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Einzelverkauf der Filialen
Tengelmann verschickt erste Listen

Eine Komplettübernahme durch Edeka ist gescheitert, nun startet der Einzelverkauf der Filialen von Kaiser's Tengelmann. Dazu hat Tengelmann die ersten Listen in Nordrhein-Westfalen verschickt. Alle dürfen bieten, doch nicht alle Geschäfte sind attraktiv und werden einen Käufer finden. Die Zukunft für viele Beschäftigte ist ungewiss.

17.10.2016
    Schwere Zeiten für die Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann
    Die ersten Filialen von Kaiser's Tengelmann stehen zum Verkauf. (dpa/Roland Weihrauch)
    450 Filialen hatte Kaiser's Tengelmann, heute hat Karl-Erivan Haub als Chef der Supermarktkette die Zerschlagung eingeleitet. Interessenten werden aufgefordert, für jede einzelne Filiale zu bieten. Tengelmann habe am Montag die ersten Listen mit zum Verkauf stehenden Filialen in Nordrhein-Westfalen verschickt, sagte eine Unternehmenssprecherin. Tengelmann betreibt in NRW nach eigenen Angaben noch 107 Geschäfte mit rund 3.500 Mitarbeitern.
    NRW gilt als größtes Sorgenkind im Unternehmen. Viele der Filialen gelten als unattraktiv. Vor allem hier sind die Stellen der Beschäftigten gefährdet. Insgesamt sieht Haub bei der "Verwertung" bis zu 8.000 Stellen bedroht, weil sich vermutlich nicht für alle Geschäfte ein Käufer finden wird.
    "Edeka hat Vorrang"
    Haub zeigte sich aber weiter offen für eine Lösung, die Kaiser's Tengelmann mit über 15.000 Beschäftigten als Ganzes erhält. Das "Zeitfenster" schließe sich erst, wenn die erste Filiale verkauft sei. Für eine Rückkehr an den Verhandlungstisch gibt es noch einen Rest Hoffnung. Die Gewerkschaft Verdi hatte am Freitag betont, es gebe noch Kontakte zwischen allen Beteiligten. Angesichts der drohenden Zerschlagung hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zudem ein Schlichtungsverfahren ins Gespräch gebracht.
    Haub sieht beim Einzelverkauf der Filialen ein bevorzugtes Zugriffsrecht für Branchenführer Edeka. "Wenn Edeka Märkte von Kaiser's Tengelmann übernehmen will, die kartellrechtlich unproblematisch sind, dann hat Edeka für mich den Vorrang", sagte der Tengelmann-Chef dem "Handelsblatt". "Das gebietet alleine der Anstand nach zwei Jahren Zusammenarbeit", sagte Haub.
    Klagen blockieren Komplettverkauf
    Seit zwei Jahren versucht der Tengelmann-Inhaber, die Supermarktkette komplett an den Konkurrenten Edeka zu verkaufen. Da die Übernahme durch Klagen der Konkurrenten blockiert ist, will Tengelmann nun die Standorte einzeln verkaufen. "Wir haben bereits viele Interessensbekundungen für Einzelfilialen erhalten", sagte Haub. Tengelmann werde versuchen, nicht nur einzelne Märkte, sondern möglichst große Pakete von Standorten zu vermarkten.
    (nch/fwa)