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Energiewende weltweit

500 Fachleute aus 70 Ländern haben sechs Jahre lang geforscht und diskutiert, wie die Energiewende weltweit bewältigt werden könnte - darunter auch Berater der Bundesregierung. Nun wurden in Berlin Ergebnisse vorgestellt. Dabei überraschte vor allem ein Land - unerwartet - positiv: China.

Von Anja Nehls | 12.12.2012
    Die Experten sagen , eine weltweite Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ist unbedingt nötig und sie ist machbar – zum Teil sogar einfacher als man denken könnte, das zeigt die Globale Energiestudie. Eine Vorreiterrolle dabei wird Deutschland einnehmen, das dadurch aber nun auch ziemlich unter Druck steht, sagt Jürgen Schmid, der ehemalige Leiter des Fraunhofer-Instituts, der die Studie mit verfasst hat

    "Viele sind noch nicht überzeugt, dass der Weg, den wir in Deutschland eingeschlagen haben, wirklich zum Erfolg führt , insofern befinden wir uns in einer sehr kritischen Phase der Energiewende und sie muss unbedingt gelingen, wenn die Welt uns folgen soll."

    Auf über 1000 Seiten haben Experten und Wissenschaftler eine unglaubliche Zahl von Fakten zusammengetragen, die die Energiegewinnung und Nutzung in den verschiedensten Ländern darstellen. Dabei ist auch aufgefallen, dass einige Länder in Fragen der erneuerbaren Energien schon weiter sind, als gedacht. Zum Beispiel China, da erwartet jeder, dass dieses Land, das zurzeit den weltweit höchsten CO2-Ausstoß hat, am weitesten hintendran ist, aber weit gefehlt, sagt Jürgen Schmid:

    "Die Chinesen sind heute schon die Nummer eins bei den Solarkollektoren, beim Warmwasser, sie sind die Nummer eins bei der Photovoltaik in der Herstellung und jetzt auch bald in der Installation und was neu dazugekommen ist: Sie sind auch die Nummer eins bei der Windenergie. Insofern haben die Chinesen die Energiewende genauso gestartet wie wir, aber sie reden nicht so drüber."

    Energie spielt in allen Ländern eine absolut zentrale Rolle, vor allem da, wo der Zugang zu einer sicheren Energieversorgung noch immer problematisch ist. Allgemeiner Zugang zu Elektrizität und Energieversorgungssicherheit ist deshalb ein erklärtes Ziel, das bis 2030 werden sollte, meint der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung.

    Ein anderes Ziel ist die Stabilisierung des Klimas und die Verbesserung von Umwelt- und Gesundheitsschutz. Auch in Entwicklungsländern ist das möglich, denn die Technik dazu wird immer besser und billiger:

    "Und das führt dazu, dass zum Beispiel Photovoltaikenergie für die Elektrifizierung in Entwicklungsländern die mit Abstand preiswerteste Energie darstellt heute. Sie ist billiger als in den meisten Fällen die Wasserkraft oder Dieselkraftwerke und deshalb kann man jetzt tatsächlich eine Revolution starten."

    Und weil das so ist, muss sich nun auch die deutsche Entwicklungshilfe umorientieren. Statt Kohlekraftwerke und Staudämmer sollte sie sich ganz auf erneuerbare Energien konzentrieren, empfehlen die Experten. Dass die Empfehlungen auch mithilfe der Bundesregierung umgesetzt werden, das hoffen die Experten. Mehr als Verordnungen hilft allerdings Einsicht und das Bewusstsein für die Problematik wächst weltweit, sagt Dr. Nebojsa Nakicenovic, der für die Studie international geforscht hat:

    "60 Entwicklungsländer haben sich dazu schon verpflichtet, spezifische Energiemaßnahmen einzusetzen, also das sind die Hoffnungsschimmer, dass so ein Club entsteht, der eine Koalition macht , anstatt, wie wir bis jetzt immer versucht haben, von oben Richtlinien zu geben."

    Der globale Energiebericht sagt, dass ein rascher Umbau der globalen Energiesysteme mit sauberen Energietechnologien eine Steigerung der jährlichen Investitionen von derzeit 1,3 auf 1,7 Billionen USD erfordert. Schon in 10 bis 15 Jahren hätten sich diese Investitionen allerdings gelohnt, weil die erneuerbaren Energien langfristig die wesentlich kostengünstigere Alternative seien.

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