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Energiewende retten

In Berlin hat sich die "Fraktion für Bürgerenergie" vorgestellt. Die parteiübergreifenden Bundestagskandidaten sehen die Energiewende in Gefahr und befürchten, dass Vertreter der bisherigen zentralistischen Energiewirtschaft die Wende ausbremsen. Sie fordern, dass die Energiewende vor allem dezentral und gerecht weiter geführt werde.

Von Verena Kemna | 03.09.2013
    Die Forderung der Kampagne vor der Bundestagswahl lautet: Die Wende - Energie in Bürgerhand! Die Akteure möchten herausstellen, dass der Erfolg der Energiewende auf verschiedenen Säulen basiert. Da ist einmal das bürgerschaftliche Engagement zu nennen, das sind kommunale Akteure sowie der regionale Mittelstand. Seit Jahrzehnten würden sich viele Menschen in Deutschland für den Atomausstieg und für eine dezentrale Energieversorgung einsetzen. Thorben Becker ist beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland für Energiepolitik zuständig. Er erklärt, worum es dem BUND, der die Kampagne angestoßen hat, geht.

    "Wenn wir die Energiewende aus Gründen Atomausstieg und Klimaschutz zum Erfolg führen wollen, dann müssen wir die Menschen vor Ort in die Lage versetzen, diese Energiewende mit Leben zu füllen und zu tragen. Deshalb war ein ganz wichtiges Ziel für die Kampagne, diese Menschen überhaupt mal zu zeigen."

    Etwa die Hälfte der Anlagen für erneuerbare Energien werden privat betrieben. Der BUND befürchtet, dass das private Engagement vieler Menschen nach der Bundestagswahl infrage stehen könnte.

    "Alle Modelle, die im Moment diskutiert werden, haben oft die Voraussetzung, ich kann eigentlich nur mitmischen, wenn ich viel Kapital im Rücken habe und ein hohes Risiko tragen kann und das genau, können diese Menschen nicht."

    Etwa 430 Bundestagskandidaten haben parteiübergreifend die sogenannte "Energiewende-Charta" unterzeichnet. Einer von ihnen ist Hans-Josef Fell. Der Bundestagskandidat von Bündnis 90/Die Grünen rechnet vor, dass Privatbürger, Genossenschaften und Stadtwerke gemeinsam über 90 Prozent der Investitionen in die erneuerbaren Energien geleistet hätten, Großkonzerne dagegen lediglich sieben Prozent.

    "Da sehen wir, dass dieser Umschwung auf die Bürger eine treibende Kraft ist und diese muss erhalten bleiben. Wir sehen aber im Moment sehr viele Insolvenzen, vor allem in der Solarwirtschaft, aber auch in der Biogasbranche, bei Offshore-Windenergie und das macht große Sorgen."

    Auch Eva Bulling-Schröter, Bundestagskandidatin der Linken betont die Chancen der Energiewende für die Kommunen. Ökostrom und Energieeffizienz seien gute Geschäftsfelder für Stadtwerke und Gemeinden. Der CDU-Bundestagskandidat Ingbert Liebing erklärt, wie erfolgreich Bürgerwindparks in seinem Wahlkreis Nordfriesland und Dithmarschen funktionieren.

    "Die Menschen sind Eigentümer des Windparks, die Erträge bleiben in der Region, werden dort wieder ausgegeben, die Handwerker profitieren davon, der Handel profitiert davon, eine ganze Region gewinnt bei einer solchen Entwicklung."

    Die Kampagne "Die Wende - Energie in Bürgerhand" soll so lange laufen, bis auch die Koalitionsgespräche nach der Bundestagswahl beendet sind und eine neue Bundesregierung die Weichen für die Energiewende neu justiert. Wenn es nach den Forderungen der Fraktion für Bürgerenergie geht, dann soll die Energiewende vor allem unter den Stichworten dezentral und gerecht weiter geführt werden.