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Energiewende
Ökostrom-Projektentwickler Juwi streicht 400 Stellen

Juwi, Deutschlands größter deutscher Projektentwickler für regenerative Energien, streicht mehrere hundert Stellen im rheinland-pfälzischen Wörrstadt. Ein Grund aus Sicht der Firma: schlechtere politische Rahmenbedingungen hierzulande für Investitionen in Ökostrom-Techniken.

Von Ludger Fittkau | 01.07.2014
    Die Reform des EEG sorgt für Diskussionen.
    Die Reform des EEG sorgt aus Sicht von Unternehmen und Investoren für unsichere Rahmenbedingungen. (dpa / picture-alliance / Julian Stratenschulte)
    Bei Juwi, dem größten deutschen Projektentwickler für erneuerbare Energien, werden gut ein Viertel der 1500 Stellen gestrichen. Das wurde heute Mittag während einer Belegschaftsversammlung im rheinhessischen Wörrstadt bekannt gegeben. Dort ist der Hauptsitz der international tätigen Juwi-Gruppe. Christian Hinsch, Sprecher des Unternehmens:
    "Tatsächlich haben wir ein Indiz, dass wir in Deutschland etwa 250 Stellen abbauen müssen und im Ausland etwa 150."
    Beschränkung aufs Kerngeschäft
    Vor allem aus dem Geschäft mit großen Fotovoltaik-Kraftwerken in Deutschland hatte sich Juwi in den letzten Jahren aufgrund der veränderten Förderbedingungen im Energieeinspeisegesetz bereits sukzessive zurückgezogen. Künftig will sich das Unternehmen ausschließlich auf sein Kerngeschäft beschränken, so Juwi -Sprecher Christian Hinsch:
    "Ja, die Veränderungen sehen so aus, dass wir uns ganz klar fokussieren werden auf unser Kerngeschäft. Das Kerngeschäft ist Projektentwicklung Windenergie. In Deutschland ist es Betriebsführung für Wind- und Solaranlagen weltweit. Es ist aber auch Solarenergie im international Maßstab und Off-Grid-Projekte. Und alles was nicht unmittelbar zu diesem Kerngeschäft gehört, werden wird künftig reduzieren."
    "Wir schaffen da,"
    sagte eine der wenigen Mitarbeiterinnen von Juwi, die sich nach der Belegschaftsversammlung öffentlich äußern wollten. Andere geben Wirtschaftsminister Siegmar Gabriel und seiner Novelle des Energie-Einspeisegesetzes die Schuld für den Stellenabbau bei Juwi:
    "Haben sie doch bitte Verständnis dafür, das wir in einer Situation wo in einem Projektvorlauf von fünf Jahren in eine Situation kommt, wo man fünf Jahre geplant und investiert hat und dann Herr Gabriel kommt und sagt. Andere Bedingungen!"
    Bundesregierung mit EEG-Novelle verantwortlich
    Auch die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Eveline Lemke von den Grünen macht die Bundesregierung mit ihrer aktuellen Novelle des Erneuerbare Energie-Gesetzes – kurz EEG - für die Juwi-Probleme mit verantwortlich:
    "Es ist ja schon wieder eine Änderung des EEG im EEG selber angelegt. Und es ist auch nicht alles mit der EU-Kommission verständigt. Das heißt, wir wissen, es wird eine weitere Novelle geben. Und das ist natürlich höchst problematisch für Unternehmen, die investieren wollen, die haben keine Planungssicherheit."
    Die Banken, die Juwi in den letzten Jahren Kredite in dreistelliger Millionenhöhe für Windparks oder Solarfelder zur Verfügung gestellt haben, seien über die aktuellen Pläne für Stellenkürzungen bei Juwi informiert, betont Unternehmenssprecher Christian Hinsch:
    "Mit den Banken haben wir Gespräche seit Längerem schon. Von dort haben wir Signale, dass wir auf einen guten Weg sind. Die finalen Gespräche sind noch nicht abgeschlossen, aber wir sind zuversichtlich in weiteren Gesprächen mit den Finanzierungspartnern gestemmt bekommen."
    lso massiver Stellenabbau bei Juwi auf der einen Seite – andererseits die Hoffnung der rheinhessischen Ökostrom-Entwickler, dass es mit einem abgespeckten Unternehmenskonzept mit Windkraft im Inland plus Fotovoltaik im Ausland weitergeht.