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Englischer Fußballverband
Mit der Rooney Rule gegen Rassismus

Pro Bewerbungsgespräch für einen Trainerjob mindestens ein Kandidat, der schwarz ist, asiatischer Abstammung oder Mitglied einer ethnischen Minderheit: Mit der sogenannten Rooney Rule will der englische Fußballverband Rassismus bekämpfen und für mehr Diversität sorgen.

Von Friedbert Meurer | 14.01.2018
    No To Racism Banner in einem Fußballstadion.
    Anti-Rassismus-Kampagne im Fußballstadion (imago sportfotodienst)
    Martin Glenn, der Generalsekretär des englischen Fußballverbands FA, entschuldigte sich bei der Stürmerin des Frauen-Nationalteams Enu Aluko. Letztes Jahr kam heraus, was der Trainer der englischen Frauen-Nationalmannschaft zu seiner Spielerin Aluko gesagt hatte: Ihre Verwandten sollten bitte kein Ebola auf der Tribüne ins Wembley-Stadium einschleppen. Ein schlechter Scherz, der Trainer wurde gefeuert und Aluko fühlte sich rehabilitiert. "Ich bin zufrieden und erleichtert. Es war es Wert, das alles durchzustehen, jetzt hat man mir recht gegeben."
    Die Rooney Rule ist keine Quote
    Rassismus im englischen Fußball: Der Verband will das jetzt ernst nehmen und die sogenannte Rooney Rule aus der NFL übernehmen, benannt nach dem früheren Clubeigner in der amerikanischen Football-League, Dan Rooney. "Die Rooney-Rule setzt voraus, dass der Kandidat über die notwendigen Voraussetzungen verfügt", erläutert FA-Generalsekretär Martin Glenn. "Wir werden dann für unsere nationalen Auswahlteams immer einen Kandidaten zum Bewerbungsgespräch einladen, der aus einer ethnischen Minderheit stammt."
    Das Verfahren garantiert also, dass - wenn der Job des Trainers, Co-Trainers oder Torwarttrainers zu vergeben ist - ein Kandidat mit afrikanischem oder asiatischem Hintergrund eingeladen werden soll. Eine Quote ist das aber nicht. Die Rooney Rule gilt auch nur für den Nationalverband, nicht für die Premier League.
    "Ein vielversprechender Anfang"
    Es gibt dort nur einen einzigen dunkelhäutigen Manager, Chris Hughton, vom Premier-League-Aufsteiger FC Brighton. "Das ist ein vielversprechender Anfang. Wir wollen mehr schwarze oder Trainer anderer Minderheiten auf höchstem Level sehen, also auch in der Premier League. Alles was das befördert, ist gut."
    In den vier englischen Profiligen gibt es zur Zeit nur fünf Trainer, die nicht weiß sind. Neben Hughton einer in der zweiten Liga, drei weitere in Liga drei und vier. 25 Prozent aber aller Profis in den englischen Ligen entstammen einer ethnischen Minderheit. Warum gelingt also so wenigen der Sprung auf die Trainerbank?
    In der NFL gilt die Rooney Rule als Erfolg
    Jason Roberts aus Grenada in der Karibik war Stürmer für die Blackburn Rovers und den FC Reading. Heute arbeitet er für den nord-und zentralamerikanischen Fußballverband Concacaf: "Wir müssen auch in die Führungsetagen schauen, also z.B. in die Vorstände. Weniger als ein Prozent dort sind aus einer Minderheiten-Community. Auch dort sollte der englische Verband die Rooney Rule einführen. Dann hätten wir einen Vorstand in der FA, der sich ethnisch divers zusammensetzt."
    In der amerikanischen NFL gilt die Rooney Rule als Erfolg. Nach Einführung der Regel, immer einen Kandidaten einer ethnischen Minderheit zur Bewerbungsrunde einzuladen, stieg die Anzahl von Trainern schwarzer oder lateinamerikanischer Herkunft in der NFL binnen drei Jahren von sechs auf 22 Prozent.