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Energiepreise
Noch bleibt das Öl billig

Die Ölförderländer sind sich weiter nicht einig, wie viel Öl gefördert werden soll und wie das derzeitige Überangebot begrenzt werden kann. Der niedrige Ölpreis belebt in Deutschland zwar den Konsum, bremst aber Forschungen an alternativen Energien. Experten rechnen mit einer Trendwende - wenn auch nicht sobald.

Von Michael Braun | 18.04.2016
    Eine Erdölförderpumpe im Sonnenuntergang
    Im Juni wollen die Ölländer abermals versuchen, die weltweite Produktion zu begrenzen. (imago)
    Um anfangs sieben, später noch vier Prozent sank heute der Ölpreis. Dass die Ölförderländer in Doha nicht übereingekommen waren, war der Grund. Es hatte sich abgezeichnet. Denn dass die amerikanischen Ölfracker seit Juli vorigen Jahres ihre Produktion wegen des niedrigen Ölpreises um 600.000 Barrel täglich hatten reduzieren müssen, hatte quasi niemand gemerkt. Im April hatte der Iran seine Schiffslieferungen auf zwei Millionen Barrel pro Tag erhöht und angekündigt, die Produktion auf vier Millionen Fass täglich zu erhöhen. Der Iran nutzt also den Weg aus den Handelssanktionen zurück in die Weltwirtschaft.
    Hinzu kommt, dass die beiden wichtigsten Akteure in Doha, Russland und Saudi-Arabien, zwar beide höhere Ölpreise wollen, der eine aber aus Not, also schnell, der andere aus strategischen Gründen, also mit sehr viel mehr Zeit. Eugen Weinberg, Ölspezialist der Commerzbank: "Und deswegen gehen sie mit diesem Ölpreis von 40 Dollar deutlich lockerer um als beispielsweise Länder wie Venezuela oder Iran oder Russland, die finanziell deutlich angeschlagener sind."
    Benzinpreis ist deutlich gesunken
    Vor zwei Jahren kostete etwa der Liter Diesel noch 1,37 Euro, heute sind es gut 30 Cent weniger. Wer etwa 2.000 Kilometer im Monat fährt, erspart sich damit gegenüber 2014 monatlich 50 Euro Treibstoffkosten. Ähnlich sieht es beim Heizöl aus. Dafür können sich die Deutschen was anderes kaufen. Das tun sie auch. Der Konsum trage derzeit die Konjunktur, sagt Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK: "Im Jahr 2016 wird der private Konsum wieder sehr stabil wachsen – wir prognostizieren hier zwei Prozent. Damit wird der private Konsum überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum in Deutschland beitragen."
    Auch energieintensive Industrien - etwa im Bereich der Aluminium-, Kupfer- oder Kunststoffindustrie - profitieren. Auch sinken die Transportkosten, was einer Volkswirtschaft wie der deutschen, die viel importiert und noch mehr exportiert, zupass kommt. Dagegen klagen Maschinenbauer, die der Ölindustrie zuliefern, über weniger Aufträge.
    Kaum Forschung in alternative Energien
    Zu den Nachteilen des niedrigen Ölpreises gehört auch, dass die niedrigen Energiekosten alternative Technologien etwa in der Autoindustrie weniger attraktiv machen: Die Entwicklungskosten sind hoch, aber die Möglichkeit, sie auf steigende Stückzahlen etwa von stromgetrieben Autos umzulegen, die sinken. Jürgen Pieper, Autofachmann beim Bankhaus Metzler: "In den letzten zwei Jahren hat man die Forschungsgelder sehr zurückgefahren. Man sieht auch beispielsweise bei BMW, dass nach dem i3 und dem i8 erst mal nichts mehr kommt. Zulieferer sind da teilweise wesentlich krasser noch in den Aussagen. Die sagen, E-Mobilität hat bisher total gefloppt und das Ganze wird sich nicht wirklich beleben können, wenn die Benzin- und Dieselpreise weiter so niedrig bleiben."
    Das werden sie aber nicht, meint Commerzbanker Weinberg. Er rechnet damit, dass das Überangebot durch dauerhaft ausfallendes amerikanisches Frackingöl bald beendet sein wird: "Da ist die Produktion schon in den letzten Wochen und Monaten zurückgegangen. Da wird die Produktion auch weiter fallen. Deswegen gehen wir davon aus, dass dieser Markt von diesem Überangebot zum Jahrsende hin bereinigt wird."
    Im Juni wollen die Ölländer abermals versuchen, die weltweite Produktion zu begrenzen und die Preise zu treiben.