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EM-Edition von "Kinderschokolade"
Braune Hetze gegen Nationalspieler-Bilder

Wirbel um Kinderfotos der Nationalspieler auf Verpackungen von "Kinderschokolade": Weil darunter auch Bilder von Spielern mit Migrationshintergrund sind, hatte sich eine angebliche Pegida-Gruppe aus Baden-Württemberg auf ihrer Facebook-Seite rassistisch dazu geäußert. Das Netz reagierte mit Spott, der DFB kritisierte die Äußerungen. Pegida distanzierte sich von der Gruppe.

25.05.2016
    Eine Hand Hält eine Schachtel Kinderschokolade mit dem Kinderbild von Jerome Boateng vor einem Regal im Supermarkt in der Hand.
    Stein des Anstoßes: Die Kinderschokolade-Edition mit den Bildern der Nationalspieler. (dpa/picture alliance/Christoph Schmidt)
    "Kinderschokolade"-Hersteller Ferrero hat anlässlich der nahenden Fußball-Europameisterschaft eine Sonderedition herausgebracht. Auf den Verpackungen ist nicht das übliche Werbegesicht zu sehen, sondern Kinderbilder der Nationalspieler. Darunter sind auch Bilder von beispielsweise Jerome Boateng, der einen ghanaischen Vater hat, und Ilkay Gündogan, dessen Familie aus der Türkei stammt.
    Ein angeblicher Ableger von Pegida aus Baden-Württemberg hatte nun ein Bild der Schokolade mit den Fotos von Gündogan und Boateng gepostet und dazu geschrieben: "Vor Nichts wird Halt gemacht. Gibts die echt so zu kaufen? oder ist das ein Scherz?"
    Der Original-Post der Facebook-Gruppe "Pegida BW Bodensee" zu den Kinderschokolade-Verpackungen: Zwei Kinderschokolade-Packungen mit Kinderfotos von Jerome Boateng und Ilkay Gündogan. Darunter der Kommentar: "Vor nichts wird halt gemacht. Gibt's die wirklich so zu kaufen oder ist das ein Scherz?"
    Der Original-Post der Facebook-Gruppe "Pegida BW Bodensee" zu den Kinderschokolade-Verpackungen. (Screenshot )
    Die entsprechende Facebook-Seite ist mittlerweile gelöscht. Darunter hatten sich zahlreiche Nutzer mit rassistischen Kommentaren angeschlossen.
    Das Netz reagiert mit Spott
    Der Post löste in den sozialen Medien eine Welle von Kritik und Spott aus:
    Unter dem Hashtag #cutesolidarity posteten Nutzer bei Twitter außerdem eigene Kinderbilder, um sich mit den Spielern solidarisch zu zeigen. Unter ihnen auch der ehemalige Nationalspieler Gerald Asamoah:
    Ferrero wollte mit dem rassistischen Kommentar nichts zu tun haben. Auf seiner Facebook-Seite schrieb das Unternehmen: "Wir von Ferrero möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung distanzieren."
    DFB kritisiert Posting - Pegida distanziert sich
    Mittlerweile äußerte sich auch der DFB zu dem Vorfall: "Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist eines der besten Beispiele für gelungene Integration. Millionen von Menschen in Deutschland sind stolz auf diese Mannschaft, weil sie so ist, wie ist", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Bei uns kommt es auf Leistung an und nicht auf die Herkunft des Spielers oder an welche Religion er glaubt. Und mehr sollte man zu den geschmacklosen Anmerkungen nicht sagen."
    Pegida-Chef Lutz Bachmann distanzierte sich von der Gruppe. Er sagte dem Online-Portal web.de, die Gruppe mit dem Namen "Pegida BW-Bodensee" sei "seit Juni 2015 kein offizieller Ableger von Pegida, sondern nutzt widerrechtlich den Namen". Als Verantwortlichen der Seite nannte Bachmann einen vermeintlichen Initiator aus der Schweiz. Dieser betreibe eine "offensichtlich von rechtsradikalen unterwanderte und missbrauchte Facebook-Seite". Bachmann selbst bezeichnet die Äußerungen über die "Kinderschokolade"-Sonderedition als "unsinnig und, mit Verlaub, dumm".
    (cvo/nin)