Donnerstag, 28. März 2024

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Ensemble Resonanz
Rabenschwarze Musik

„Alle diejenigen, die meine Musik wirklich lieben, bitte ich, auf eine theoretische Analyse zu verzichten.“ Galina Ustwolskaja wollte nicht, dass man ihr und ihrem Werk zu nahe kommt. Dabei gehört sie zu den faszinierendsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts.

Am Mikrofon: Raoul Mörchen | 12.04.2020
    Das Ensemble Resonanz am 28.01.2020 im Kleinen Saal der Elbphilharmonie - „resonanzen drei - Zungen“
    Das Ensemble Resonanz mit Pianist Alexander Melnikow und Trompeter Jeroen Berwaerts (Jann Wilken)
    Nur fünfundzwanzig Werke hat die 2006 verstorbene Galina Ustwolskaja gelten lassen. Das erste ist ein Konzert aus dem Jahr 1946, entstanden gegen Ende ihres Studiums. Viele typische Eigenschaften des späteren Schaffens sind hier schon präsent: karge Instrumentierung, scharfe Kontraste, extreme Register und Lautstärken, Pausen, Cluster. Von ihrem Lehrer Dmitri Schostakowitsch hat sie sich distanziert, sie hat ihn gehasst und sie hat das öffentlich gesagt. Über die Gründe können wir nur spekulieren. Möglicherweise liegen sie im zwischenmenschlichen Bereich. Denn so erbittert Ustwolskaja gegen Schostakowitsch gewettert hat, so sehr hat der sie wiederum verehrt. In einem Brief an seine einstige Schülerin steht zu lesen: "Nicht Du stehst unter meinem Einfluss, sondern ich unter Deinem." Im Konzert mit Pianist Alexander Melnikow und dem Ensemble Resonanz trafen zwei Werke von Galina Ustwolskaja auf das erste Klavierkonzert ihres Lehrers und auf die "Mysteries of the Macabre" von György Ligeti: drei "Wahnssinnsarien" des Geheimdienstchefs aus Ligetis Oper "Le Grand Macabre" in einer Version für Klavier und Trompete.
    Musikliste:

    György Ligeti: "Mysteries of the Macabre"
    Jeroen Berwaerts, Trompete und Alexander Melnikov, Klavier

    Galina Ustwolskaja: Konzert für Klavier, Streichorchester und Pauken
    Alexander Melnikow, Klavier, das Ensemble Resonanz und Jan Schlichte, Pauken

    Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 c-Moll, op. 35
    Alexander Melnikow, Klavier, und das Ensemble Resonanz

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    Galina Ustvolskaja: Komposition Nr. 1 – "Dona nobis pacem"
    Alexander Melnikov, Klavier, Laura Pou, Piccoloflöte und Jack Adler-McKean, Tuba

    Aufnahme vom 28. Januar 2020 aus dem kleinen Saal der Elbphilharmonie Hamburg
    Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 39 Es-Dur, KV 543
    Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi
    Harmonia Mundi HMM 902629.30 (2CD)