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Emmanuel Macron
Der Präsident nutzt die Symbolkraft des Sports

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat schon während seines Wahlkampfs den Sport immer wieder als wichtiges Mittel seiner Kommunikationsstrategie eingesetzt. Er ließ dabei keine Gelegenheit aus, sich als Fußballer, Radsportler und Tennis-Spieler zu inszenieren. Doch den Haushalt des Sportministeriums kürzte Macron.

Von Hans Woller | 30.09.2017
    Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron trägt Anzug und spielt Tennis.
    Emmanuel Macron ist leidenschaftlicher Tennisspieler. (imago - PanoramiC)
    Ende Juni, als Paris im Rahmen seiner Olympiabewerbung das Seineufer für ein riesiges Sportfest mit Abertausenden Teilnehmern gesperrt hatte, überschlugen sich die Stimmen der Fernsehkommentatoren, als Präsident Macron erschien, das Sakko ablegte, mit Krawatte zum Tennisschläger griff, um mit den Altstars Marion Bartoli und Fabrice Santoro ein paar Schläge zu wechseln, bevor er sich in einem Rollstuhl auch noch im Behindertentennis versuchte. Für diese Gelegenheit hatte man auch den mittlerweile 75-jährigen Tennislehrer Macrons aufgetrieben, der bereitwillig Auskunft über die präsidialen Tennisfähigkeiten gab:
    "Als er zu mir kam, hab ich ihn hart rangenommen, er wollte seine Technik verbessern und er hat sich wirklich gut entwickelt, hat inzwischen ein sehr gutes Niveau. Wenn wir spielen, quäle ich ihn mit Stoppbällen und Monsieur Macron hechtet danach, er gibt nie auf."
    Macron war Fan von Boris Becker
    Das Hechten mag seinen Grund haben:
    "Ich war ein großer Fan von Boris Becker, ich mochte sein Spiel sehr und ich werde zum Beispiel nie die Finalspiele von Wimbledon vergessen gegen Edberg",
    so Macron während einer langen Sportsendung noch während des Wahlkampfs.
    Pomp für die Olympia-Bewerbung
    Als frisch gewählter Präsident hat er sich persönlich unmittelbar in die Olympiabewerbung eingeschaltet, zwei Tage mit der Delegation in Lausanne verbracht, um nach dem Zuschlag für Paris die gesamte Delegation, die in Lima 1,5 Millionen Euro verprasst hatte, mit großem Pomp im Festsaal des Élysée-Palastes zu empfangen.
    "Sie haben die ständig Mürrischen zum Schweigen gebracht, die, die sagen, es sei zu teuer, wir wären dafür nicht gemacht und nicht bereit. Diese Olympischen Spiele müssen mithelfen, aus Frankreich eine echte Sportnation zu machen. Denn der Sport ist ein Mittel zur Emanzipation, Sport ist nicht nur eine Branche in irgendeiner Ecke, sondern er bringt unsere Jugend zum Träumen und erlaubt vielen auch, ihren Platz im Leben zu finden."
    Schon während seines Wahlkampfs hatte Emmanuel Macron keine Gelegenheit ausgelassen, sich als Fan von Olympique de Marseille zu präsentieren, seit den Jahren , als dort Rudi Völler, Chris Waddle und Basile Boli spielten und der Club 1993 den Europapokal der Landesmeister holte.
    Als Fußball-Fan Marseille gewogen
    "Ich bin wie so viele ein Kind der Generation des 26. Mai 1993. Wenn man mich fragt, warum ich Anhänger von Olympique de Marseille bin, sage ich: Dieser Club hat mich träumen lassen, als ich jung war."
    Und als Macron jetzt als Staatspräsident in der noblen Residenz des Präfekten von Marseille im August nur ganz wenige Urlaubstage verbrachte, da ließ er es sich nicht nehmen, begleitet von seinem Hausphotographen, bei einer Trainingseinheit von Olympique de Marseille das weiß-blaue Trikot überzustreifen und beim Training mitzumachen. Und als er wenig später eine Schulklasse in Marseille besuchte, übergab man ihm nicht zufällig vor laufenden Kameras ein ganz besonderes Geschenk:
    Das Trikot des wieder nach Marseille zurückgekehrten Nationalspielers Dominique Payet.
    "Ich selbst habe mit dem Fußball aufgehört", erzählt der Präsident, "aber ich habe mehrere Jahre lang gespielt, als Student und dann auch an der Elitehochschule ENA, wo es einen sympathischen Verein gab. Ich war Linksverteidiger."
    Keine Kritik von Macron an Neymar-Transfer
    Auf kritische Worte von Präsident Macron zu bestimmten Auswüchsen im Sport hat man bisher vergeblich gewartet, auch beim Sommertheater rund um Neymars 220-Millionen-Transfer von Barcelona zu Paris Saint-Germain. Macron bezeichnete den Wechsel des Superstars Dank katarischer Milliarden schlicht als gute Nachricht für Frankreich und als Zeichen für die Attraktivität des Landes.
    Doch mit Tennis und Fußball ist Präsident Macrons persönliche Sportpalette noch nicht vollständig - schon mehrmals hat er öffentlich an seine Sommerferien bei der Großmutter in Bagnères de Bigorre erinnert , dem letzten Ort vor dem berühmten Anstieg zum Tourmalet bei der Tour de France und so seine Passion für den Radsport erklärt.
    Während des Wahlkampfs hatte Macron auch noch hehre Ziele für den Breitensport formuliert, von einer stärkeren Verknüpfung zwischen Schul- und Vereinssport gesprochen und gesagt:
    "Der Amateursport ist ein ganz besonderes Element für die Beziehungen unter den Bürgern. Man ist mit anderen zusammen, man teilt eine Leidenschaft und das Vergnügen, zusammen zu sein, außerdem erzieht der Sport die jungen Menschen, weil man Regeln lernt und lernt, diese zu respektieren und man lernt eine gewisse Disziplin."
    Lippenbekenntnisse und weniger Geld
    Doch das war bisher nicht mehr als ein Lippenbekenntnis – erst letzte Woche wurde bekannt, dass der Haushalt der Sportministerin um satte sieben Prozent geschmolzen ist und nicht mal mehr 500 Millionen Euro umfasst. Außerdem will Macron die Hälfte von 400.000 staatlichen finanzierten Minijobs für junge Leute streichen – Tausende unter ihnen machten ihre Jobs in Sportvereinen.
    Doch Macron hindert das nicht daran, wo immer er kann, zu Metaphern aus der Welt des Sports zu greifen – unter anderem, um sein Image als Gewinnertyp zu festigen:
    "Wenn ich mitmache, dann ziehe ich es immer vor zu gewinnen, da verletzte ich den Geist von Coubertin ein wenig."