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Entscheidung des Aufsichtsrats
Deutsche Bank trennt sich von Teilen der Postbank

Statt rund 95 Prozent will die Deutsche Bank nur noch zu unter 50 Prozent an der Postbank beteiligt sein. Der Aufsichtsrat hat sich in Frankfurt dafür entschieden, die Beteiligung zu senken – per Komplettverkauf oder der Platzierung größerer Aktienpakete an der Börse. Die Gewerkschaft Verdi will Kündigungen verhindern.

Von Michael Braun | 25.04.2015
    Logo der Postbank vor einer Filiale in Essen.
    Die Deutsche Bank will ihren Anteil an der Postbank halbieren. (dpa / Paul Zinken)
    Es muss eine harte Diskussion im Aufsichtsrat gewesen sein, jedenfalls hat sie bis in die Nacht hinein gedauert. Und dann kam doch das erwartete Ergebnis heraus, es sei einstimmig angenommen worden, teilte die Bank kurz vor Mitternacht mit.
    Die Deutsche Bank trennt sich von der Postbank, wenn auch nicht ganz. Aber sie reduziert ihren Anteil von rund 95 Prozent auf unter 50 Prozent. Sie nennt es "entkonsolidieren". Der Vorteil: Dann muss die Deutsche Bank die Postbank nicht mehr in ihr eigene Bilanz aufnehmen. Vor allem muss sie dann für die Postbank kein haftendes Eigenkapital mehr bereitstellen. Ohne Postbank sinkt die Bilanzsumme des Privatkundengeschäfts bei der Deutschen Bank um rund 60 Prozent, es gehen aber nur 30 Prozent der Erträge weg.
    So zu schrumpfen war ein Ziel der Deutschen Bank, denn die Bankenaufsicht bindet das Eigenkapital an die Bilanzsumme. Wer groß ist, soll eben viel haften. Hohe Haftung bei müde sprudelnden Ertragsquellen – das spart sich eine Bank gerne.
    Zustimmung von Analysten
    Analysten dürften das Ergebnis jedenfalls in der Tendenz befürworten. Stefan Bongardt, Bankanalyst von Independent Research:
    "Es ist eben ein Kreditinstitut, das eben sehr stark abhängig ist von einfachen Bankenprodukten, das heißt Einlagen und Konsumentenkreditgeschäft. Da ist es relativ schwierig, Geld zu verdienen. Das ist auch ein Faktor, der die Postbank zuletzt auch deutlich belastet hat. Man sieht´s auch an der Eigenkapitalrendite nach Steuern. Die war bei der Postbank 2014 bei 4 Prozent, im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank wurden ungefähr 6 Prozent erreicht. Das heißt, eine Postbank ist derzeit nicht so aufgestellt, dass sie eine Deutsche Bank im Privatkundengeschäft weiterbringt."
    Doch dürften solche betriebswirtschaftlichen Überlegungen allein keine Rolle gespielt haben im Aufsichtsrat. Die Arbeitnehmerbank dort wird Widerstand geleistet haben. Auf einer Kundgebung vor der Deutschen Bank, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi organisiert hatte, hatte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, der Konzernbetriebsratsvorsitzende Alfred Herling, die Demonstranten unterstützt in ihrer Forderung nach einem Kündigungsschutz:
    "Gerade vor dem Hintergrund der neuen Strategie oder geschäftlichen Ausrichtungen halte ich das für vollkommen in Ordnung. Und bei mir, liebe Kolleginnen und Kollegen, rennt Ihr offene Türen ein."
    Auswirkungen für Mitarbeiter offen
    Was das nun konkret bedeutet für die gut 14.000 Mitarbeiter der Postbank steht noch nicht fest. Die Deutsche Bank will sich am Montag in einer Pressekonferenz zu ihrer neuen Strategie äußern. Die Quartalszahlen sollen am Sonntag bekanntgegeben werden.
    Die neue Deutsche Bank will sich auf die Vermögensverwaltung für reiche Kunden konzentrieren und vor allem auch auf das Investmentbanking. Andere Banken – Barcley´s, Royal Bank of Scotland, auch Credit Suisse und UBS - haben sich daraus ganz oder teilweise zurückgezogen.
    Da gibt es Marktanteile, die die Deutsche Bank an sich ziehen kann. Sie teilte mit, sie wolle die Umgestaltung ihrer Betriebsmodelle sowie die Führungs- und Aufsichtsstrukturen fortsetzen, um die Effizienz zu steigern und einen stabileren Kontrollrahmen zu schaffen. Sie will die Investmentbanker also offensichtlich an strengere Zügel nehmen. Die Milliarden an Strafzahlungen lassen grüßen.