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Elektroschrott
Der richtige Weg beim Recycling

1,7 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen in Deutschland pro Jahr an - richtig entsorgt wird der oft nicht. Alte Handys, Wasserkocher und Toaster landen nicht selten im Hausmüll. Dabei enthalten sie wertvolle Metalle und Erden. Einige Teile lassen sich wiederverwerten, andere noch weiterverkaufen.

Von Ursula Reinsch | 27.09.2017
    Ein Haufen Elektrogeräte, darunter Staubsauger und Werkzeug.
    Pro Jahr fallen in Deutschland 1,7 Millionen Tonnen Elektroschrott an. (dpa / Maja Hitij)
    Erwin M. findet, nachdem seine Kinder ausgezogen sind, die üblichen Hinterlassenschaften:
    "Im Keller habe ich jetzt eine große Kiste mit Elektrogeräten gefunden. Wir gehen jetzt mal in den Keller und schauen uns die Sachen mal genauer an. Also hier in der Kiste befinden sich Play Station, jede Menge Ladegeräte Boxen, Kopfhörer ja, altes Radios und Handys, zwei bis drei Handys sind da noch dabei."
    Wunschgemäß holt die örtliche Müllabfuhr die Geräte kostenlos ab. Doch viel zu viele Elektrogeräte landen immer noch im Hausmüll. Philipp Sommer, stellvertretender Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, dazu:
    Riesige Mengen Elektroschrott
    "In Deutschland fallen jedes Jahr etwa 1,7 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Das ist verdammt viel. Das Problem dabei ist, dass nur etwa 40 Prozent offiziell und richtig gesammelt wird, der größte Teil aber eben schlecht entsorgt wird. Nach unseren Schätzungen gehen etwa zehn Prozent in den Restabfall, wo er natürlich überhaupt nicht hingehört. Andere 25 Prozent – da geht der Elektroschrott illegal, in illegale Verwertungswege in der EU. Und die letzten 25 Prozent nach unseren Schätzungen gehen als illegal ins Ausland, vor allem nach Afrika, wo unter ganz schlechten Bedingungen die Wertstoffe herausgeklaubt werden, um damit eben noch ein bisschen Geld zu machen."
    Zurück in den Wirtschaftskreislauf
    Schon im vergangenen Jahr sollten laut Gesetz mindestens 45 Prozent in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden, ab 2019 mindestens 65 Prozent. Um höhere Sammel- und Recyclingquoten zu erreichen, wurde im vergangenen Jahr auch der Elektrohandel in die Pflicht genommen, erklärt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen:
    "Zurücknehmen müssen alle großen Händler und auch Onlineshops. Das heißt bei den Händlern, wenn sie eine Verkaufsfläche von über 400 qm für Elektroaltgeräte haben. Bei den Onlinehändlern wird da die Regalfläche als Maßstab genommen."
    Und was passiert mit den Elektrogeräten? Die Kommunen sammeln den Löwen-Anteil ein und ganze zehn Prozent sammeln bisher die Händler.
    "Das ist relativ wenig, wenn man überlegt, dass es doch sehr sehr viele große Elektrohändler gibt, die eigentlich Geräte zurücknehmen könnten."
    Den letzten kleinen Rest nehmen die Hersteller selbst direkt zurück. Die gut verwertbaren Geräte und Rohstoffe haben Kommunen und Händler dann bereits selbst ausgeschlachtet und recycelt. Die Geräte, bei denen es sich nicht lohnt, dürfen sie laut Elektro-Gesetz an die Hersteller zurückgeben. Die tragen nämlich letztlich die Produktverantwortung.
    "Das trifft insbesondere dann zu, wenn die Geräte viele Kosten verursachen, besonders wenn sie Schadstoffe beinhalten, also bei Lampen oder Kühlgeräten ist das der Fall."
    Gebraucht- statt Neugeräte
    Ältere Kühlgeräte enthalten oft immer noch FCKW. Nach Schätzungen der Umwelthilfe werden jährlich eine Million Tonnen CO2-Äquivalente in Form von FCKW durch nicht ordnungsgemäße Entsorgung freigesetzt. Deshalb:
    "Man sollte die Altgeräte nicht an unseriöse Kleinsammler geben oder einfach in die Hausmülltonne schmeißen, sondern eben zurück zu großen Vertreibern oder zum Werkstoffhof bringen."
    Und das ist auch wichtig: Nicht alles was im Schrott landet, ist auch Schrott. Deshalb prüfen einige kommunale Betriebe in Eigenregie, ob sich Geräte für eine Wiederverwertung eigenen. Philipp Sommer:
    "Einige funktionieren ja noch und haben durchaus noch einen Marktwert. Deswegen gibt es einige Kommunen, die das selber schon prüfen, ob die sich für eine Wiederverwertung eigenen. Wenn sie die Geräte an nun aber den Recycler geben, dann muss der Recycler eigentlich nach dem Elektrogesetz prüfen, ob die Geräte sich für eine Wiederverwertung eignen. Das Problem ist allerdings, dass kaum ein Recycler dies auch tut. In der Folge ist es so, dass hier in Deutschland Unmengen an funktionsfähigen, guten Elektrogeräten direkt in den Schredder gehen und nicht einer neuen Verwendung zugeführt werden, was ja wirklich viel sinnvoller wäre."
    Gleichwohl tragen die Recycler zum Schutz der Umwelt bei, indem sie einen Teil der seltenen Erden und Technologiemetalle für die Wiederverwertung gewinnen. "Am wichtigsten ist es natürlich, dass Elektrogeräte einfach länger genutzt werden. Zum Beispiel indem man sie repariert oder Gebrauchtgeräte kauft."