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Energieverbrauch im Haushalt sichtbar machen

Wie viel Strom wir in unserer Wohnung verbrauchen, merken wir meist erst, wenn die Rechnung kommt. Im Nachhinein wird also für uns der Verbrauch sichtbar. Genau das wollen Künstler und Techniker aus Schweden ändern: Mit einer Ausstellung in der schwedischen Botschaft in Berlin führen sie uns direkt den Stromverbrauch vor Augen.

Von Agnes Steinbauer | 05.01.2010
    "Was wir hier sehen, ist eine Lampe, die aussieht, wie eine Blume. Sie entfaltet sich und erblüht, dem Energieverbrauch entsprechend."

    Während Magnus Jonsson, künstlerischer Leiter der Ausstellung "Visual Voltage", auf eine große Metalllampe zeigt, die in der schwedischen Botschaft von der Decke hängt, verändert sich die Form ihres Lampenschirms deutlich sichtbar: Was vorher wie ein geschlossener Kelch aussah, öffnet sich langsam zur silberfarbenen Blüte. Je weiter die "Blumenlampe" geöffnet ist, desto weniger Energie wird verbraucht, erklärt Jonsson. Mit einer Energiesparlampe sei sie aber nicht zu verwechseln:

    "Die Lampe selbst ist nicht dafür konzipiert, Energie zu sparen, aber sie zeigt uns unser Verhalten im Haushalt. Sie macht den Verbrauch von Energie sichtbar."

    Das ist Ziel der Ausstellung und funktioniert so: Über einen eingebauten Mikrochip empfängt die "Blumenlampe" den aktuellen Stromverbrauch des Haushaltes, an den sie angeschlossen ist, und reagiert mit Öffnen oder Schließen ihrer Blüte. Sie ist also eine Art "Energie-Indikator", an dem Verbraucher zeitgleich ihr Energie-Konsumverhalten ablesen können. Das schwedische "Interactive Institute" - ein staatliches IT-Forschungsinstitut, das Kunst und Technologie verbindet - hat mehrere solcher "Energie-Indikatoren" entwickelt und zeigt sie nun in Berlin; etwa die "Energie-Bewusstseins-Uhr". Auf ihrem Zifferblatt wird der Stromverbrauch einer Familie rund um die Uhr digital sichtbar:

    "Morgens, wenn sie Frühstück machen, das Licht im ganzen Haus anschalten, dann sehen wir das an den Spitzen hier."

    Magnus Jonsson zeigt auf die unterschiedlichen digitalen Energie-Muster, die sich auf der Uhr bewegen. Um sieben Uhr morgens ist eine Strom-Spitze sichtbar, aber auch um ein Uhr nachts. Jonsson hat eine Vermutung:

    "Ich nehme an, hier wurde die Waschmaschine angestellt - die Spitzen hier deuten auf ein größeres Haushaltsgerät hin. Und das niedrigere Energieniveau hier - da sind wohl einige Geräte im Standby-Modus."

    Dass Fernseher, Computer oder in der Steckdose vergessene Ladegeräte verborgene Stromfresser sind - auch das will die Ausstellung "Visual Voltage" deutlich machen. Ihre "Energie-Indikatoren" - darunter ein durchsichtiges Stromkabel, das den Stromfluss leuchtend sichtbar macht - sind alles Prototypen. Die "Energie-Bewusstseins-Uhr" wurde drei Monate lang in neun schwedischen Haushalten getestet. Ergebnis: Der Energieverbrauch dort ging um zehn Prozent zurück. Für die Gastgeberin der Ausstellung, die schwedische Botschafterin in Deutschland, Ruth Jacoby, ein positives Signal - Sie selbst setzt schon länger auf Energiesparen:

    "Zum Beispiel, all diese Geräte auf Stand-by zu haben, das habe ich jetzt nicht mehr. Ich schalte aus und ziehe den Stecker raus, und all unsere Glühlampen sind inzwischen auch Energiesparlampen."