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Entdecker der Wellen

Er machte sichtbar, was Forscher vor ihm nur vermutet und theoretisch-mathematisch berechnet hatten: Der deutsche Physiker Heinrich Rudolf Hertz wies mit seinen Experimenten die Existenz elektromagnetischer Wellen nach, die heute Grundlage vieler physikalischer Forschungen sind und ohne die es weder drahtlose Telegrafie, Radio, Fernsehen noch Mobilfunk gäbe.

Von Andrea Westhoff | 22.02.2007
    Den Namen hat vermutlich jeder schon einmal gehört - vielleicht bei einem Hörtest: Ob wir Töne wahrnehmen, hängt davon ab, wie schnell die Schallwellen schwingen, sprich, wie hoch oder niedrig ihre Frequenz ist. Und das Maß für eine Schwingung pro Sekunde heißt: ein "Hertz", abgekürzt Hz.

    Der Name taucht auch immer wieder im Zusammenhang mit Radioprogammen auf...

    "Deutschlandfunk - auf Ultra-Kurzwelle 97,9 MegaHertz"

    Nur ganz großen Forschern ist es vergönnt, dass ihr Name als wissenschaftliche Bezeichnung verewigt wird. Und zweifellos zählt der am 22. Februar 1857 geborene Heinrich Rudolf Hertz zu den weltweit bedeutendsten Physikern:

    "Er war ein Geist, der ebenso der höchsten Schärfe und Klarheit des logischen Denkens fähig war, wie der größten Aufmerksamkeit in der Beobachtung unscheinbarer Phänomene."

    ...schrieb sein Förderer und Freund, Hermann von Helmholtz.

    Schon sehr früh hatte Heinrich Hertz ungewöhnliche Begabung für Mathematik und Physik gezeigt, aber auch für praktische technische Fragen. Und er galt als besonders fleißig. Trotzdem erzählt eine Anekdote, dass sich Hertz in seinen ersten Studienjahren in München wenig um den Vorlesungsbetrieb kümmerte, sondern lieber Museen und Theater besuchte. Als Entschuldigung schrieb er an seinen Vater in Hamburg:

    "Hier ist leider beständig Feiertag, so dass von einem ordentlichen Kolleg eigentlich keine Rede sein kann"."

    Seine rasante wissenschaftliche Laufbahn behinderte das jedoch nicht. Hertz ging 1878 nach Berlin und promovierte mit Auszeichnung - da war er gerade 23 Jahre alt. Mit 26 wurde er zum Professor in Kiel berufen, beklagte sich aber bald über die dortigen Arbeitsbedingungen:

    ""Für ein Stückchen passenden Platindraht oder eine Glasröhre kann man sich Gott weiß wie lange ablaufen. Dann alles über der jämmerlichen Spirituslampe machen zu müssen ... "

    Denn mittlerweile wollte Hertz vor allem experimentieren. Der Elektromagnetismus"hatte es ihm angetan.

    Es war bereits bekannt, dass man nicht nur mit elektrischem Strom Magnetfelder erzeugen kann, sondern umgekehrt durch Bewegung eines Magneten auch Strom. Der britische Physiker James Clerk Maxwell führte dies auf unsichtbare elektromagnetische Schwingungen zurück und fand die Formel dafür, dass diese sich genau wie Licht und mit derselben Geschwindigkeit wellenartig ausbreiten. Beweisen aber konnte er das nicht.

    Das versuchte nun Heinrich Hertz, 1886 in Karlsruhe, wo er bessere Arbeitsbedingungen gefunden hatte: Er montierte zwei gerade Drahtstücke, jeweils am Ende mit einer Metallkugel versehen, so, dass sich die beiden freien Enden fast in der Mitte berührten, also unterbrochen waren von einer - wie er es nannte - "Funkenstrecke".

    Die Drahthälften setzte er mittels einer batteriebetriebenen Spule unter Strom. Beim An- und Ausschalten kam es zu Entladungen: Bläuliche Funken sprangen zwischen den beiden Kugeln auf dem Draht hin und her. Diese Apparatur war der Sender. Als Empfänger hielt Hertz im Abstand von einem Meter einen einfachen Drahtring in der Hand, der ebenfalls unterbrochen war, also eine "Funkenstrecke" hatte.

    Und jedes Mal, wenn zwischen dem ersten Kugelpaar ein Funke übersprang, knisterte es auch an der Funkenstrecke der weiter entfernten Drahtschleife. Ganz offensichtlich gab also der Sender unsichtbare Wellen ab, die von der Drahtschleife, der Antenne, aufgefangen wurden.

    ""Über Strahlen elektrischer Kraft","

    betitelte Heinrich Hertz seinen Forschungsbericht an die Berliner Akademie der Wissenschaften am 13. Dezember 1888. Mit dieser Entdeckung der elektromagnetischen Wellen hat er die Grundlage für viele spätere wissenschaftliche Erkenntnisse geschaffen und insbesondere die Funktechnik auf den Weg gebracht, ohne die es heute weder Rundfunk noch Fernsehen oder Handys gäbe.

    Den Ruhm allerdings konnte Hertz selbst nicht mehr ernten. Er starb 1894, mit nur 36 Jahren, an einer Blutvergiftung. Eine posthume Ehrung der besonderen Art erwies ihm der russische Physiker Alexandr Popow: Ihm gelang 1896 auf Grundlage der Hertz'schen Erkenntnisse eine drahtlose Übertragung über 250 Meter hinweg. Bei dieser ersten Telegrafie sendete Popow per Morsezeichen den Namen "Heinrich Hertz".