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Einwegflaschen
"So kann es nicht weitergehen"

Die Grünen im Bundestag sind für eine Zwangsabgabe auf Einwegflaschen. Ihr umweltpolitischer Sprecher Peter Meiwald sagte im DLF, über die Höhe müsse sicherlich noch geredet werden. Er sprach sich zudem dafür aus, dass die Pfandpflicht auf alle Getränkesegmente ausgeweitet wird. Das derzeitige System sei sehr verwirrend für den Verbraucher.

Peter Meiwald im Gespräch mit Friedbert Meurer | 02.03.2015
    Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Peter Meiwald.
    Meiwald: "Wir wollen eine Lenkungsabgabe einführen, die man eben nicht wieder zurückbekommt." (Bundestag / Achim Melde)
    Friedbert Meurer: Wir Deutschen fühlen uns als Weltmeister im Recyceln und Flaschen sammeln. Die meisten Dosen und Pfandflaschen werden zum Supermarkt fleißig zurückgebracht und in den Pfandautomaten eingeworfen. Nur: Werfe ich jetzt gerade eine Einweg-Flasche oder eine Mehrweg-Flasche ein? Das wissen viele gar nicht mehr, denn die sind nicht mehr so einfach zu unterscheiden. Und eine Konsequenz ist: Die Mehrweg-Quote ist unter 50 Prozent mittlerweile gefallen. Einweg-Flaschen sind schwer im Kommen. Das Umweltbundesamt hat deswegen jetzt vorgeschlagen, auf Einweg-Flaschen soll es zusätzlich zum Pfand noch obendrauf eine Abgabe geben. Das lehnt allerdings Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ab. Die Einweg-Flaschen sind also auf dem Vormarsch. Was tun? - Peter Meiwald ist umweltpolitischer Sprecher der Grünen. Die Partei hat einst mit Jürgen Trittin das Dosenpfand und Einweg-Flaschenpfand in Deutschland geradezu erfunden. Guten Tag, Herr Meiwald.
    Peter Meiwald: Ja, guten Tag! Hallo, Herr Meurer.
    Meurer: Warum sind die Einweg-Flaschen so auf dem Vormarsch?
    Meiwald: Ja, die sind halt bequem in der Handhabung, oftmals für die Hersteller natürlich bequem in der Handhabung. Man muss nicht Waschen hinterher wieder, man muss den Rücktransport nicht so in alle einzelnen Abfüller wieder zurückbringen. Insofern sind sie bequem in der Handhabung, aber ökologisch lange nicht vorteilhaft.
    "Ökologisch vorteilhaft, Getränke in Mehrweg-Verpackungen zu transportieren"
    Meurer: Wie groß ist der Unterschied in der Ökobilanz?
    Meiwald: Das ist immer von sehr viel verschiedenen Faktoren abhängig. Es ist immer sehr abhängig von verschiedenen Faktoren. Es geht um Transportwege, natürlich um Transportgewichte. Aber im Großen und Ganzen gelten nach wie vor die Ergebnisse des Umweltbundesamtes, dass das der ökologisch vorteilhafte Weg ist, Getränke in Mehrweg-Verpackungen zu transportieren.
    Meurer: Jetzt haben wir ja gerade gehört, das Umweltbundesamt setzt erst einmal auf Aufklärung. Gibt es eigentlich im Moment überhaupt ein Symbol oder irgendetwas, an dem ich genau erkennen kann, das ist eine Einweg-Flasche und das ist eine Mehrweg-Flasche?
    Meiwald: Auf den Einweg-Flaschen, die mit Pfand belegt sind, ist zumindest dieses schwarze Symbol mit dem Dreieck drauf. Bei Mehrweg-Flaschen gibt es oftmals auch Hinweise auf Mehrweg, aber es ist nicht durchgängig klar erkennbar. Ich habe jetzt zum Beispiel auch wieder eine Einweg-Flasche gesehen, wo dann Pfandflasche draufsteht. Das ist natürlich verwirrend für die Verbraucherinnen und Verbraucher. So kann es nicht weitergehen.
    Meurer: Pfandflasche ist ein Wort, das vernebeln soll, dass es nicht Mehrweg ist?
    Meiwald: Ja, genau.
    "All das verwirrt die Menschen"
    Meurer: Dass man das nicht voneinander unterscheiden kann, entspricht das wirklich auch der Lebenserfahrung? Nehmen wir Mineralwasser. Ich beispielsweise gehe davon aus: Wenn es in einer Kiste ist, dann ist es Mehrweg, wenn es mit Folie eingeschweißt ist, dann ist es Einweg.
    Meiwald: So einfach ist es leider nicht. Deswegen erwarten wir einfach, dass es da eine klare Auszeichnung auch auf den Flaschen, auf den Behältern gibt. Es gibt mittlerweile auch in Kisten verpackte Einweg-Flaschen. All das verwirrt die Menschen und wir wollen da eine Klarheit rein. Wir wollen auch eine Klarheit rein, dass die Pfandpflicht auf alle Getränkesegmente dann entsprechend ausgeweitet wird: Fruchtsäfte, Fruchtnektare, Gemüsesäfte, Gemüsenektare. Alles was nicht in ebenfalls ökologisch Kartonverpackungen ist, sollte entsprechend mit Pfand belegt werden und möglichst Mehrweg sein.
    Meurer: Welche Wirkung versprechen Sie sich davon, Herr Meiwald, wenn der Verbraucher eindeutig unterscheiden kann zwischen Mehrweg- und Einweg-Flaschen?
    Meiwald: Er kann zunächst einmal eine bewusste Entscheidung treffen. Im Moment gibt es, glaube ich, viele Verbraucher, die einfach guten Gewissens glauben, wenn sie eine Flasche wieder zurückbringen und ein Pfand zurückbekommen, dass dann auch das wieder befüllt wird, und das ist ja leider nicht so. Das wissen wir, die sich damit länger befassen, schon lange. Wir wollen erst mal, dass der Verbraucher ein mündiger Verbraucher sein kann und dann entsprechend seinem Umweltverhalten auch seinen Einkauf steuern kann. Aber ich glaube, dass das nicht ausreicht. Ich glaube, wir müssen weitergehen, um den Mehrweg-Anteil wieder auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß zu bringen.
    "In der Praxis sehen, ab wann eigentlich diese Lenkungswirkung eintritt"
    Meurer: Das heißt, Sie sind für die Abgabe auf Einweg-Flaschen. In welcher Höhe?
    Meiwald: Ich kann mich da zunächst mal Frau Krautzberger voll anschließen. Auch wir sagen, es reicht offensichtlich nicht aus, bisherige Maßnahmen einfach nur weiterzuentwickeln. Über die Höhe muss man sicherlich dann noch mal im Detail reden. Da sind ja jetzt von der DUH und vom Umweltbundesamt schon mal Vorschläge gemacht worden. Damit könnte man sich sicherlich anfreunden. Aber das muss man in der Praxis sehen, ab wann eigentlich diese Lenkungswirkung eintritt, dass wirklich im Verbraucherverhalten sich was verändert, und dann muss man das gegebenenfalls noch mal wieder anpassen.
    Meurer: Wird letzten Endes nicht der Preis des Produkts selbst entscheiden über den Erfolg? Das heißt, die Verbraucher werden das billige Mineralwasser auf jeden Fall kaufen, egal wie hoch das Pfand ist, denn das kriegen sie ja wieder zurück?
    Meiwald: Deswegen wollen wir ja eine Lenkungsabgabe einführen, die man eben nicht wieder zurückbekommt. Das ist genau der Punkt.
    Meurer: Diese Abgabe würde man bezahlen, ohne sie wieder zurückzubekommen.
    Meiwald: Genau. Das würde zusätzlich zum Pfand sein und man würde dann weiterhin bei den Einweg-Verpackungen das Pfand, wie bisher vielleicht 25 Cent, zurückbekommen, aber den Anteil der Lenkungsabgabe eben nicht. Das ist genau das Konzept davon.
    Meurer: Damals die Einführung des Dosenpfands war extrem unpopulär zunächst für die Grünen gewesen. Was glauben Sie, was die Reaktion ist, wenn die Grünen billiges Wasser teurer machen?
    Meiwald: Na gut, als Grüne sind wir ja nicht dafür da, es immer allen Menschen recht zu machen. Aber ich glaube, wichtig ist dabei auch, die entsprechende Aufklärung zu machen, dass es deutlich besser für unsere Umwelt, deutlich besser für unseren Ressourcenschutz ist, wenn wir auf Mehrweg wieder mehr zurückgehen, und da muss man dann auch mal sein breites Kreuz in den Wind stellen.
    Meurer: Peter Meiwald ist umweltpolitischer Sprecher der Grünen. Das Umweltbundesamt hat eine Diskussion ausgelöst, ob wir zusätzlich zum Pfand eine Abgabe für Einweg-Flaschen brauchen. Herr Meiwald, danke und auf Wiederhören.
    Meiwald: Vielen Dank, Herr Meurer. Schönen Tag noch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.