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Eishockey-Legende Gretzky
Bis heute unerreicht

Als Kanadas Eishockey-Legende Wayne Gretzky ankündigte, in die USA zu wechseln, wurde im Radio eine Schweigeminute eingelegt. Menschen kündigten gar ihren Suizid an. Doch zwölf Jahre später sicherte Gretzky dem kanadischen Eishockey den größten Triumph.

Von Georg Schwarte | 28.06.2017
    Es war ein Dienstag im August 1988. Als erst Wayne Gretzky weinte. Dann ganz Kanada: Die Journalisten im Saal spendeten Beifall - tröstend.
    Es war der Tag als Wayne Gretzky, der größte, beste berühmteste Sportler Kanadas ankündigte, dass er seinen Club, die Edmonton Oilers, verlässt, um in die USA, nach Los Angeles zu wechseln: Wayne Gretzky. Die Legende auf dem Eis. Der wohl berühmteste Eishockeyspieler der Welt - bis heute:
    Alles hat der Mann gewonnen: viermal Stanley-Cup-Sieger. Weltmeister. Olympiagold. Sie wählten ihn zum Eishockeyspieler des Jahrhunderts. Niemand schoss mehr Tore als er. Auch der Rekord steht bis heute. Wie sein Spitzname. "The Great One".
    Schon als Zehnjähriger der Größte
    "Ein Journalist schrieb, als ich als Zehnjähriger 400 Tore schoss in einer Saison, jeder braucht einen Spitznamen. Ein Typ dieses Kalibers muss 'The Great One' heißen."
    Damals, im August 88, trug Kanada Trauer. Gretzky geht. Die Radiostation in Edmonton legte eine Schweigeminute ein, die Zeitungen am nächsten Tag im schwarzen Trauerrand. Bürger kündigten bei der Polizei ihren Selbstmord an. Edmontons Bürgermeister forderte, der Staat müsse Gretzky zurückkaufen. Edmonton ohne Gretzky, das sei wie Winter ohne Schnee.
    Brustkorb eines Buchhalters
    Viele, sagt er verstünden nicht, was Eishockey für Kanada bedeute. Es sei Teil des Lebens, der Kultur. Wayne Gretzky, er sah nie aus wie ein Eishockeyspieler. Der 73 Kilo leichte, 1,75 Meter kleine Mann, er habe die Handgelenke eines Pianisten, die Stimme eines Klosterschülers und den Brustkorb eines Buchhalters, schrieben sie:
    "Ich hatte nie die Größe, die Kraft, die Schnelligkeit, ich hab mein Wissen über die Spiel eingesetzt."
    Sei nie da wo der Puck ist, sondern da wo er hinkommen wird. Sein Vater hat ihm das beigebracht. Kanadier - stets bescheiden, selten stolz. Auf ihn aber sind sie stolz bis heute.
    Erstmals Olympiagold seit 50 Jahren
    Er sei der Feinmechaniker unter Holzfällern und könne selbst mit Telefonmasten perfekt zusammenspielen. Als Kanada 2002 mit ihm Olympiagold holt, erstmals seit 50 Jahren, schauten 26 Millionen Kanadier damals im Fernsehen zu.
    Er habe sich nur gefragt, was haben den die anderen sieben Millionen gemacht. Wayne Gretzky, der Franz Beckenbauer Kanadas, Name und Gesicht eines Landes. "The Great One" eben.