kommunalen Wertstoffhof oder vereinzelt auch beim Handel. Mit ein wenig Druck nehmen die das Alte beim Kauf eines neuen auch zurück. Ein aufgeschlossener Händler sollte dies auch tun."

    Das Umweltbundesamt in Dessau schätzt, dass pro Jahr und Einwohner sieben Kilo an Müll künftig zusätzlich verwertet werden könnten. Schon jetzt werden in Deutschland rund 65 Prozent des Mülls wiederverwertet, teilt das Bundesumweltministerium mit. Das neue Gesetz soll die Quote natürlich steigern.

    Auch volkswirtschaftlich macht das Ganze einen Sinn. Millionen alter Handys beispielsweise würden hierzulande in Schubladen oder sonst wo lagern. Und hier geht es dann um wertvolle Rohstoffe, sagt der Experte des Naturschutzbundes Benjamin Bongardt:

    "Das fängt an bei Gold und Silber! Enthalten sind auch Spezialmetalle, die man für diese Kommunikationstechnologien braucht. Es ist wichtig, dies alles getrennt zu recyceln. Da stellt zum einen die weitere Versorgung mit diesen Stoffen sicher, es könnte zudem auch helfen, den Preis zu senken – bei der Herstellung neuer Geräte."

    Das Gesetz ist somit auf den Weg gebracht, die endgültige Umsetzung vor Ort wird allerdings noch dauern. Damit zurück nach Köln