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Energiewende
Impulse für eine bessere Wärmeversorgung

Rund die Hälfte unseres Energieverbrauchs geht für die Erzeugung von Wärme drauf - vor allem für die Heizung. Die Deutsche Umwelthilfe fordert in der nun vorgelegten "Blaupause Wärmewende" unter anderem verlässliche staatliche Anreize dafür.

Von Anja Nehls | 29.02.2016
    Jemand dreht an einem Thermostat eines Heizkörpers.
    Jeder Einzelne kann Heizenergie sparen, wenn er will. (picture alliance / dpa / Foto: Sven Hoppe)
    Energiewende heißt nicht nur, Strom aus erneuerbaren Energien, aus Wind und Sonne zum Beispiel zu erzeugen. Energiewende heißt auch Wärmewende, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Immerhin 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen nämlich auf den Gebäudesektor, und zwar hauptsächlich als Heizenergie. Um dort einzusparen muss an zwei Hebeln angesetzt werden, meint Paula Brandmeyer von der Deutschen Umwelthilfe:
    "Zum einen ist es die Gebäudehülle. Die energetisch saniert werden muss. Und auf der anderen Seite ist es die Anlagetechnik, die Heiztechnik, wo erneuerbare Energien zum Einsatz kommen müssen, wo wir wegkommen müssen von den fossilen Energieträgern wie Öl und Gas."
    Focus liegt bisher auf Neubauprojekten
    Um 80 Prozent soll der Ausstoß von Treibhausgasen beim Heizen bis 2050 reduziert werden, sodass ehrgeizige Ziel der Bundesregierung von 2010. Ein paar Prozent davon haben wir bereits eingespart, aber um das Ziel tatsächlich zu erreichen brauchen gerade private Investoren viel mehr staatliche Anreize, zum Beispiel steuerlicher Art. Bisher liegt der Focus bei der Förderung hauptsächlich auf Neubauprojekten, bedauert Peter Ahmels von der Deutschen Umwelthilfe:
    "Der Neubau ist gut abgedeckt, da sind Energieeinsparungen in hohem Umfang möglich und auch nötig und werden auch gemacht, aber im Bestand fehlt eine ganze Menge an Anreizen, dass diejenigen, die also ein Haus sanieren möchten, das auch tun, weil sie einfach unsicher sind, ob es vielleicht doch eine Förderung oder einen Zuschuss gibt und die Signale, die da in der Vergangenheit gegeben wurden, sind leider nicht umgesetzt worden und deswegen ist da auch ein Sanierungsstau entstanden. Zur Zeit werden nur ein Prozent saniert und eigentlich müssten es doppelt so viel sein."
    Bessere Dämmung der Gebäude
    Nachgedacht werden sollte dabei über eine bessere Dämmung der Gebäude: Und zwar nicht nur mit Dämmstoffen wie Styropor oder Mineralwolle, sondern mit Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, Kork oder Wolle. Gleichzeitig sollte da, wo es Sinn ergibt, das Heizsystem umgestellt oder erweitert werden. Der Einbau von Luft- oder Erdwärmepumpen kann auch eine sinnvolle Ergänzung zu einer herkömmlichen Öl- oder Gasheizung sein, meint die Deutsche Umwelthilfe. Außerdem sollte jeder Einzelne mehr motiviert werden, Heizenergie zu sparen. Der erste Schritt dazu, sei eine Überarbeitung der Heizkostenverordnung, meint Paula Brandmeyer. Denn 18 Millionen Haushalte in Deutschland bekommen jährlich so eine Abrechnung:
    "Kaum ein Verbraucher liest seine Heizkostenabrechnung, geschweige denn versteht wirklich seine Heizkostenabrechnung. Da glauben wir, dass das Wissen um den eigenen Verbrauch aber der erste Schritt auf dem Weg zu einem bewussteren Heizverhalten ist. Wir wollen eben ein Element auch mit reinbringen, dass den Verbrauch des Vorjahres auch mit anzeigt, den aktuellen Verbrauch, sodass der Verbraucher auch sehen kann, wie hat sich denn mein Heizverhalten eventuell tatsächlich ausgewirkt, welchen Anteil macht denn mein Heizverhalten am Gesamtverbrauch aus."
    Energieeinsparverordnung wird überarbeitet
    Noch in dieser Legislaturperiode soll eine Änderung auf den Weg gebracht werden. Derzeit wird vom Umwelt- und Wirtschaftsministerium außerdem an einer Überarbeitung von Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare Energien Wärmegesetz gearbeitet. In der Energieeinsparverordnung geht es hauptsächlich um die Gebäudehülle im Neubau, das Erneuerbare Energien Wärmegesetz regelt vor allem den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäude. So richtig verständlich ist das aber für private Bauherren und Investoren nicht, beklagt die Deutsche Umwelthilfe. Außerdem könnten Regeln des einen Gesetzes, gegen Regeln des anderen aufgerechnet werden, sagt Paula Brandmeyer:
    "Die Vorgabe, erneuerbare Wärme im Gebäude einzusetzen, die kann umgangen werden, indem man die Dämmschicht beispielsweise um einige Zentimeter vergrößert. Da entsteht ein System, wo man Technik und Hülle gegeneinander aufrechnen kann und das ist unserer Ansicht nach nicht sinnvoll."
    Staatliche Anreize sind wichtig
    Das wichtigste zum Erreichen der Energiewende seien klare und verlässliche staatliche Anreize und Fördermechanismen – so die Deutsche Umwelthilfe. Jetzt gerade umso dringender da der Ölpreis derzeit so niedrig ist, dass der eine oder andere Bauherr schnell wieder auf die Idee kommen könnte, dass die klassische Ölheizung doch die preiswertere Alternative sei.