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Enthüllungen im Katzennapf

Das Buch "Katzen würden Mäuse kaufen - Schwarzbuch Tierfutter" liegt auf Eis. Weil der Autor Hans-Ulrich Grimm darin äußerst zweifelhafte Verfahren der Tierfutterproduktion schildert, erwirkte der US-Konzern Masterfoods eine einstweilige Verfügung gegen den Vertrieb.

Von Barbara Glaubitz | 08.03.2007
    Bandscheibenvorfälle, Diabetes und Krebs - Krankheiten, die inzwischen auch traurige Normalität für Vierbeiner geworden sind. Die These des Tierarztes Dr. Dirk Schrader: Krankheiten, die durch Fehlernährung verursacht werden, durch handelsübliches Fertigfutter. Dr. Schrader geht noch weiter: Mit den Umsatzzahlen der Futterindustrie sei die Krebsrate bei Tieren massiv angestiegen. Bis zu 80 Prozent der Todesfälle seien inzwischen krebsbedingt.

    Diese und andere Ergebnisse langer Recherchen hat Hans-Ulrich Grimm in einem Buch zusammengefasst. Eigentlich hätte sein "Schwarzbuch Tierfutter" am 3. März in den Buchhandel kommen sollen, wäre da nicht eine einstweilige Verfügung. Der amerikanische Tierfutterproduzent Masterfoods hat kurz vor Erscheinen des Buches gegen die Aussagen im Pressetext geklagt mit Hilfe einer internationalen Wirtschaftskanzlei. Der kleine österreichische Verlag Deuticke, der das Buch produziert hat, erhob Einspruch: David gegen Goliath. Doch Verlagsleiterin Martina Schmidt gibt nicht klein bei:

    "Wir sind völlig überzeugt, dass wir die Argumente auf unserer Seite haben, weil der Autor nichts in dem Buch sagt, was er nicht auch beweisen kann. Es wird ja selbstverständlich so etwas sehr sorgfältig geprüft. Und es ist ja nicht das erste Buch, das wir in der Richtung veröffentlichen."

    Der Verlag hat eine ganze Reihe von so genannten Schwarzbüchern herausgegeben. Und Hans-Ulrich Grimm habe sehr gewissenhaft gearbeitet. Dabei hat er genau in die Dosen und Näpfe hineingeschaut: Sein Ergebnis: Das leckere Menü für Waldi und Minka besteht zu großen Teilen aus Schlachtabfällen und Tiermehl, die mit Aromen, Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und Farbstoffen angereichert seien, reines Fleisch - Fehlanzeige.

    "Das was im Tierfutter landet, ist auf jeden Fall mit Geschmacksstoffen so verändert, dass Tiere etwas fressen, was sie unter normalen Umständen wahrscheinlich nicht fressen würden. Es gibt ja auch nicht zufällig so viele übergewichtige Haustiere. Die Tiere verlernen teilweise, ihrem natürlichen Fressverhalten zu folgen, und das Ergebnis ist für die Tiere nicht gut und für ihre Besitzer auch nicht, die die Tiere ja gern haben."

    Grimm deckt wahrhaft unappetitliche Experimente auf: Bakterien aus Fäkalien werden mit Erdgas versetzt und reifen dann zu einem Produkt heran, das sich Eiweißfermentationserzeugnis nennt. Das gilt als Fleischersatz. Interessant dabei: Dieser bizarre Fleischersatz ist von der EU-Verordnung zugelassen.

    Die Öffentlichkeit hat derzeit keine Möglichkeit, mehr über die Produktionsweise von Tierfutter zu erfahren. Wegen des schwebenden Verfahrens dürfen keine weiteren Informationen herausgegeben werden. Bis zur Klärung der Anschuldigungen werden die 6000 frisch gedruckten Exemplare in den Räumen des Wiener Verlags liegen. Wann sie in den Handel kommen, ist unklar.