Mittwoch, 24. April 2024

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Einwanderungsgeschichten

Die Integrationsdebatte in Deutschland hat in diesem Jahr zum Teil schrille Formen angenommen. Auslöser der neuerlichen Diskussion war das Buch von Thilo Sarrazin, "Deutschland schafft sich ab." Das Buch verkaufte sich gut. Allerdings warnten mit der Integration in Deutschland befasste Experten vor Pauschalisierungen und vor der Ethnisierung sozialer Probleme. Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu gab zu Protokoll, Sarrazin halte einer "verunsicherten Mittelschicht den Moslem als Vogelscheuche hin", anstatt Einwanderung als europäische Normalität zu betrachten.

26.12.2010
    Feridun Zaimoglu selbst ist Migrantenkind, in der Türkei geborener Sohn türkischer Einwanderer der ersten Generation, heute berühmter deutschsprachiger Schriftsteller. Weil er die deutsche Sprache liebt, war sie für ihn sowohl Angebot als auch Ausflucht; nicht nur Ausdrucksmittel, sondern auch eine Möglichkeit der Differenz.

    In einer Rede, gehalten Ende Oktober beim 3. Bundesfachkongress Interkultur in Bochum, beschäftigt sich Feridun Zaimoglu mit dem Thema Sprache und Integration. Er stellt fest: die zweite und dritte Generation der Einwandererkinder ist nicht mehr-, sondern weniger-sprachig. Er beharrt darauf: Nichtintegration hat mit sozialen Unterschieden zu tun, nicht mit religiöser Herkunft. Und: Integration liefert im besten Falle neue Geschichten. So wie die seine. Hören Sie Feridun Zaimoglus Bochumer Rede: