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Elektifizierung
Die Spur des Batterietenders

Die Bahn soll nach dem Willen der EU-Kommission eine größere Rolle im Güterverkehr spielen, denn dadurch könnten CO2-Emissionen reduziert werden. Doch in Deutschland ist nur rund die Hälfte des Bahnnetzes elektrifiziert. Die Bahn kündigte daher 2012 an, Batterie-Tender für E-Loks entwickeln zu lassen. Jetzt scheint das Projekt neuen Schwung zu bekommen.

Von Holger Dittus | 25.06.2014
    "Also, die Idee hier war tatsächlich jetzt in dem ersten Ansatz einen Containerwagen zu nehmen, der dann mit Container ausgerüstet wird, die die Batteriespeicher enthalten," erzählt Holger Dittus vom Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart.
    Vor zwei Jahren haben der Batterieforscher und seine Kollegen begonnen, im Auftrag der Deutschen Bahn an der Idee eines Batterie-Tenders für Elektroloks zu arbeiten. Der Waggon soll hinter die Lok gekuppelt und mit ihr verkabelt werden; müsste der Zug einen Umweg über eine Strecke ohne Oberleitung nehmen, könnte er dann den Strom aus dem Container beziehen, so die Idee damals. Ein ungewöhnlicher Weg – doch hätte er den Vorteil, dass die Bahn keine zusätzlichen Dieselloks einsetzen müsste.
    "Die Dieseltraktion verursacht einfach recht hohe Kosten im Vergleich zur Elektrotraktion, und Idee wäre, einfach Elektroloks zu nutzen auch für die Nicht-Elektrifizierten Strecken."
    So könnten diese nicht-elektrifizierten Strecken besser genutzt, der Bahnbetrieb flexibler gehandhabt, und mehr Züge über die Gleise geschickt werden. Im Prinzip gibt es das auch schon – bei der Straßenbahn.
    "Teilweise wird es ja auch schon gemacht, also in dem – im Nahverkehrsbereich zu Beispiel, auf Plätzen, die nicht mit Oberleitungen versehen werden, dass dann Straßenbahnen aus Batteriespeichern beispielsweise fahren können."
    Um dies Prinzip auf die "große" Eisenbahn zu übertragen, analysierten die Forscher zunächst einmal das Netz.
    "Wir haben Strecken angekuckt, die in Frage kommen, wo wir so was auch machen könnte, und dann einfach daraus abgeleitet, welche Energiemengen, Leistungsmengen denn benötigt werden."
    Nicht alle Strecken kommen für den E-Tender infrage
    Daraus entwickelten sie eine Idee, wie groß so eine Batterie für einen ganzen Güterzug sein muss, der ja ein Vielfaches einer Straßenbahn wiegt. Im Umkehrschluss ergibt sich aus diesen Überlegungen, welche Strecken überhaupt für den Einsatz eines E-Tenders in Frage kommen.
    "Weil man möchte auch keine drei oder vier Container mit Energiespeichern durch die Gegend fahren, die dann mehr wiegen als der eigentliche Zug, da muss man dann die Grenzen der Technik einfach irgendwann akzeptieren."
    Anderthalb Jahre arbeiteten die Forscher an diesem Projekt – dann versandte es. Rückblickend vielleicht enttäuschend, aber nicht vollkommen überraschend
    "In dem Fall jetzt konkret bei dem E-Tender war das Ziel sehr hoch gesteckt, da ging es dann auch um – ja, Hochleistungsloks, mit einem sehr großen Energiebedarf und einer sehr großen Leistung."
    Das war der Stand noch Anfang Mai. Doch dann kam offenbar wieder Bewegung in die Sache. Nach Auskunft der Deutschen Bahn verfolgt sie das Projekt nun doch weiter. Allerdings werden jetzt Aufbau und Einsatz des Batterietenders erst einmal im Computer simuliert, bevor tatsächlich ein Exemplar gebaut wird. Anfang 2015 sollen die Rechner damit fertig sein. Wird dann der Batteriewaggon tatsächlich gebaut, will ihn die Bahn zunächst mal in Häfen einsetzen, wo Gleise ohne Oberleitungen liegen. Wer daran arbeiten wird, ist derzeit offen.