Donnerstag, 25. April 2024

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Eng, dreckig, laut

Das französische Strafsystem wird oft mit einer Aufholjagd verglichen: In den vergangenen zehn Jahren hat das Parlament 29 Strafgesetze verabschiedet. Viele davon im Affekt als Reaktion auf ein besonders schreckliches Verbrechen.

Mit Reportagen von Bettina Kaps | 02.11.2013
    Die Straftatbestände wurden erweitert, die Haftdauer verlängert, für Wiederholungstäter wurden Mindeststrafsätze eingeführt. Das Ergebnis: Die Zahl der Häftlinge steigt stetig und trotz neuer Haftanstalten sind viele Gefängnisse völlig überbelegt. Der jüngste Rekord: Mehr als 68.000 Häftlinge müssen sich 57.000 Plätze teilen.

    Viele schlafen auf Matratzen auf dem Boden. Die Gefängnisse selbst sind oft in katastrophalem Zustand. Der Europarat hat nun festgestellt, dass der kontinuierliche Anstieg der Häftlingszahlen in Frankreich nicht Folge einer gestiegenen Kriminalität ist. Die Zahl der Verbrechen habe sogar abgenommen. Vielmehr seien die Gefängnisse so voll, weil die Law-and-Order-Politik es so wolle. Doch erste Ansätze, eben diese Politik zu ändern, stoßen innenpolitisch auf großen Widerstand.